08/18/2022
 6 Minuten

Chrono24 Buyer’s Guide für die Rolex Explorer

Von Sebastian Swart
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Sie gilt als Ikone der Uhrenwelt und blickt auf eine fast 70-jährige Geschichte zurück: die Rolex Explorer. Die Historie dieser Uhr ist untrennbar mit der wohl bedeutendsten Mount-Everest-Expedition in den frühen 1950er-Jahren verbunden, deren Sponsor Rolex war. Am 29. Mai 1953 gelang dem Neuseeländer Sir Edmund Hillary zusammen mit dem nepalesischen Bergsteiger Tenzing Norgay die Erstbesteigung des höchsten Bergs der Erde. Während der Expedition trug Hillary – so wird es angenommen – eine Rolex Oyster Perpetual bei sich, die das lebensgefährliche Abenteuer zu Testzwecken bis in eine Höhe von fast 9.000 Meter unbeschadet überstand. Diese auch als Pre-Explorer bezeichnete Uhr stand später Pate für die von vielen anerkanntermaßen erste Explorer mit der Referenznummer 6350, die Rolex später im Jahr 1953 präsentierte. 

Der 6350 folgte mit kleinen Veränderungen die 6610, die Rolex zwischen 1955 und 1959 produzierte. Deren Nachfolgerin (Ref. 1016) erschien 1960 und hatte eine Produktionszeit von 29 Jahren – die mit Abstand längste Bauzeit einer Explorer. Während wir diese frühen Referenzen in dem Bereich Vintage-Uhren verorten können, ist die 1989 vorgestellte Referenz 14270 die erste „moderne“ Explorer mit entsprechenden Eigenschaften, wie einem Deckglas aus Saphirkristall und einem Uhrwerk, das es auf 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h) bringt. Die Vorgängerinnen mussten mit einer Frequenz von nur 18.000 A/h bzw. 19.800 A/h auskommen. 

Die 2001 vorgestellte Referenz 114270 verfügt über einige Updates am Uhrwerk, sowie „Solid End Links“, Bandanstöße aus massivem Edelstahl, statt dem zuvor verwendeten Stahlblech. Zwischen 2010 und 2016 produzierte die Genfer Manufaktur die Explorer 214270. Während die Vorgängerinnen noch einen Durchmesser von 36 mm besaßen, kam mit dieser Referenz erstmals eine Explorer auf den Markt, die neben einer Reihe technischer Neuerungen eine Gehäusegröße von 39 mm aufweist. Rolex stellte dieses Modell 2021 ein und lancierte zwei neue Varianten, die weitere Updates bieten und wieder über das altbewährte 36-mm-Gehäuse verfügen. Seit 2021 ebenfalls neu im Programm: eine Bicolor-Explorer aus Gold und Edelstahl, die Referenz 124273. 

Basisdaten zur Rolex Explorer Ref. 124270
Basisdaten zur Rolex Explorer Ref. 124270

Für Viele ist die Explorer die ideale Luxussportuhr, die aufgrund ihrer Vielseitigkeit zu allen Anlässen eine gute Figur macht. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass eine Investition in die Uhr fast immer gut angelegtes Geld ist. Schauen wir uns die wichtigsten Referenzen einmal im Detail an. 

Vintage Explorer 6350 und 1016

Gut erhaltene Exemplare der zwischen 1953 und 1955 produzierten Explorer 6350 sind extrem selten und somit sehr begehrt. Die Uhr bietet all das, was fast alle späteren Explorer-Modelle bis heute auszeichnet: ein Oyster-Case mit einem Durchmesser von 36 mm, das typische Oyster-Armband, ein schwarzes Zifferblatt mit arabischen Zahlen bei 3,6 und 9 sowie ein nach unten gerichtetes Dreieck auf der 12-Uhr-Position. 

Rare and sought-after: the Explorer ref. 6350
Selten und begehrt: Explorer, Ref. 6350

Es gibt verschiedene Ausführungen dieser Referenz. Sie können Exemplare mit schlanken Stabzeigern genauso finden wie solche mit den bis heute charakteristischen Mercedes-Zeigern. Auch sind Uhren dieser Referenz auf dem Markt, die entweder ein strukturiertes Wabenzifferblatt (aka Honeycomb Dial) besitzen oder bereits mit einem glatt lackierten Zifferblatt ausgestattet sind. Wann und warum Rolex die eine oder andere Variante verwendete, fällt heute in den spekulativen Bereich. Im Innern gibt das automatische und bereits Chronometer-zertifizierte Kaliber 775 den Takt vor. Dieses Uhrwerk tickt mit gemächlichen 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). 

Die Explorer 1016 ist weitaus verbreiteter, da sie zwischen 1960 und 1989 über einen Zeitraum von fast 30 Jahren produziert wurde. Ein berühmter Träger dieser Referenz ist der Buchautor Ian Fleming, der sogar seinen Geheimagenten James Bond mit einer Rolex ausgestattet hat. Laut Flemings Beschreibung des Zeitmessers in seinem ersten Roman, handelt es sich um genau diese Referenz, auch wenn der Protagonist durch Filme später für seine Submariner bekannt wurde. 

Frühe Explorer 1016 sind mit dem erstmals als „Superlative Chronometer Officially Certified“ bezeichneten Kaliber 1560 ausgestattet, das weiterhin mit 18.000 Halbschwingungen tickt. Dieser Schriftzug befindet sich auch auf den Zifferblättern der 1016, das es über die vielen Jahre in einer ganzen Reihe verschiedener Varianten gab. Die Unterschiede finden sich – typisch Rolex – in vielen kleinen Details, denn das Grunddesign blieb immer gleich. Einer der vielleicht auffälligsten Unterschiede ist die Ausführung der oberhalb des Rolex-Schriftzugs aufgedruckten Krone. Diese fällt mal größer, mal kleiner aus. Außerdem besitzen einige Modelle einen sogenannten Chapter Ring auf dem Zifferblatt, der die Minuterie umkreist. Bis etwa 1967 verwendete Rolex zudem sogenannte Gilt Dials. Bei diesen Blättern wurden sämtliche Schriftzüge sowie die Minutenmarkierungen in das Zifferblatt geätzt, wodurch diese goldfarben sind. Bei der Produktion der Zifferblätter nutzte Rolex außerdem mal glänzende, mal matte Lacke. 

Ian Fleming's watch and Bond's first wrist companion: the Rolex Explorer ref. 1016
Ian Flemings Uhr und erste Wahl für James Bond: Rolex Explorer Ref. 1016

Ab Mitte der 1960er-Jahre befindet sich ein Kaliber 1570 in der Uhr, das eine leicht erhöhte Unruhfrequenz von 19.800 Halbschwingungen bietet. Rolex fügte dem Werk in den 1970ern noch einen Sekundenstopp hinzu. Es blieb unverändert bis zum Ende der Produktion im Jahr 1989 in der 1016. 

Der Durchschnittspreis für eine gebrauchte Explorer 6350 liegt auf Chrono24 bei rund 45.000 EUR, während eine 1016 „bereits“ für knapp oberhalb von 20.000 EUR zu haben ist. Wenn Sie sich für eines dieser Modelle interessieren, sollten Sie bei Unsicherheiten einen Experten zu Rate ziehen. Über die Jahre sind die meisten Exemplare durch viele Hände gegangen und haben oft unzählige Uhrmacher gesehen. Für einen guten Werterhalt ist die Authentizität von großer Bedeutung und sollte eingehend geprüft werden. 

Die Explorer-Referenzen 14270, 114270 und 214270

1989 war ein wichtiges Jahr für die Explorer, da Rolex einige grundlegende Änderungen präsentierte, welche die Uhr in die Moderne führten. Zunächst ersetzte die Manufaktur bei der Explorer 14270 das bisher verwendete Plexiglas durch ein kratzfestes Deckglas aus Saphirkristall. Die Indizes auf dem Zifferblatt sind seitdem nicht mehr aufgedruckt, sondern appliziert. Sie bestehen aus 18 Karat Weißgold und sind ab Ende der 1990er-Jahre statt mit Tritium mit Superluminova gefüllt. Exemplare, die Rolex bis 1991 fertigte, tragen den Spitznamen Blackout, da der Hersteller für die arabischen Zahlen bei 3, 6 und 9 einen schwarzen Lack verwendete, der über der Luminova aufgebracht ist. Seit etwa 1994 ist die 14270 zudem die erste Explorer mit geschlossenen Hörnern, die bei den Vorgängerinnen noch durchbohrt waren. 

Transition from vintage to modern: the Rolex Explorer ref. 14270 with a blackout dial
Übergang von Vintage zu modern: Rolex Explorer Ref. 14270 mit Blackout-Zifferblatt

Eine weitere wichtige Änderung fand im Innern der Uhr statt. Rolex ersetzte das Kaliber 1570 durch das Kaliber 3000, das nun mit zeitgemäßen 28.800 Halbschwingungen (A/h) tickt. 

Rolex stellte die Explorer 14270 im Jahr 2001 ein und ersetzte das Modell durch die Referenz 114270, die sich bis etwa 2010 im Programm der Manufaktur befand. Optisch ist die Uhr identisch mit ihrer Vorgängerin – sie ist jedoch mit dem Kaliber 3130 ausgestattet, das über einige kleine Updates verfügt. Mit der 114270 erhielt das Armband der Explorer zudem massive Bandanstöße sowie die von Rolex patentierte Fliplock-Schließe. 

Rolex wagte im Jahr 2010 einen großen Schritt und führte mit der Explorer Ref. 214270 eine Variante ein, die einen Gehäusedurchmesser von 39 mm besitzt. Gestalterisch blieb alles beim Alten, während Rolex der großen Explorer ein neues Uhrwerk spendierte. Das Kaliber 3132 ist mit einer Paraflex-Stoßsicherung sowie einer blauen Parachrom-Spirale ausgestattet. Hierdurch ist das Werk besser vor starken Stößen, Temperaturschwankungen und Magnetfeldern geschützt. Eine weitere Neuerung befindet sich auf dem Zifferblatt. Statt der bisher verwendeten Superluminova kommt bei der 214270 die bläulich leuchtende Leuchtmasse Chromalight zum Einsatz. Wer genau hinsieht, erkennt zudem, dass die Zeiger ein wenig verlängert wurden. Rolex stellte die Produktion dieser Referenz 2021 ein. 

The first and last (?) 39-mm Rolex Explorer: the reference 214270
Die erste und bisher letzte Explorer mit einem Durchmesser von 39 mm – Ref. 214270

Auch wenn seit Mitte 2022 fallende Preise bei einigen Luxusuhren zu beobachten sind, entwickelt sich der Wert der hier genannten drei Referenzen sehr gut. Eine 14270 im ausgezeichneten Zustand und inkl. Zubehör können Sie im Sommer 2022 für unter 10.000 EUR kaufen. Für ein Exemplar mit Blackout Dial ist mitunter das Doppelte dieses Betrags drin. Die Nachfolgerin (Ref. 114270) ist bereits für etwa 8.500 EUR zu haben, während Sie für die 39 mm große 214270 etwa 11.500 EUR einplanen sollten. 

Seit 2021 – Explorer 124270 und 124273

Back to the roots with the 36-mm ref. 124270
Back to the Roots mit der Ref. 124270 und 36 mm Gehäusedurchmesser

Rolex machte, was die Größe der Explorer betrifft, mit der aktuellen Referenz 124270 im Jahr 2021 eine Kehrtwende. So besitzt das Modell wieder den moderaten Gehäusedurchmesser von 36 mm. Wie schon die 114270 ist auch das aktuelle Modell mit einem lackierten Glanzzifferblatt ausgestattet und rein optisch mit dieser Referenz nahezu identisch – typisch für die äußerst behutsame Modellpflegepolitik der Manufaktur. 

Das Uhrwerk allerdings bietet wieder neue Features: So spendierte Rolex der Uhr das neue Kaliber 3230, das neben einer Chronergy-Hemmung eine zeitgemäße Gangreserve von 70 Stunden bietet. Mit der zeitgleich vorgestellten Explorer 124273 sorgte Rolex für großes Aufsehen. Dieses Modell ist die erste jemals präsentierte Explorer im Bicolor-Stil aus Edelstahl und Gelbgold. Technisch ist diese Uhr mit der Edelstahlvariante identisch. 

Aktuelle Wertentwicklung der Rolex Explorer 124270 in der Chrono24 Watch Collection

Die neuen Referenzen sind über offizielle Konzessionäre kaum verfügbar und lange Wartelisten sind die Regel. Entsprechend gestalten sich die Preise auf Chrono24. So sollten Sie für eine neuwertige 124270 im Full Set mit einem Preis von rund 9.500 EUR gegenüber der UVP von 6.650 EUR rechnen. Das Bicolor-Modell liegt bei etwa 13.000 EUR (UVP 10.400 EUR) 

The Rolex Explorer ref. 124273: the first two-tone Explorer
Rolex Explorer Ref. 124273: Seit 2021 die erste jemals produzierte Bicolor-Explorer

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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