Ein neues Jahr, eine neue Watches and Wonders. Tatsächlich aber erst zum zweiten Mal als „Live“-Show, da sie in ihrem ersten Jahr verschoben werden musste und 2021 nur online stattfand. Ungeachtet dessen war die Watches and Wonders 2023 eine starke Veranstaltung mit noch mehr ausstellenden Marken als zuvor – fast 50 – und auch Publikum aus Asien, das im letzten Jahr fehlte. An den Publikumstagen waren außerdem beinahe 15.000 Gäste vor Ort, was das enorme Interesse an mechanischen Schweizer Uhren noch einmal unterstreicht. Wie üblich bot die Messe auch ein Füllhorn großartiger Uhren. Einige stachen dabei mehr aus der Masse hervor als andere. Hier sind meine Favoriten.
1. Vacheron Constantin Overseas 35 mm
Es mag Sie vielleicht überraschen, aber mir gefällt die 34,5-35 mm Overseas von Vacheron Constantin. Die angesehene Manufaktur hatte bei der Entwicklung dieses mittelgroßen Wunderwerks wohl eher das weibliche Handgelenk im Sinn, aber als Mann mit schmalen Handgelenken weiß ich zu schätzen, wie gut die Uhr passt. Während die 37 mm Version der Overseas eine kleine Sekunde auf 9 Uhr hatte, ist dieses Modell mit einem zentralen Sekundenzeiger ausgestattet. Das bedeutet, dass die 34,5-35 mm Overseas kleiner ist als die 41 mm Version. Wo wir gerade beim Thema Größe sind: Der Durchmesser der Modelle mit Edelsteinlünetten beträgt 35 mm und bei den Standardversionen 34,5 mm.
Lassen Sie sich von der Größe nicht abschrecken. Probieren Sie sie an! Ich bin mir sicher, sie werden sich kein bisschen weniger männlich fühlen.
2. Rolex Daytona
Rolex hat sich allen Erwartungen widersetzt. Keine neue Submariner und keine neue Milgauss. Die Produktion der Milgauss wurde sogar eingestellt und diese scheinbar durch die neue 40 mm Explorer ersetzt. Die Daytona wuchs nicht um einen Millimeter. Die Jubiläums-Daytona erhielt zu ihrem 60. allerdings einige optische Updates, wie ein aufgeräumteres Zifferblatt-Layout mit schmaleren Indizes, einem Ring um die Cerachrom-Lünette aus demselben Material wie die Uhr (was ich für eine Ode an die Vintage-Daytona Referenz 6263 halte) und ein überarbeitetes Gehäusedesign.
Das Profil der neuen Referenz 126500 ist klobiger als das der Referenz 116500. Sehr zu meiner Enttäuschung erinnert mich die Silhouette des neuen Modells an eine Tudor Big Block. Diese wurde zwischen 1976 und 1991 produziert. Aber vielleicht geht es auch nur mir so. Ich bin mir sicher, dass das neue Gehäuseprofil viele Anhänger finden wird.
Gefällt mir der Gehäuseboden aus Saphirglas des Platinmodells? Da bin ich mir noch nicht sicher. Dennoch ist dies eine Neuerung bei Rolex und sicherlich eine bemerkenswerte Ergänzung. Nicht zu vergessen, dass sich so auch das überarbeitete Daytona-Kaliber 4131 mit skelettiertem Rotor und Rolex-Geneva-Streifen sehr schön präsentieren lässt. Dieses sieht auf jeden Fall toll aus.
3. Tudor Black Bay 54
Seit Tudor 2010 seine erfolgreiche Heritage-Serie neu auflegte, hat es sich immer gelohnt, der Marke einen Besuch abzustatten. Die Serie begann zunächst mit dem Chronographen, auf den dann die immens beliebte Black Bay Kollektion folgte. Ursprünglich mit einem 41 mm Gehäuse ausgestattet, ist die Black Bay seitdem auch in moderateren Größen verfügbar geworden. So sind beispielsweise die Black Bay 58 in 39 mm und jetzt die neue Black Bay 54 sind auch mit einem 37 mm Gehäuse erhältlich.
Ich wage zu behaupten, dass Sie nicht umhinkommen werden, diese Uhr zu lieben, obwohl sie so „klein“ ist. Betrachten Sie einmal das Original aus dem Jahr 1954, eine Uhr für einen gestandenen Mann. Probieren Sie dann einfach mal die Neue an und stellen Sie sich vor, Sie wären ein Militärtaucher von damals. Sie werden die perfekte Uhr entdecken an einem Kautschuk- oder einem wunderschönen Nietenarmband – und das im Stil der ursprünglichen Tudor Submariner.
4. IWC Ingenieur
IWC überraschte einige von uns mit der Präsentation einer neuen Version der von Gerald Genta designten Ingenieur SL aus dem Jahr 1976. Wie mir jedoch Gentas Witwe vor einiger Zeit bei einem Treffen in London erzählte, war ihr mittlerweile verstorbener Ehemann kein Freund von Neuauflagen. Daher entwickelte IWC keine Nachbildung des berühmten SL-Designs von 1976, sondern entschied sich für ein anderes Armband-Design und ein 40 mm Gehäuse, das nicht so Tonneau-förmig ist, wie das Original. Das Zifferblatt sieht jedoch sehr dem des 1976er-Originals ähnlich.
Die IWC Ingenieur wird als Luxusuhr vermarktet, aber nicht von IWC. Stattdessen spiegelt sich der Luxusfaktor im Preis wider, der bei satten 13.000 EUR liegt. Das ist beinahe so viel wie eine Rolex Daytona aus Edelstahl.
Ich weiß, was Sie denken: Die Edelstahl-Daytona liegt für Normalsterbliche in unerreichbarer Ferne. Aber das rechtfertigt noch nicht den saftigen Preis für eine Drei-Zeiger-Uhr mit Datumsanzeige, die nur bis 500 Gauß antimagnetisch ist. Trotzdem bin ich sicher, dass die IWC Ingenieur 40 mm sich gut verkaufen wird. Warum? Weil sie einfach verdammt gut aussieht — speziell die Titanversion.
5. Baume & Mercier Riviera Ewiger Kalender
Die Baume & Mercier Riviera feiert 2023 ihr 50-jähriges Jubiläum. Die Marke begeht diesen Anlass mit einigen fantastischen neuen Modellen. Das Highlight ist jedoch die 40 mm große Rivera Ewiger Kalender aus Edelstahl.
Die Uhr ist nicht nur atemberaubend – die perfekte Größe zum berühmten Design mit integriertem Armband aus dem Jahr 1973, sondern auch für einen attraktiven Preis von nur 17.000 EUR erhältlich. Bei diesem Preis gibt es keine Zweifel, dass Baume & Mercier die Schweizer Kollegen herausfordert, indem sie ein bezahlbares Uhrwerk mit Ewigem Kalender anbieten – das Baume & Mercier Kaliber BM12-1975AC-1 mit Dubois Dépraz 55102. Selbst wenn der Preis bei 40.000 EUR läge, wäre es immer noch eine wunderschöne Uhr mit tollem Zifferblatt und perfekter Ablesbarkeit. Bravo!
5. Cartier Tank Américaine
Cartier gehört seit der Kindheit zu meinen Lieblingsmarken. Ich war bereits selbst stolzer Besitzer einiger Santos-Modelle, der Must de Cartier Tank und der Tank Classique. Anfang des Jahres kaufte ich eine weißgoldene Tank Américaine auf Chrono24 von einem Anbieter in Frankreich, der die Uhr seit mindestens einem Jahr auf Lager hatte. Warum sie bis dahin niemand gekauft hatte, war mir ein Rätsel.
Zugegebenermaßen ist die Tank Américaine keine Cintrée, aber genauso wenig ist sie eine Tank Classique. Stattdessen ist sie eine wunderbare Mischung aus beiden. Die Cintrée aus dem Jahr 1921 bot die Inspiration für das kurvige Profil der Américaine. Ihr Zifferblatt hingegen hat sie von der Tank Classique.
Dieses Jahr entschied Cartier sich dazu, die Tank Américaine zu überarbeiten, indem sie diese im Durchmesser ein wenig vergrößerten und im Profil leicht verschlankten, hauptsächlich dank des flacheren Kalibers 1899 MC. Im Kontrast zu den jüngsten Edelmetallversionen der Tank Américaine ist das neue Modell mit einem zentralen Sekundenzeiger oder einer Datumsanzeige ausgestattet.
Das Resultat ist eine ultra-elegante Uhr, die außerdem eine verhältnismäßig preisgünstige Alternative zur sehr teuren und natürlich wunderschönen Cintrée darstellt.
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