Die Nautilus von Patek Philippe hat bei vielen Uhrenliebhabern den Status eines heiligen Grals. Dies gilt vor allem für Drei-Zeiger-Modelle aus Edelstahl, da diese dem von Gérald Genta entworfenen Original aus dem Jahr 1976 am ähnlichsten sind. Von Beginn an war die Nautilus alles andere als günstig. Patek bewarb die Uhr sogar mit dem Slogan „Eine der weltweit kostspieligsten Uhren besteht aus Stahl“.
Doch in den vergangenen Jahren sind die Preise für die Nautilus regelrecht explodiert und in geradezu absurde Höhen geklettert. Nur zur Erinnerung: wir reden hier von einer relativ simplen Edelstahluhr mit drei Zeigern und Datum … Was macht die Nautilus also so besonders, dass Menschen bereit sind, Summen im sechsstelligen Bereich für sie auszugeben? Schauen wir uns die Sache einmal genauer an.
Wie kommen die Preise für die Nautilus zustande?
Patek Philippe ist ein alteingesessener Schweizer Uhrenhersteller und gilt neben Audemars Piguet und Vacheron Constantin als einer der „Großen Drei“ in der Luxusuhrenwelt. Uhren der Manufaktur besitzen also einiges an Prestige und das lässt sich Patek ordentlich bezahlen.
Die gebotene Qualität ist dafür jedoch auf dem allerhöchsten Niveau. Das Motto des Herstellers lautet seit jeher „Klasse statt Masse“. So legt Patek nicht nur Wert auf hochwertigste Materialien, sondern auch auf höchste Verarbeitungsstandards. Um dies zu erreichen, hat der Uhrengigant einen großen Teil seiner knapp 2.400 Mitarbeiter selbst ausgebildet. Je nach Berufszweig kann eine solche Ausbildung mehrere Jahre in Anspruch nehmen und kostet eine Menge Geld. Eigene Kaliber zu entwickeln ist ebenfalls eine langwierige und kostspielige Angelegenheit, ganz zu schweigen von den hochpräzisen Fertigungsanlagen, die zum Teil auch selbst entwickelt werden müssen.
Zusätzlich hat dieses Streben nach der bestmöglichen Qualität den Effekt, dass Patek ein relativ geringes Produktionsvolumen besitzt. Pro Jahr stellt die Manufaktur insgesamt maximal 60.000 Uhren her. Zum Vergleich: Mitbewerber Rolex produziert im Jahr geschätzt bis zu 1 Mio. Uhren. Die Zeitmesser von Patek Philippe sind also verhältnismäßig selten und damit exklusiv.
All diese Faktoren fließen natürlich in die Kalkulation der Uhren mit ein. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Listenpreis von 30.400 EUR für die finale Auflage der Nautilus 5711/1A durchaus angemessen.
Listenpreis vs. Marktpreis
Die Sache hat allerdings einen Haken: Aufgrund der geringen Stückzahlen, welche die heiligen Patek-Hallen jährlich verlassen, ist es im Grunde fast unmöglich, eine Nautilus zum offiziellen Listenpreis zu bekommen. Wartezeiten von acht bis zehn Jahren sind bei den Patek-Konzessionären an der Tagesordnung – vorausgesetzt natürlich, man schaffte es überhaupt auf eine der Wartelisten.
Die Nachfrage übersteigt die Verfügbarkeit der Uhr im stationären Handel um ein Vielfaches, weswegen viele Sammler und Uhrenenthusiasten sich auf dem freien Markt umsehen. Gemäß den Regeln von Angebot und Nachfrage bewegen sich die Preise hier von jeher über dem Listenpreis, allerdings lange Zeit in einem normalen Rahmen. So konnte man eine Nautilus 5711/1A-010 mit dem ikonischen dunkelblauen Zifferblatt im August 2017 auf Chrono24 noch für unter 34.000 EUR kaufen.
Seither ziehen die Preise jedoch unaufhaltsam an. Im August 2020 lag der Durchschnittspreis bereits bei über 60.000 EUR. Als Patek-Boss Thierry Stern Ende 2020 ankündigte, die 5711 ersatzlos aus dem Programm zu streichen, entwickelte sich eine regelrechte Hysterie. Berichte von Rekordpreisen bei Auktionen heizten die Stimmung zusätzlich an und Spekulanten, die die Nautilus als lukratives Investment mit Traumrenditen ausgemacht hatten, taten ein Übriges. In der Folge kletterten die Preise auf dem freien Markt von einem Allzeithoch zum nächsten. Zwischenzeitlich wurde die Uhr zu Summen von mehr als 200.000 EUR gehandelt.
Mittlerweile hat sich der Markt wieder etwas beruhigt. Allerdings kostet die 5711/1A-010 im Herbst 2024 mit ca. 125.000 EUR immer noch ein Vielfaches des damaligen Listenpreises.
Muss es immer die 5711 sein?
Bei dem ganzen Hype um die 5711 vergessen viele, dass die Kollektion Nautilus noch einige andere Modelle zu bieten hat. Ein Beispiel für ein aktuelles Edelstahlmodell ist die Nautilus 5726/1A-001 mit grauem Zifferblatt. Sie bietet den klassischen Nautilus-Look und bringt zudem einen Jahreskalender sowie eine Mondphasenanzeige mit – und das alles zu einem Marktpreis von knapp über 100.000 EUR. Auch das Schwestermodell 5726/1A-014 mit blauem Zifferblatt ist mit knapp 117.000 EUR deutlich günstiger als die 5711/1A.
Im Vintage-Bereich können Sie ebenfalls Uhren zu interessanten Preisen finden. Genannt sei hier die Nautilus 3800/1A, die Sie – Stand Oktober 2024 – für etwa 60.000 EUR auf Chrono24 kaufen können. Patek stellte die Uhr von 1980 bis 1990 her. Im Gegensatz zur 5711 besitzt die 3800 einen kleineren Durchmesser von 37 mm, was sie auch für Damen interessant macht.
Und dann wäre da noch die 5711-Nachfolgerin mit der Referenz 5811/1G-001. Die Uhr sieht ihrer Vorgängerin zum Verwechseln ähnlich, ist jedoch einen guten Millimeter größer und besteht aus Weißgold. Zudem verbaut Patek in der 5811/1G das überarbeitete Kaliber 26-330 S C. Im Herbst 2024 liegt der Preis für diesen Zeitmesser bei ca. 145.000 EUR.
Fazit
Die Patek Philippe Nautilus war schon immer eine kostspielige Uhr. Dafür überzeugt das Modell mit überdurchschnittlicher Verarbeitungsqualität und dem prestigeträchtigen Markennamen einer der angesehensten Uhrenmanufakturen der Welt. Geringe Verfügbarkeit und jahrelange Wartelisten im stationären Handel führen jedoch dazu, dass die Nautilus auf dem freien Markt nur mit satten Preisaufschlägen zu haben ist. Ob Ihnen die Uhr jedoch das Fünf- oder Sechsfache des offiziellen Listenpreises wert ist, müssen Sie selbst entscheiden.