01/26/2017
 4 Minuten

Eine besondere Uhr mit Geschichte sammeln ― und diese zu seiner eigenen machen

Von Jorg Weppelink
Panerai Luminor Marina
Panerai Luminor Marina, Bild: © Bert Buijsrogge

Sammeln im Allgemeinen sowie das Sammeln von Uhren im Speziellen erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit und das nicht erst seit kurzem. Viele berühmte Persönlichkeiten haben sich bereits vor langer Zeit zum Sammeln geäußert. Sei diese Äußerung positiv oder negativ – sie zeigt, dass das Sammeln an sich seit jeher ein beliebtes Thema ist. Nehmen wir zum Beispiel folgendes Zitat: „Besitz ist die intimste Beziehung, die man zu Objekten haben kann. Nicht, dass sie in ihm lebendig würden ― der Sammler ist es, der in ihnen lebendig wird.”

So oder so ähnlich hat bereits der deutsche Philosoph Walter Benjamin das Sammeln beschrieben. Wie lässt sich das nun auf die Welt der Uhren übertragen?

Hierzu stelle ich Ihnen folgende Frage: Könnten Sie einen Mann anhand der Uhr beschreiben, die er trägt? Sehr wahrscheinlich können Sie das! Doch die wirklich interessanten Geschichten sind die, bei denen es nicht nur um eine einzelne Uhr geht. Das Zitat von Walter Benjamin beschreibt bestens, dass eine Uhrensammlung viel aussagekräftiger ist als nur eine einzelne Uhr. Eine Uhrensammlung spricht Bände über eine Person, eine Familie oder eine Ära.

Omega Uhrensammlung
Omega Uhrensammlung, Bild: Fratellowatches

Lassen Sie uns die Motivation einiger unterschiedlicher Sammlertypen näher beleuchten.

Zunächst gibt es da Sammler, die Uhren als Statussymbole sammeln. Eine Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet am Handgelenk zeigt überall auf der Welt: Sie haben es geschafft!

Andere Sammler legen ihr Geld in Uhren an. Sie spekulieren darauf, dass ein Modell begehrt wird und deshalb im Wert steigt. Hier gibt es den einfachsten Weg – eine Rolex kaufen. Interessanter ist es aber, bestimmte Modelle anderer Hersteller zu wählen, bei denen Sammler glauben, diese Uhren könnten ein lukratives Investment sein.

Schließlich gibt es Uhrensammler, die aus Liebe zum Design, aus Leidenschaft für die Technik und wegen der Mythen hinter den Uhren sammeln. Häufig kommt der Impuls, eine Sammlung aufzubauen, aus einer persönlichen Erfahrung. Wenn wir hier genauer hinschauen, werden wir einen bestimmten Sammlertyp ausmachen, der ein bestimmtes Uhrenmodell sammelt, das ihn besonders fasziniert. Wir konzentrieren uns auf ein paar sehr gesuchte Sammlerlieblinge und schauen, was so begehrenswert an diesen Uhren ist.

Rolex Submariner

Die Rolex Submariner ist Gegenstand vieler beachtenswerter Geschichten, die schon vor ihrer Markteinführung 1954 begonnen haben. Im Oktober 1953 brachte das Institut für Tiefseeforschung in Cannes einen Report zu verschiedenen Tests mit dieser Uhr heraus. In diesem stand, dass es keine Anzeichen für Rost oder Undichte gegeben habe. Eben diese praktischen Features machten die Uhr nicht nur für Taucher interessant, sondern waren auch perfekt für Leute, die eine Uhr suchten, die im Alltag und beim Sport einfach ein bisschen etwas aushält.

Über die Jahre kamen viele berühmte und für Sammler interessante Versionen auf den Markt. Zum Beispiel die Submariner mit der Referenznummer 6538, die Sean Connery in den James-Bond-Filmen „007 jagt Dr. No”, „Liebesgrüße aus Moskau”, „Goldfinger” und „Feuerball” trägt.  Oder die Submariner mit der Referenznummer 5512, die erste mit Flankenschutz und einem großen 40-mm-Gehäuse, deren Zifferblatt der Schriftzug „Superlative Chronometer, Officially Certified” zierte. Die Referenznummer 5513 kam dann mit einem eigens für diese Uhr entwickelten Werk und neu designtem Flankenschutz.

Viele Sammler hätten gerne mal die Submariner mit der Referenznummer 1680 in der Hand. Die von 1966 bis 1973 gefertigten Rolex Submariner-Modelle mit rotem Schriftzug auf dem Zifferblatt sind für viele Uhren-Sammler der heilige Gral. Um eins von den genannten Modellen ergattern zu können, müssten Sie schon sehr tief in die Tasche greifen, denn diese gibt es nicht für kleines Geld.

Panerai Luminor

Eine weitere unter Sammlern sehr begehrte Taucheruhr ist die Panerai Luminor. Die Geschichte von Panerai reicht bis 1860 zurück, aber erst 1936 brachte der italienische Uhrenhersteller einen Prototypen der Panerai Radiomir auf den Markt, die von Kampftaucher-Kommandos der italienischen Marine getragen wurde. 1950 wurde dann die Luminor als Nachfolgerin der Radiomir lanciert – ihr Charakteristikum war der berühmte Kronenschutzbügel.

Erst seit 1993 werden Panerai-Uhren öffentlich gehandelt. Bis dahin belieferte der Hersteller ausschließlich die italienische Marine. Dennoch wurde die große Uhr aufgrund ihrer bemerkenswerten Geschichte schnell zur Ikone. Glühende Anhänger und Sammler der Marke – auch als Paneristi bekannt – versuchten schon bald an die älteren Modelle zu kommen, die nur für die Marine produziert wurden.

Besonders beliebt sind die älteren Modelle mit dem Kaliber Rolex Cortebert 618. Sammler nahmen diese Panerai Modelle unter die Lupe und fanden heraus, dass es fünf Versionen dieses Werkes gibt, die sich nur in Nuancen voneinander unterscheiden. Wenn Sie eine davon in die Finger bekommen, werden Sie merken, dass alle fünf etwas Besonderes sind.

Weitere gesuchte Panerai Modelle sind jene mit dem Kaliber Angelus 240, welches das Rolex 618 später ersetzte. Panerai wechselte zu Angelus wegen der beachtlichen Gangreserve von 8 Tagen. Ein Merkmal, das auch heutige Panerai-Modelle auszeichnet.

Omega Speedmaster Professional

Schließlich muss die Omega Speedmaster Professional erwähnt werden. Dieses Modell ist als Moonwatch bekannt, denn sie war die erste Uhr auf dem Mond. Als Buzz Aldrin seinen Fuß 1969 auf die Mondoberfläche setzte, trug er eine Speedmaster Professional – eine bessere Geschichte für eine Uhr kann es wohl kaum geben. Die Speedmaster erblickte 1957 das Licht der Welt und entwickelte sich über nun fast sechs Jahrzehnte zur absoluten Ikone.

Von 1957 bis 1968 wurde sie vom Kaliber 321 angetrieben. Diese Modelle sind heute sehr beliebt unter Sammlern. 1968 ersetzte Omega das Kaliber 321 durch das 861. Viele Sammler würden gerne so eine Version der Speedmaster in ihre Sammlung aufnehmen.

Andere beliebte Modelle sind die Speedmaster Professional Apollo 11 Edition zum Jahrestag der Mondlandung. Sie wird alle 5 Jahre neu aufgelegt. Oder die Snoopy, die 2003 auf den Markt kam. Bereits 2015 war es nicht leicht, sie zu bekommen.

Das sind nur drei von vielen Uhren, die sehr beliebt unter Sammlern sind. Was verbindet diese Uhren? Die außergewöhnlichen Geschichten und der dadurch erlangte Bekanntheitsgrad. Es erscheint nur logisch, dass die Nachfrage nach diesen Uhren extrem hoch ist. Allerdings wäre es zu einfach zu glauben, die Geschichten seien ausschließlich dafür verantwortlich, dass Menschen just diese eine Uhr sammeln wollen. Es sind vielmehr die individuellen Storys die hinter jedem einzelnen Sammler stehen. Und es ist am Ende wieder wie bei Benjamin, die Geschichte des Sammlers, die in der Uhr weiterlebt.


Über den Autor

Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

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