03/20/2019
 4 Minuten

Eine Einführung in die Baselworld 2019

Von Tom Mulraney
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Foto: Baselworld

Für einen Uhrenliebhaber wie mich gibt es keine spannendere Veranstaltung als die Baselworld. Der Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) ist zwar um einiges eleganter und luxuriöser, er ist aber bei Weitem nicht so groß und umfangreich wie die Baselworld. Zumindest war es immer so. In den letzten Jahren musste die Show einiges an Kritik einstecken. Aussteller und Besucher warfen den Veranstaltern vor, die Messe sei nicht mehr zeitgemäß. Die Baselworld steht unter Druck: Sie muss den Rückzug einiger großer Hersteller verkraften und sich gegen kleinere, agilere Shows weltweit durchsetzen. Wird also 2019 das Jahr der Veränderungen, wird es gelingen, den Abwärtstrend zu stoppen? Oder werden die angekündigten Anpassungen hierfür nicht ausreichen?

Die Zeit wird es zeigen. Bis dahin lesen Sie hier alles Wissenswerte über die Baselworld und was Sie unserer Meinung von der diesjährigen Ausgabe erwarten können – und was nicht.

Was ist die Baselworld?

Baselworld
Foto: Baselworld

Diejenigen, die sich seit längerer Zeit in der Uhrenszene bewegen, gehen in der Regel davon aus, dass jeder weiß, was die Baselworld ist. „Normale“ Leute haben meist nur eine vage Vorstellung von der Messe, wenn sie denn überhaupt schon von ihr gehört haben. Für Leser, für die die Welt der Uhren noch neu ist, stellen wir die Messe hier vor und erklären die wichtigsten Hintergründe.

Der Veranstalter, die MCH Group, die auch die Art Basel in Basel, Miami Beach und Hong Kong organisiert, hat der Baselworld 2019 den Untertitel „The Premiere Show“ gegeben. Begonnen hat es 1917 mit einer Messe, auf der Uhren und Juwelierskunst nur ein Teil von mehreren waren: die Schweizer Mustermesse Basel (muba). Insgesamt 831 Unternehmen haben an der ersten Messe teilgenommen, das ganze Spektrum der Schweizer Wirtschaft wurde präsentiert. Mit der heutigen, glamourösen Luxusuhrenmesse hatte die damalige Veranstaltung nichts gemein.

Baselworld
Foto: Baselworld

Es dauerte bis in die 1970er- und frühen 1980er-Jahre, dass die Baselworld zu der weltweit Messe für Uhren und Juwelierskunst wurde. Zu ihren Hochzeiten stellten über 2.000 Marken auf der Messe aus, der Besucherrekord lag bei über 100.000 — Zahlen, die sich ändern sollten. Im letzten Jahr kamen weniger als 700 Hersteller zur Baselworld, als Folge wurde die Messe auf eine Dauer von zwei Tagen verkürzt. Die Besucherzahlen gingen gleichermaßen zurück und die Kritik an der Veranstaltung nahm zu.

Was war geschehen?

Es gibt mehr als einen Grund für die aktuellen Probleme der Baselworld. Viele machen ein Missmanagement in der Führung der MCH Group dafür verantwortlich. So war auch niemand vom Rücktritt der langjährigen Managerin Sylvie Ritter im Mai 2018 überrascht. Andere halten die teils räuberischen Geschäftspraktiken der Hotellerie in und um Basel für die Probleme mitverantwortlich. Es ist nicht unüblich, dass zum Teil der zehnfache Preis für ein Hotelzimmer aufgerufen wird. Bars und Restaurants ziehen hier gerne mit und mutieren in den Messetagen zu den teuersten „Gourmettempeln“ des Landes.

Welche Gründe es am Ende auch sind, eines ist klar: Die Messe hat sich den sich ändernden Ansprüchen der Konsumenten nicht angepasst, ebenso wenig denen der Aussteller. Die Marken haben reagiert und sich zum Teil von der Messe zurückgezogen. Es war eine Sensation, als die Swatch Group Mitte 2018 bekannt gab, dass keine ihrer 18 Marken an der Baselworld 2019 teilnehmen werden. Mit dabei einige wichtige Namen wie Omega, Longines, Tissot, Breguet und Blancpain. Auch andere sind 2019 nicht dabei: Raymond Weil, Corum, Maurice Lacroix und weitere.

Die Reaktion?

Baselworld
Foto: Bert Buijsrogge

Der unerwartete Abgang eines der wichtigsten Partner der Messe war ganz klar der Wendepunkt für die Baselworld. Kurz darauf verkündete die MCH den Rücktritt von CEO René Kamm. Für Veränderung und einen neuen Aufschwung soll nun der neue Manager der Baselworld sorgen: Michael Loris-Melikoff. Und die von ihm angekündigten Veränderungen wurden bislang recht positiv aufgenommen. So führte er Verhandlungen mit den Hotels und Restaurants der Stadt, um die Wucherpreise auszubremsen. Auch musste er die Lücke füllen, die durch das Fehlen der Swatch Group in Halle 1 entstanden ist. (Man hört, dass dort ein neues Medienzentrum entstehen soll. Neue Restaurants, Bars und Lounges versorgen die Besucher in einer parkähnlichen Umgebung).

Außerdem überzeugte er die verbleibenden großen Marken wie Rolex, Patek Philippe und die LVMH Group weiterhin auf die Baselworld zu setzen. Kleinere unabhängige Marken, die die Ausstellungskosten in der Vergangenheit nicht mehr tragen oder einfach keinen Platz mehr ergattern konnten, holte er wieder zurück ins Boot. Eine gute Nachricht für Uhrenliebhaber, die an neuen und innovativen Produkten interessiert sind. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass diese meist von den kleinen, dynamischeren Marken gezeigt werden.

Das Wichtigste, das Loris-Melikoff mitbringt, ist jedoch die Fähigkeit und der Wille zuzuhören – den Ausstellern, den Medien und den Besuchern.

Wird das reichen?

Diese Frage stellt sich natürlich jeder. Die Baselworld hat ein verblüffendes und zum Teil auch verwirrendes Video präsentiert, das zeigt wie die Show ab dem Jahr 2020 aussehen wird. Besucher sollen bereits in diesem Jahr einen ersten Eindruck dieser Vision zu sehen bekommen, was laut Veranstalter eine komplett neue Messeerfahrung sein wird.

Ob ich davon überzeugt bin, dass die Baselworld dieses Jahr etwas wirklich Neues, Besseres zu bieten hat als in den Vorjahren? Vielleicht. Ob ich glaube, dass das reichen wird, um die etwas in die Jahre gekommene Art, Produkte zu präsentieren, wieder relevant zu machen? Nein, nicht wirklich.

Doch wie ich bereits eingangs schrieb: Die Zeit wird es zeigen. Wir als Chrono24-Team fahren auch dieses Jahr wieder hin. Freuen Sie sich auf unsere kommenden Artikel zur Baselworld 2019 und unseren ungefilterten Blick auf die Show.

Lesen Sie weiter

Baselworld 2018: Die besten Uhren für weniger als 10.000 EUR

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Über den Autor

Tom Mulraney

Ich wuchs in den 1980er- und 90er-Jahren in Australien auf. In der Stadt, in der ich lebte, gab es keine nennenswerte Uhren-Szene. Lediglich ein Händler hatte …

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