Qualitativ gibt es bei Uhren große Unterschiede und es ist manchmal schwer zu sagen, wie hochwertig eine Uhr wirklich ist. Invicta-Modelle können Sie wohl grundsätzlich unter „Ablage P“ verbuchen. Uhren aus dem Hause George Daniels bieten dagegen grundsätzlich hervorragende Qualität. Aber für alles dazwischen sind ein paar Faustregeln hilfreich, damit Sie sicher sein können, nur ausgezeichnete Qualität zu kaufen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt kein Patentrezept, um die Qualität einer Uhr zu bestimmen. Für Dresswatches gelten etwa ganz andere Kriterien als für Funktionsuhren. Im Grunde müssen Sie sich fragen, welche Uhr ihrem Einsatzzweck am besten gerecht wird. In diesem Artikel erläutern wir einige allgemeine Qualitätsanzeichen sowie wichtige Kriterien für die verschiedenen Uhren-Kategorien.
Qualitätskriterien für Taucheruhren
Wir beginnen mit den Taucheruhren. Taucheruhren sollten aufgrund ihres Einsatzgebiets bestimmte technische Eigenschaften aufweisen: Dazu gehören u. a. eine Wasserdichtigkeit von mindestens 100 m (10 bar, 328 Fuß), eine einseitig drehbare Lünette zur Tauchzeitbestimmung und eine gute Ablesbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen. Mehr als bei jedem anderen Uhrentyp bestimmt bei Taucheruhren die Funktion die Form, und die Verarbeitungsqualität ist das A und O. Am schnellsten lässt sich die Qualität einer Taucheruhr anhand der beweglichen Teile überprüfen, d. h. der Lünette und der Krone. Die Lünette sollte sich robust anfühlen und gut einrasten und die Krone sollte beim Aufziehen und Drehen nicht wackeln. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist eine helle und langlebige Leuchtmasse. Daneben tragen z. B. eine zuverlässige Schließe und ein Kronenschutz dazu bei, dass die Uhr auch nach längerer Nutzung wie neu aussieht.
Qualitätskriterien für Dresswatches
Bei Dresswatches liegt das Hauptaugenmerk auf Proportionen und Details. Uhren dieser Kategorie sollten über schlanke Gehäuse, eine ausgewogene Zifferblattgestaltung und charakteristische Merkmale wie geformte Bandanstöße, elegante Zeiger oder guillochierte Zifferblätter verfügen. Die hochwertigsten Dresswatches werden von Hand verziert und die meisten bestehen aus Edelmetallen. Vergoldete Uhren sollten Sie übrigens eher meiden, da das Gold mit der Zeit verblasst und der Stahl darunter zum Vorschein kommt. Bei Dresswatches gibt es recht wenige Qualitätskriterien. Sie sollten auf den ersten Blick schlicht daherkommen, aber bei näherer und längerer Betrachtung eine gewisse Tiefe aufweisen.
Qualitätskriterien für Chronographen
Zu den Chronographen geben wir hier nur einen knappen Überblick, da ihre Qualität hauptsächlich vom Uhrwerk abhängt. Dieses Thema sprengt jedoch den Umfang dieses Artikels. Lemania, Valjoux und andere Hersteller bieten großartige Chronographenkaliber. Hier muss definitiv recherchiert werden. Das Zifferblatt eines Chronographen sollte idealerweise viele Informationen bieten, ohne zu überladen zu wirken. Außerdem sollten die Drücker leichtgängig sein und tadellos funktionieren.
Allgemeine Qualitätskriterien: Ein Beispiel
Einige der genannten Punkte möchte ich gern am Beispiel meiner Seiko Presage Cocktail Time veranschaulichen. Sie war meine erste selbst gekaufte mechanische Uhr und hat mich nur ein paar hundert Euro gekostet. Da ich damals offenbar befürchtete, dass mir jemand ins Handgelenk schießt, ist meine Seiko mit einem Kevlar-Armband ausgestattet. Das franst übrigens aus, es ist also eindeutig nicht von optimaler Qualität.
Diese Dresswatch aus Stahl hat einen Durchmesser von etwa 40 mm und ist 12 mm dick. Ihr Zifferblatt ist durchbrochen, sodass man die Hemmung sehen kann. Für manche mag das eine Spielerei sein, aber für mich als frisch gebackenen Uhrenfan war es faszinierend.
Die Uhr selbst zeigt, im Gegensatz zum Armband, eine handwerkliche Qualität, wie man sie bei einer Uhr für ein paar hundert Dollar nicht unbedingt erwarten würde. Das schwarze Zifferblatt besteht aus mehreren Schichten und hat einen espressofarbenen Unterton, der im Licht durchscheint. Die Stundenmarkierungen sind appliziert und abgeschrägt, um das Licht schön einzufangen. Die Zeigerkanten sind abgeschrägt und der Sekundenzeiger hat ein hohles Gegengewicht, das der Uhr einen eigenen Charakter verleiht. Die Krone ist zwecks leichterer Bedienung etwas überdimensioniert und als kleines Schmankerl mit einem eingravierten „S“ versehen.
Das Uhrwerk, das man durch den Gehäuseboden sehen kann, hat wenig Besonderes zu bieten. Eine Finissierung, wie man sie bei höherklassigen Uhren findet, fehlt. Allerdings ist diese Cocktail Time auch recht preisgünstig.
Ein Manufakturkaliber ist nicht unbedingt ein Indikator für hohe Qualität
Meine Cocktail Time verfügt über ein Manufakturwerk, aber das spricht nicht unbedingt für die Qualität einer Uhr. „Manufakturkaliber“ ist ein werbeträchtiges Schlagwort, das in den letzten Jahren immer inflationärer verwendet wurde. Dabei verbauen viele seriöse Marken hochwertige Uhrwerke von Drittherstellern. Anders ausgedrückt: „Selbst gebaut“ und „besser gebaut“ sind zwei verschiedene Dinge. Unter Umständen sind Sie mit einem ETA-Uhrwerk qualitativ besser und günstiger beraten als mit so manchem Manufakturkaliber.
Einige wenige aufschlussreiche Fragen helfen Ihnen, zu entscheiden, ob eine avisierte Uhr Ihren Ansprüchen genügt: Macht die Uhr, was sie soll? Stammt das Kaliber von einem seriösen Hersteller? Wieviel Verarbeitungsaufwand steckt in der Uhr? Können Sie die Uhr in 10 Jahren noch tragen? Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach ihrem nächsten hochwertigen Schmuckstück!
Mehr lesen
Die 3 größten Fehler beim Uhren-Sammeln