Das Schöne an Uhren ist ihre Beständigkeit. Viele Modelle überdauern ganze Generationen. Sie können Geschichten erzählen von ihren Besitzern, von Familien und vom Erreichen besonderer Meilensteine im Leben. Nicht selten sind diese Geschichten genau so besonders wie die perfekte Technologie dieser Zeitmesser. In der fast unüberschaubar großen Welt der Uhren schaffen es nur wenige Modelle, echte Legenden werden. Wir widmen uns in dieser Serie einigen der bekanntesten unter ihnen. Eine Uhr mit ganz besonderer Geschichte macht in diesem Artikel den Anfang: die Omega Speedmaster.
Die Omega Speedmaster ist eine der berühmtesten Uhren, die jemals hergestellt wurden. Zu verdanken hat sie es ihrer Funktion in einem der wichtigsten Momente der Zeitgeschichte: Sie war dabei, als Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 als erste Menschen den Mond betraten. Die Geschichte der Speedmaster beginnt aber noch ein bisschen vor der Mondlandung. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen kleinen Überblick über die Geschichte dieser besonderen Uhr und blicken zurück auf ihren Weg, eines der begehrtesten Modelle überhaupt zu werden. Omega hat in den vergangenen 60 Jahren eine Vielzahl an Speedmaster-Modellen veröffentlicht. Es ist unmöglich, sie alle in nur einem Artikel vorzustellen. Vielmehr ist dies eine generelle Übersicht der Serie, mit Fokus auf die Omega Speedmaster Professional (Moonwatch). Als erste Uhr auf dem Mond wird sie unvergessen bleiben. Doch wir wollen nicht vorgreifen, deshalb lassen Sie uns den Anfängen zurückgehen — mehr als ein Jahrzehnt vor die erste Mondlandung.
Wie alles anfing: die Omega Speedmaster
Im Jahr 1957 veröffentlichte Omega drei Uhren, die sich zu absoluten Klassikern der Marke und der Uhrenwelt entwickelt haben. Das Dreigespann bestand aus Omega Seamaster 300 (CK2913), Omega Railmaster (CK2914) und Omega Speedmaster (CK2915). Die Speedmaster war als Sportchronograph entworfen worden und im Design inspiriert von den Armaturen im Cockpit italienischer Sportwagen der 1950er-Jahre. Der sportliche Look ist charakteristisch für das Modell: ins Gehäuse integrierte, gestreckte Bandanstöße, ein schwarzes Zifferblatt und große pfeilförmige Zeiger.
Als die Speedmaster vorgestellt wurde, war sie der erste Armband-Chronograph, der die Tachymeter Skala auf der Lünette hatte statt auf dem Zifferblatt — ein Feature, dass speziell für Rennfahrer entwickelt wurde. Betrieben wird die Uhr vom legendären Omega Kaliber 321 mit Schaltrad-Chronographen. Omega nutzte dieses Werk, das auf dem Lemania Kaliber 2310 basierte, bis ins Jahr 1968. Für viele Uhrenliebhaber ist diese original Speedmaster so etwas wie der „Heilige Gral“ unter den Uhren. Viele Exemplare gibt es davon nicht mehr, schließlich wurde sie nur zwei Jahre lang hergestellt und das ist bereits 60 Jahre her. Sollte man das Glück haben und eine davon finden, muss man mit einem Preis zwischen mehreren Zehntausend oder sogar mehreren Hunderttausend Euro rechnen — wenn sie in gutem Zustand ist.
Die Anfänge der Raumfahrt
Es war nie das erklärte Ziel von Omega, dass die Speedmaster als erste Uhr auf den Mond zu bringen. Die Zusammenarbeit mit der NASA begann mit Einführung des zweiten Modells der Reihe: der Ref. CK2998. Sie ersetzte die original Ref. 2915 zwei Jahre, nachdem sie auf den Markt gekommen war. Die NASA Astronauten Walter Schirra und Gordon Cooper kauften sich beide eine CK2998 für ihre Einsätze in der Raumfahrt. Schirra trug seine Speedmaster an Bord der Sigma 7 während der Mercury-Atlas-8-Mission im Oktober 1962. Es war das erste Mal, dass eine Speedmaster mit ins All flog.
Die Uhr, die Geschichte schrieb
Der Höhepunkt der Raumfahrt-Geschichte der Speedmaster war die Apollo-11-Mission. Mit dabei waren die Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins. Alle drei trugen eine Omega Speedmaster Professional auf ihrer Reise zum Mond. Armstrong und Aldrin, die beide den Mond betraten, trugen während der ganzen Mission eine Omega Speedmaster Professional Ref. 105.012. Aber nur Aldrin nahm sie mit auf seine Erkundungstouren auf der Mondoberfläche. Collins blieb mit seiner Speedmaster Ref. 145.012 auf der Kommandobrücke. Es waren historische Momente und sie sind bis heute in Erinnerung geblieben.
Die Omega Speedmaster Ref. 105.012 wurde von da an zu der Speedmaster weiter entwickelt, wie wir sie heute kennen. Bereits zuvor hatte Omega weiße Baton-Zeiger für eine verbesserte Lesbarkeit in der Speedmaster Kollektion eingeführt. Für die 105.012 verwendete Omega ein größeres 42-mm-Gehäuse. Außerdem kamen größere, vom Gehäuse geschützte Drücker und ein Flankenschutz hinzu. Auch das Wort „Professional“ war neu, es wurde der „Omega Speedmaster“ Beschriftung hinzugefügt. Die Speedmaster Ref. 145.012 ist der 105.012 sehr ähnlich, sie hat aber größere Drücker. Beide Modelle gelten als echte Moonwatches und werden zu einem Preis von rund 7.500 EUR gehandelt.
Das Geheimnis des Erfolges
Um den Erfolg der Omega Speedmaster Professional zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, was das Design der Uhr so erfolgreich gemacht hat. Weshalb wurde die Uhr seit Einführung im Jahr 1964 kaum verändert? Und warum konnte auch die Vorstellung der Ref. 105.012 ihren Erfolg nichts anhaben? Das Geheimnis des Erfolgs des Designs der Speedmaster ist die Kombination von perfekt aufeinander abgestimmten Elementen. So ist der Kontrast von schwarzem Zifferblatt und weißen Baton-Zeigern sehr schön gewählt, er schafft eine angenehm gute Lesbarkeit. Zum Anderen hat es Omega geschafft, ein Zifferblatt zu gestalten, deren drei Hilfszifferblätter immer gut zu sehen sind, unabhängig davon, wo Stunden- und Minutenzeiger stehen. Möglich machen das die schlanken Zeiger und die geschickte Platzierung der minimalistischen Design-Elemente. Der ganze Look ist aufgeräumt, praktisch und angenehm für die Augen. Dabei bleibt er absolut typisch für eine Speedmaster. Diese Uhr hat nicht nur Geschichte geschrieben, sie hat sich für immer einen Platz in den Herzen von Uhrenliebhabern und Sammlern gesichert. Sie hat das legendärste Chronographen-Design überhaupt.
Die Speedmaster Professional nach der Mondlandung
Der Nachfolger der legendären Moonwatches war die Omega Speedmaster Ref. 145.022 aus dem Jahr 1968. Es war die erste Speedmaster, die nicht mehr mit dem berühmten Omega Kaliber 321 produziert wurde. Verbaut wurde in der neueren Speedmaster Professional das schlichtere und weniger teure Omega Kaliber 861, ein Chronographenwerk mit Nocken-Hebelsystem. Notwendig wurde diese Änderung, um der gestiegenen Speedmaster Nachfrage nach der Mondlandung gerecht zu werden. Außerdem waren für schweizerische Hersteller zu jener Zeit gewisse Anpassungen nötig, um beim aufkommenden Hype um Quarzuhren konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Speedmaster Ref. 145.022 wurde für Omega zu einem technologischen und kommerziellen Erfolg. Als erste Speedmaster, die der Schweizer Uhrenhersteller nach der Mondlandung vorstellte, war sie Teil der Space Shuttle Missionen im Jahr 1978. Ersetzt wurde sie von der Ref. 145.0022, die von 1982 bis 1988 produziert wurde. Ab dem Jahr führte Omega Referenznummern ein, die aus dem neuen PIC (Product Identity Code) bestanden. Die nächste Speedmaster Professional hatte damit die Referenznummer 3590.50. Der Nachfolger, die 3570.50 wurde von 1996 bis 2014 hergestellt. Die größten Veränderungen am Modell war 1997 die Einführung des Omega Kalibers 1861 — eine leicht überarbeitete Version des Kalibers 861 — sowie die Verwendung von Superluminova anstelle von Tritium für die Beschichtung von Zifferblatt und Zeigern.
Die aktuelle Speedmaster Professional
Werfen wir nun einen Blick auf die aktuelle Omega Speedmaster Professional. Im Jahr 2014 präsentierte Omega eine neue Speedmaster Professional in einem „Komplettset“. Neben der Uhr beinhaltet das Set eine große Präsentationsbox, eine Lupe und zwei zusätzliche Armbänder samt Werkzeug zum Austauschen. Diese neueste Moonwatch hat die Referenz 311.30.42.30.01.005. Auch diese Uhr kommt im bewährten Speedmaster Design, das seit über fünf Jahrzehnten unverändert geblieben ist. Die aktuelle Speedmaster Professional ist im Grunde genommen identisch mit der ersten Uhr der Serie aus dem Jahr 1964. Einerseits ist dies dem beispiellosen Erfolg der Uhr geschuldet, andererseits ist es ein Beleg für Omegas Antrieb, Uhren mit beeindruckender Geschichte herzustellen. Schwer zu glauben, dass es in den 1990er-Jahren einige leitende Verantwortliche bei Omega gab, die die Herstellung der Speedmaster einstellen wollten.
Glücklicherweise kam es dazu aber nicht. Im Jahr 2017 feierte Omega das sechzigjährige Bestehen der Serien Speedmaster, Seamaster 300 und Railmaster jeweils mit Jubiläumsmodellen. Die Speedmaster-Edition erinnert hierbei an die original Speedmaster aus dem Jahr 1957. Für ein Jubiläumsmodell der legendärsten aller Speedmaster-Uhren müssen Sie sich allerdings noch bis 2019 gedulden. Dann jährt sich die Mondlandung zum 50. Mal — man darf davon ausgehen, dass Omega mit etwas Besonderem kommen wird, um ihre Moonwatch gebührend zu feiern.
In diesem Artikel haben wir uns ausführlich mit der Speedmaster Professional befasst. Es gibt jedoch weitere interessante Speedmaster Modelle. Omega hat diverse Versionen hergestellt, jede von ihnen mit einer eigenen Geschichte und nicht unbedingt mit Bezug auf die legendäre Moonwatch. Ein Blick auf die aktuelle Speedmaster Kollektion zeigt eine große Vielfalt von erhältlichen Uhren. Die neueste Moonwatch ist hierbei nicht einmal die technologisch am weitesten entwickelte. Technisch überlegen ist zum Beispiel die Keramik Speedmaster „Dark Side Of The Moon“. Außerdem gibt es einige limitierte Moonwatches zu entdecken — zum Beispiel die Speedmaster Snoopy Modelle. Alle diese Uhren gehören zur Omega Speedmaster Geschichte. Schauen Sie sich um und suchen Sie sich Ihr persönliches Lieblingsmodell aus. Die Preise der Kollektion starten bei rund 4.300 EUR. Einen Teil einer der wohl legendärsten Uhrengeschichten — die Geschichte der Omega Speedmaster Professional — bekommt man also für einen überaus fairen Preis.
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