Halten Sie sich fest: Ich habe mir 17.000 Longines-Uhren angeschaut, um die fünf wichtigsten Modelle für jede Sammlung zu finden! Doch war es die Mühe wert?
Wie viele von Ihnen wissen, hatte Longines 2023 ein verdammt gutes Jahr. Zudem haben sie einen der umfangreichsten Kataloge aller Uhrenmarken – der Traum eines jeden Vintage-Liebhabers. Schätzungsweise wurden im Laufe der Zeit etwa 50 Millionen Seriennummern angelegt, die bis ins Jahr 1867 zurückreichen, und über diese erfahren Sie kostenlos alles, was Sie über Ihre alte Longines-Uhr wissen müssen! Nach der Durchsicht einiger iPhone-Fotos konnten die Mitarbeiter mir sagen, dass es sich bei einer mysteriösen Uhr von mir um eine Referenz 4822 handelt, die 1975 von einem Händler in Spanien verkauft wurde.
Zwar ist Longines als Luxusmarke der Einstiegsklasse bekannt, doch wenn Sie bei Chrono24 nach absteigenden Preisen sortieren, werden Sie feststellen, dass Longines auch einige seltene, spektakuläre und auktionsreife Stücke zu bieten hat. John Goldberger, der vielleicht einflussreichste Uhrensammler der Welt, hat sogar ein Buch über die Marke geschrieben. Das alles bildet eine gute Grundlage für unser Anliegen, nämlich eine Sammlung der fünf bemerkenswertesten Longines-Uhren in allen wichtigen Kategorien zusammenzustellen.
1. Der Taucher: Legend Diver
Die neue Longines Legend Diver bietet 300 m Wasserdichtigkeit, ein militärisches Erbe und sieht offen gesagt besser aus als die Konkurrenz von Tudor und Omega. Dieses Modell stammt aus den 1950er-Jahren, und obwohl Longines relativ spät in die Entwicklung von Taucheruhren eingestiegen ist, sind einige ihrer frühen Modelle einfach atemberaubend (Ultra-Chron ist dabei mein persönlicher Favorit). Inzwischen hat Longines mit seinem Angebot an Taucheruhren den Rest der Branche eingeholt, und Käufer können heute aus so beliebten Varianten wie der Skin Diver, der HydroConquest oder der modernen Ultra-Chron wählen.
Die Bekannteste ist jedoch Longines Legend Diver, auf die ich immer wieder zurückkomme. Die Vintage-Versionen dieser Uhr sehen zwar toll aus, sind aber recht teuer und nicht für den täglichen Gebrauch geeignet. Longines hat das Modell im Laufe der Jahre einige Male neu aufgelegt, allerdings oft in zu großen oder zu kleinen Versionen sowie mit Datumsfenstern, die in die Mitte des Zifferblatts wanderten. Die neueste Longines Legend Diver verzichtet dagegen auf das Datumsfenster, um einen aufgeräumteren Auftritt zu ermöglichen, und kommt mit einem Durchmesser von 39 mm daher.
Die drehbare Innenlünette ist nicht so praktisch wie die übliche Tauchlünette, wertet die Uhr jedoch ein wenig auf, sodass man zwar etwas von der Unterwasserfunktionalität einbüßt, die Uhr aber dafür auch beim Restaurantbesuch nicht unpassend aussieht. Und seien wir mal ehrlich, was ist das wahrscheinlichere Szenario?
2. Der Chronograph: 13ZN
Das 1913 eingeführte Modell 13.33Z war der erste Chronograph, der für das Handgelenk konzipiert wurde, was insbesondere bei militärischen Anwendungen von Vorteil war, da die Hände dadurch frei waren. Er war auch der erste Flyback-Chronograph und fungierte als Testballon für das beliebtere Longines-Kaliber 13ZN. Interessant ist auch, dass keine andere Marke versuchte, einen eigenen Flyback-Chronographen zu entwickeln, bis zwanzig Jahre später die Breguet Type XX auf den Markt kam. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die 13.33Z der erste Chronograph mit zwei Drückern war. Das ist ein ziemlich pikantes Detail, wenn man bedenkt, dass Breitling auf seiner Website öffentlich behauptet, der Erfinder des Zweidrücker-Chronographen zu sein.
Auch wenn das 13.33Z in vielerlei Hinsicht ein bahnbrechendes Kaliber war, sind die späteren 13ZN- und 30CH-Versionen die besser erhältlichen und häufiger gesammelten Chronographen. Es gibt sie in einer Vielzahl von Zifferblatt- und Gehäusevarianten und, wie bei allen Vintage-Modellen, auch in einer großen Preisspanne, abhängig vom Zustand.
Das aktuelle Longines-Portfolio bietet eine breite Palette an Chronographen zu sehr moderaten Preisen. Viele von ihnen sind stark an das Erbe der Marke angelehnt. Aber wenn es um den wichtigsten Longines-Chronographen für diese Liste geht, dann führt kein Weg an der 13ZN vorbei.
3. Die Dresswatch: Dolce Vita
In unserer Dresswatch-Kategorie werde ich Ihnen eine Uhr vorstellen, die ich der üblichen Cartier Tank vorziehen würde.
Longines hat eine große Auswahl an Dresswatches, die sich gut anbieten, wenn Sie eine solche in Ihre Sammlung aufnehmen wollen, aber nicht viel Geld für eine eher selten getragene Uhr ausgeben möchten. Wenn Sie etwas suchen, das einer Calatrava oder einer Cartier Tank ähnelt, dann hält Longines passende Varianten für Sie bereit. Für den Anfang reicht eine Suche nach „Longines Calatrava“ oder „Longines Tank“ auf Chrono24.
Die Modellreihe, für die ich mich entscheiden würde, ist die Dolce Vita, aber wir müssen hier genau unterscheiden. Die meisten Dolce Vita-Uhren sind… in Ordnung. Sie ähneln Uhren von anderen Marken, die sich an ein weibliches Publikum wenden: einfach, elegant, jedoch ohne viel Fantasie in der Ausführung.
Aber dann gibt es da die Referenz L5.669.6. Das ist eine Uhr aus 18 Karat Weißgold mit Handaufzug und einigen der schönsten klassischen Zeiger und Indizes, die ich je gesehen habe. Die Abmessungen sind denen der Cartier Tank sehr ähnlich, und sie ist nur etwa 7 mm hoch. Wenn man bedenkt, dass vergoldete, batteriebetriebene Cartier Tanks für das Zwei- oder Dreifache gehandelt werden, weiß man das gute Preis-Leistungs-Verhältnis von Longines zu schätzen.
4. Der Allrounder: Spirit Zulu Time GMT
Für den täglichen Gebrauch haben Sie zwei Hauptoptionen: die Conquest und die Spirit Zulu Time. Ich persönlich mag zwar das 38 mm große Neo-Vintage-Modell Hour Angle, das an die Longines-Uhr von Charles Lindberg erinnert. Dies ist jedoch schon ein ganz besonderer Stil, der den Meisten vielleicht etwas zu unruhig erscheinen mag. Die neue Conquest dagegen sieht viel toller aus als sie eigentlich müsste. Es gibt auch Chronographenversionen, aber ich bevorzuge die klare Ablesbarkeit der Drei-Zeiger-Uhr mit Datum. Sogar das Datumsfenster, das Element, mit dem man schnell ein schönes Zifferblatt ruinieren kann, ist hier wunderbar diskret. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Abmessungen mit 41 mm Durchmesser und 49 mm Lug-to-Lug etwas üppig sind.
Die Zulu Time ist in einem schlankeren 39-mm-Gehäuse oder einem größeren 42-mm-Gehäuse erhältlich. Sie haben die Wahl zwischen drei Farben für das Armband. Und auch wenn sie online nicht auf viel Gegenliebe stieß, finde ich die Hodinkee-Edition aus Titan ziemlich hübsch. Die Details und die Verarbeitung der Zulu Time sind zwar nicht ganz auf dem Niveau der Conquest, dafür gibt es die zusätzliche Funktionalität der GMT-Komplikation.
Beides sind preisgünstige Optionen im Einzelhandel. Ich hoffe zwar, dass Longines die Conquest wieder in einer Größe unter 40 mm auf den Markt bringt, gebe bis dahin aber der Zulu Time den Vorzug als Alltagsuhr von Longines.
5. Der Exzentriker: Longines Serge Manzon
Bei einem so umfangreichen Katalog wie dem von Longines weiß man, dass da auch einige wunderbar verrückte Uhren dabei sind, also wollen wir uns bei der fünften Uhr für unsere Sammlung einen kleinen Spaß erlauben. Ich bin ein Fan der entlegenen Winkel der Longines-Archive, und es gibt zwei Exemplare, die ich meiner persönlichen Sammlung hinzufügen möchte.
Das Erste ist eine Uhr mit einem geheimnisvollen Zifferblatt, die Comet. Sie besitzt einen dicken Pfeil als Stundenzeiger sowie einen wandernden Punkt für die Minuten. Das Mysteriöse besteht darin, dass man sich zunächst nicht sicher ist, wie sich die Zeiger bewegen. Sonderbarerweise sind es die unterliegenden Scheiben, die sich drehen, und nicht die Zeiger selbst.
Doch die absolut skurrilsten Longines-Uhren stammen aus dem Skizzenblock des französischen Künstlers Serge Manzon. In den 1970er-Jahren schuf er eine skulpturale Kollektion von Longines-Uhren, die so aussehen, als gehörten sie ins Museum of Modern Art. Sie sind nicht die besten Zeitanzeiger, dafür aber unglaublich geschmackvoll.
