Bei dem Begriff „japanische Uhrmacherei“ denken die meisten wahrscheinlich sofort an billige Quarzuhren. Aber jeder, der sich ein wenig in der Branche auskennt, weiß, dass es bei den japanischen Uhrenherstellern noch viel mehr zu entdecken gibt. Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts werden in Japan mechanische Uhren gefertigt. Die japanische Uhrmachertradition ist damit zwar nicht so alt wie die der Schweiz, aber mindestens ebenso interessant. Wenn Sie mit der japanischen Kultur vertraut sind, wissen Sie bereits, dass die Japaner großen Wert auf Präzision und Handwerkskunst legen. Schauen wir uns an, wie sich dies in der Geschichte der ersten japanischen Uhrenmarken widerspiegelt.
Die erste japanische Uhr wurde 1879 hergestellt, aber erst als Kintaro Hattori 1892 die Seikosha Co. Ltd. gründete, begann man Uhren in größeren Stückzahlen zu produzieren. Bestimmt kommt Ihnen die erste Hälfte des Firmennamens bekannt vor. In der Tat handelt es sich bei Hattori um den Gründer von Seiko, der heute berühmtesten japanischen Uhrenmarke. Im Jahr 1913 stellte das Unternehmen seine erste Armbanduhr vor: die Laurel. Dieses Modell war ursprünglich für Offiziere der japanischen Armee bestimmt und wurde von einem Taschenuhrwerk angetrieben. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Laurel den Beginn der japanischen Tradition in der Herstellung bemerkenswerter Armbanduhren markierte. Japanische Uhrmacher ließen sich bei der Uhrenkreation zunächst von westlichen Marken inspirieren – vor allem von Schweizer Uhren. Erst 1960, mit der Entwicklung von Seikos „Grammatik des Designs“ und der Einführung der Modelle Grand Seiko und King Seiko, erhielt die japanische Uhrmacherkunst eine eigene Identität. Dies war nur ein Aspekt des Strebens nach Exzellenz, für das die japanischen Uhrenhersteller bekannt sind.
1969 erschien Seiko Astron – die erste Quarzuhr der Welt. Dieses Ereignis stellte die Uhrenbranche komplett auf den Kopf. Die Quarztechnik verbinden wir in erster Linie mit preisgünstigen Uhren. Tatsächlich aber war die Astron das Ergebnis des besagten Strebens nach Exzellenz, in diesem Falle des Wunsches nach verbesserter Ganggenauigkeit. Die Quarzuhr eroberte die Welt im Sturm und zwang die Schweizer Uhrenindustrie in die Knie. Die Uhrenwelt, wie man sie bis dato kannte, existierte nicht mehr, und die japanische Uhrmacherei wurde zum Synonym für billige, massenproduzierte Quarzuhren. In den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren schließlich erholte sich der Schweizer Uhrensektor wieder. Gleichzeitig keimte in der japanischen Uhrenindustrie die Leidenschaft für die mechanische Uhrmacherei wieder auf. Viele japanische Uhrenmarken – große wie kleine – haben sich seither in der Uhrenbranche einen Namen gemacht.
The besten japanischen Uhren-Marken
Seiko
Von Seiko haben die meisten Leute schon einmal gehört, auch wenn sie ansonsten nicht viel über Uhren wissen. Diese Uhrenmarke genießt in der Branche hohes Ansehen und ist dafür bekannt, in Sachen Handwerkskunst und Innovation immer wieder neue Maßstäbe zu setzen. Das Markenportfolio von Seiko besteht aus fünf verschiedenen Produktlinien, von denen die Prospex-Serie mit professionellen Taucheruhren die berühmteste ist. Auf Platz zwei im Beliebtheitsranking steht die elegante Presage-Kollektion, gefolgt von den wunderbaren und erschwinglichen Zeitmessern der Reihe Seiko 5 Sports. In dieser Reihe finden sich auch einige der farbenprächtigsten Uhren, die aus verschiedenen Kooperationen entstanden sind. An vierter Stelle steht die Astron-Kollektion, die innovatives Design mit der neuesten Technologie kombiniert. Und schließlich wären da noch die Retro-Uhren der Serie King Seiko – eine Hommage an die fabelhaften Zeitmesser der 1960er-Jahre. Es ist buchstäblich für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei.
Grand Seiko
Während King Seiko mit zu Seiko gehört, handelt es sich bei Grand Seiko um eine eigenständige Marke innerhalb des Seiko-Konzerns. Das Unternehmen wurde 1960 mit dem Ziel gegründet, die besten Uhren der Welt zu produzieren. Vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört, wie in den 60er-Jahren der erbitterte Konkurrenzkampf zwischen King Seiko und Grand Seiko einige grandiose mechanische Zeitmesser hervorbrachte. Im Zuge der Quarzkrise wurden viele dieser Projekte auf Eis gelegt, der Name Grand Seiko jedoch blieb bestehen und hat sich seither zu einer renommierten Luxusmarke entwickelt. Die Uhren von Grand Seiko gehören zum Besten, was der Markt heute zu bieten hat. Sie zeichnen sich durch ihr bemerkenswertes Design sowie atemberaubende mechanische, Spring Drive- und Quarzwerke mit hoher Ganggenauigkeit und beispielloser Verarbeitung aus. Diese Eigenschaften haben Grand Seiko zu einer Marke für echte Connaisseure gemacht.
Credor
Während Grand Seiko in Sachen Technik brilliert, bietet Credor ein Höchstmaß an Luxus. Die Marke gehört ebenfalls zur Seiko Gruppe und hat eine Reihe unglaublicher Uhren im Programm, die sich einzigartiger Materialien und technischer Verfahren bedienen. Das Ergebnis ist schlichtweg spektakulär. Für viele Uhrenliebhaber ist Credor noch ein relativ unbekannter Name, aber wenn Sie einmal eine Credor in natura gesehen haben, werden Sie sie nicht mehr vergessen. Die Handwerkskunst, die sich in diesen Uhren widerspiegelt, ist das absolut Beste, was die japanische Uhrmacherei zu bieten hat.
Orient
Eine weitere bekannte japanische Uhrenmarke ist Orient. Orient ist zwar Teil der Seiko Gruppe, gehört aber zu einem anderen Unternehmensbereich als Seiko und Grand Seiko. Dennoch wird die Marke oft mit dem Namen Seiko in Verbindung gebracht. Orient existiert bereits seit 1950 und bietet großartige Uhren mit einem fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis – ein Pluspunkt für viele Uhrenfans. Darüber hinaus ist die Kollektion der Marke sehr umfangreich, sodass für jeden etwas dabei ist.
Citizen
Die zweite große Marke der japanischen Uhrenindustrie neben Seiko ist Citizen. Sie ist ebenfalls vor allem für ihre billigen, massenproduzierten Quarzuhren bekannt, hat aber auch eine lange Tradition in der Herstellung mechanischer und solarbetriebener Uhren. Citizen bietet eine Reihe von mechanischen Profi-Taucheruhren an, von denen einige zu hochgeschätzten Klassikern gehören. Insgesamt verfügt Citizen über eine breite Kollektion stilvoller und sehr erschwinglicher Uhren. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Uhrwerkshersteller La Joux-Perret hat Citizen auch einige teurere High-End-Uhren entwickelt.
Casio und die G-Shock
1983 stellte Casio sein Modell G-Shock vor, das zu einem kulturellen Phänomen und einem großen kommerziellen Erfolg wurde. Heute, 40 Jahre später, produziert die japanische Uhrenmarke weiterhin nach dem „Triple 10“-Konzept, d. h. ihre Uhren müssen einen Fall aus 10 Metern Höhe überstehen, bis 10 bar (100 m) wasserdicht sein und eine Batterielebensdauer von 10 Jahren aufweisen. Bei Casio steht die Funktion an erster Stelle – Kulturphänomen hin oder her. In den letzten zehn Jahren hat sich die G-Shock mit der Einführung neuer luxuriöser Materialien, erstklassiger Verarbeitung und innovativer Funktionen auch einen exklusiveren Kundenkreis erschlossen.
Minase
Auch einige faszinierende kleinere Indie Brands sind in der japanischen Uhrenindustrie vertreten. Mit ihrer Innovationskraft setzen sie in der Branche neue Maßstäbe. Zu den bekanntesten gehört hier die Marke Minase, die 2005 gegründet wurde. Minase steht für außergewöhnliche Gehäusedesigns und höchste Verarbeitungsqualität. Der ehemalige japanische Premierminister Shinzō Abe trug eine Minase, und Uhrenfans auf der ganzen Welt haben die Marke ins Herz geschlossen.
Hajime Asaoka
Hajime Asaoka ist einer der bekanntesten und angesehensten unabhängigen Uhrmacher Japans. Asaoka ist Autodidakt und erlernte das Handwerk durch die Lektüre des Buchs Watchmaking des weltberühmten Uhrmachers George Daniels und durch das Ansehen zahlloser YouTube-Videos. Die Zeitmesser, die er kreiert, sind technologische Wunderwerke, die das Beste der unabhängigen High-End-Uhrmacherei mit unglaublicher Detailgenauigkeit verbinden.
Kurono Tokyo
Sie sind ein Fan von Hajime Asaoka, verfügen aber nicht über das nötige Budget? Dann sehen Sie sich doch einmal die Marke Kurono Tokyo an. Diese wurde von Asaoka gegründet und bietet erschwingliche Zeitmesser, die mit Uhrwerken von Drittherstellern ausgestattet sind, aber denselben hohen uhrmacherischen Standards genügen, auf die Asaoka so großen Wert legt. Zwar arbeitet der Meister nicht selbst an den Uhren, aber sie alle tragen seinen Namen auf dem Gehäuseboden – ein Gütesiegel, welches belegt, dass die erschwinglichen Uhren nach seinen Maßstäben gefertigt wurden. Dies hat Kurono Tokyo zu einer der beliebtesten kleineren Marken bei echten Uhrenfans gemacht.
Kikuchi Nakagawa
Die letzte kleine unabhängige Marke, über die ich sprechen möchte, ist Kikuchi Nakagawa. Der Name der Marke setzt sich aus den Nachnamen der Uhrmacher Yusuki Kikuchi und Tomonari Nakagawa zusammen – zwei wahre Meister ihres Fachs. Auf eine Uhr von Kikuchi Nakagawa müssen Sie acht bis zehn Jahre warten. Wenn Sie allerdings die Zeit und das Geld dafür haben, bekommen Sie eine Uhr, die schier atemberaubend ist. Die Uhrendesigns sind von den Klassikern von Patek Philippe und Vacheron Constantin inspiriert, haben jedoch einen eigenen Touch und sind in Sachen Verarbeitung absolute Topklasse.
Kikuchi Nakagawa bildet den perfekten Abschluss dieser Liste japanischer Uhrenmarken. Wenn Sie mehr über das unglaubliche Kompetenzniveau in der japanischen Uhrenindustrie erfahren möchten, dann nehmen Sie sich doch einfach eine der Marken auf dieser Liste vor und begeben Sie sich auf Entdeckungsreise. Sie werden schnell den einzigartigen Blick fürs Detail und die grandiosen handwerklichen Fertigkeiten erkennen, die diese fabelhaften Uhren aus Japan auszeichnen. Das Land der aufgehenden Sonne ist ein großartiger Markt, den es zu erkunden gilt. Machen Sie sich darauf gefasst, einige der beeindruckendsten Zeitmesser zu entdecken, die gegenwärtig zu finden sind.
