03/09/2023
 7 Minuten

Unterschätztes Rolex Sportmodell mit viel Potenzial: Die Rolex GMT-Master II Rootbeer

Von Christoph Odenthal
Rolex-GMT-Rootbeer-2-1

Der Schweizer Uhrenhersteller Rolex hat in den 1950er und 1960er Jahren so einige ikonische Zeitmesser aus der Taufe gehoben – Uhren, welche sich annähernd zu alleinherrschenden Legenden des global vernetzten Uhrenmarkts entwickelt haben. Design-Leitbilder, 1000-fach kopiert, in Qualität und Funktionalität bis zum heutigen Tage unerreicht. Sie kennen die Edelstahlmodelle, von denen ich spreche: Daytona, Submariner, GMT-Master und Datejust. Formschöne Uhrenklassiker aus einer anderen Zeit, welche ihren Wiedererkennungswert über jahrzehntelange Weiterentwicklung bis ins aktuelle Portfolio der Genfer Manufaktur beibehalten haben. Die Historie dieser spezifischen Galionsfiguren ist prall gefüllt. Unter ihren Besitzern befinden sich nicht selten internationale Berühmtheiten – ein erlesener Kreis aus schillernden Rockstars, Protagonisten diverser Filmklassiker, wetteifernde Profisportler und andere Personen des öffentlichen Lebens. Vielleicht gehören sogar auch Angehörige aus Ihrem eigenen familiären Umfeld oder Freundeskreis dazu?

Was macht die GMT-Master II im Vergleich zur Daytona, Submariner und Datejust so besonders?

Das unverkennbare Design der GMT-Master II bestimmt neben qualitativer Verarbeitung und langlebiger Funktionalität die Produktnachhaltigkeit. So steuert es auch einen beträchtlichen Anteil an der finanziellen Wertentwicklung eines Modells bei. Es zeichnet sich jedoch neben den hauseigenen Rivalen über einen weiteren wesentlichen Vorteil aus: den fortgeschrittenen Grad der Komplikation! Die Datumsanzeige wird nämlich durch die zusätzliche Anzeige zwei weiterer Zeitzonen ergänzt und hebt sich somit nochmals von den betriebsinternen Kontrahenten ab.

Die Vorteile der Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

Die seit Jahren im Rampenlicht stehenden, heiß umworbenen Geschwister der GMT-Master II Referenz 126711CHNR, die GMT-Master II Referenzen 126710BLNR und 126710BLRO, oder auch besser bekannt als Batman und Pepsi, haben die Rootbeer als Schattengewächs klammheimlich zum Geheimfavoriten der Uhrenkenner wachsen lassen. Sie glauben mir kein Wort? Dann gebe ich mir im Folgenden besonders Mühe mit einer detailgetreuen Umschreibung der Uhr und ihrer Vorzüge:

1. Rolesor Everose lässt jedes Handgelenk glänzen

 Sie sind mit den grundsätzlichen Qualitäten der GMT-Master II Reihe vertraut? Umso besser! Dann verlieren wir keine Zeit und ich verrate Ihnen die besonderen Vorzüge dieses spezifischen Models. Die GMT-Master II Referenz 126711CHNR als klassische Two-Tone-Variante besticht durch die Kombination aus Roségold und Edelstahl. Diese ist der GMT-Reihe vorbehalten und grenzt das Modell klar vom ständigen Wettbewerber, der Rolex Submariner, ab. Die Rootbeer schlägt also stilistisch im Vergleich zur eher klassisch anmutenden Gelbgold-Edelstahl-Verbindung der aktuellen Rolex Submariner (Referenz 126613LN) unmissverständlich andere Töne an. Das Roségold wirkt dabei auf eine angenehme Art dezenter als das Gelbgold und ist im farblichen Kontext am Handgelenk zudem deutlich hautverträglicher. Und ja, nicht nur auf sonnengebräunter Haut, sondern durchaus auch bei helleren Hauttypen. Rolex nennt die kolorierte Verknüpfung von Roségold und Edelstahl kurz und bündig Rolesor Everose.

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

2. Das Power-Duo Braun und Schwarz ist ein echter Eye-Catcher

Bleiben wir direkt bei diesem augenscheinlichen Thema: dem farblichen Zusammenspiel der GMT-Master II 126711CHNR. In der Referenz steht das CH für „chocolat“ und das NR für „noire“ (frz. schwarz), die jeweils halbseitige Farbgebung der Cerachrom-Zahlenscheibe. Braun für die Stunden mit Tageslicht, Schwarz für die dunklen Stunden des Tages und der Nacht. Die Lünette ist aus purem Gold, mit dem bekannten Keramik-Inlay der neueren Produktlinien versehen. Die 24-Stunden Skalierung ist ebenfalls mit Roségold ausgegossen. Laut Rolex soll das beigemischte Platin dabei die Beständigkeit des numerischen Kontrastes dauerhaft vor Verblassung schützen. Die im Vergleich zur Rolex Submariner in beiden Richtungen drehbare Lünette hat ein eigenes Raster, welches sich während der Rotation sowohl haptisch als auch akustisch sehr wertig anfühlt. Was hätte man auch anderes erwartet? Das Zifferblatt ist im Gegensatz zu den Rootbeer Vorgängermodellen nicht in einem matten oder sonnengeschliffenen Braun, sondern im bewährten Hochglanz-Schwarz gehalten. Das tut dem Modell jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil: Auf schwarzem Hintergrund wirkt der roségoldene Zeigersatz sowie die ebenfalls Roségold-umrandeten Indizes elegant und auserlesen zugleich.

3. Ein Farbenspiel für Detailverliebte

Und genau dieser Kontrast hat es so richtig in sich: Schwarz, Weiß, Roségold. Eine farbliche Kombination, welche sich beim Blick über den Tellerrand innerhalb des Luxusgütersegments auch die Marke Montblanc in der jüngsten Materialzusammenstellung seiner Füllfederhalter angeeignet hat. Und ja, Sie vermuten richtig: Die Schreibinstrumente in der Roségold-Variante erfreuen sich mittlerweile einer höheren Beliebtheit als die alteingesessenen Gelbgold-Exemplare. Rolex komplementiert mit der braun-schwarzen Lünette das restliche Farbenspiel der Rootbeer also derart ausgewogen, dass sich der Betrachter daran nicht sattsehen kann. Und das, obwohl die Farbe Braun seit Jahren aus dem Marketing-Malkasten sämtlicher Produktdesigner verbannt schien.

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

Aber der Star der Uhren-Show ist eine kleine aber feine Finesse. Hätten Sie es gewusst? Es ist der GMT-Zeiger! Im Vergleich zur Batman und Pepsi verzichtet Rolex hier bewusst auf eine zusätzliche Kontrastfarbe und gönnt dem detailverliebten Uhrenenthusiasten den Anblick eines reinen Roségold-Zeigers. Natürlich in der altbewährten Pfeilform. Da dieser Pfeilzeiger in seiner Länge bei allen GMT-Modellen bis über die zwölf Indizes reicht, kann man sich stündlich am farblich abwechselnden Zusammenspiel erfreuen. Die optischen Effekte, welche das naturgemäß variierende Tageslicht auf das Zifferblatt zaubert, sind wirklich atemberaubend. Des Weiteren verleihen die goldenen Zeiger zusammen mit dem hintergründig matt-goldenen GMT-Master II-Schriftzug der Rootbeer insgesamt eine luxuriöse Monotonie, welche über die gesamte Rolex-Produktpalette hinweg einmalig ist. Zur selben Farbfamilie fallen mir auf Anhieb folgende Begriffe ein: Leder, Kaminfeuer, Sonnenuntergang, Bernstein, Schokolade, Karamell, Cappuccino, Whiskey, Rum, und zu guter Letzt: Rootbeer.

4. Die Rolex GMT-Master II Rootbeer glänzt in Sachen Alltagstauglichkeit

Das neuzeitliche Maxi Case ist Ihnen eine Spur zu klobig? Dann habe ich abermals gute Neuigkeiten für Sie! Durch den Kontrast der roségoldenen Lünette auf dem silberfarbenen Edelstahlgehäuse wirkt die Uhr in ihrer Höhe deutlich abgespeckter als die reinen Edelstahlvarianten. Betrachten Sie dieses Two-Tone-Modell mal von der Seite, sehen Sie genau, was ich meine. Fun Fact: Die Krone weist in ihrer Triplock-Markierung auf ein weiteres kleines Detail hin. Anders als bei Edelstahlkronen ist der mittlere der drei Punkte etwas dicker. Ein Indiz dafür, dass es sich also auch bei diesem Bauteil um massives Gold handelt.

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer, Krone im Detail

Neben Lünette und Krone sind die Mittelglieder des Oyster-Bands aus purem Roségold gefertigt. Die Rootbeer bringt bei vollem Uhrbandumfang somit 168 g auf die Waage. Damit ist sie nur 18 g schwerer als ihre beiden Geschwister Batman und Pepsi (am Oyster-Armband). Ein Gewichtsunterschied, der unter gefühlter Wertigkeit und nicht unter alltagstauglicher Unbequemlichkeit zu verbuchen ist. Und wenn wir schon beim Aufzählen der Vorteile sind: Die Schließe der GMT-Master II ist wirklich vollkommen. Sie zeichnet sich nicht nur durch das erprobte Oysterlock-Sicherheitssystem und das Easylink-Verlängerungssystem (+/- 5 mm schnell verstellbarer Spielraum) aus. Auch die Maße der Schließe sind gerade im Vergleich zur überdimensionalen Ausprägung der aktuellen Rolex Submariner Ref. 126613LN Schließen deutlich angenehmer zu tragen. Übrigens ist der Vorteil dieser deutlich kürzeren Schließe für mich persönlich der Grund, warum ich meine Rolex Submariner Ref. 114060 nicht durch die Nachfolgereferenz 124060 ersetze: Die neuen überdimensionalen Schließen sind mir ein Graus.

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer, Schließe im Detail
Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer, Schließe im Detail

Die GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer bringt also alle Vorteile eines aktuellen Rolex Professional Modells mit sich bei gleichzeitiger Aufwertung durch Edelmetall.

Die Nachteile der Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

Bei all dem Lobgesang sprudelt es förmlich aus Ihnen heraus: Wo ist der Haken bei diesem Modell? Nun, im subjektiven Auge des Betrachters liegt er förmlich auf der Hand und scheint Pro und Contra zu vereinen: der Materialmix. Hier möchte ich gerne aus der eigenen Erfahrung berichten.

Die Rootbeer wurde mir Anfang 2022 direkt vom Handgelenk meiner Mutter weitergereicht. Nach einigen Jahren des beständigen Tragens fühlte sie sich in Anbetracht der zu diesem Zeitpunkt exorbitanten Wertentwicklung nicht mehr wohl mit dieser Uhr. Die Rootbeer hielt neben meiner bestehenden GMT-Master II Ref. 126710BLNR und 126710BLRO Einzug in meine Sammlung und vervollständigt bis heute die GMT-Reihe. Von der GMT-Master II Referenz 126720VTNR aka Sprite sehe ich bewusst ab, da ich meine Uhren ausschließlich links trage. Die Batman trage ich am Oyster- und die Pepsi am Jubilee-Band. Das Bicolor-Oyster-Band der Rootbeer ist sehr empfindlich, da Gold deutlich weicher als Edelstahl ist. Die goldenen Glieder, vor allem aber auch die goldene Schließe ziehen Kratzer im Alltag geradezu an. Dies ist im Vergleich zu reinen Edelstahlmodellen ein echter Nachteil. Sofern diese Uhr also als täglicher Begleiter herhalten soll, ist eine gewisse Umsicht erforderlich.

Des Öfteren neige ich folglich dazu, die Uhr an einem alternativen Uhrband zu tragen. Dabei ist bemerkenswert, dass sich die Rootbeer als Strapqueen erweist. Sämtliche Brauntöne von Lederuhrbändern stehen ihr ausgezeichnet zu Gesicht und unterstreichen das spannende Farbenspiel. Der Verschleiß des Rootbeer Oyster-Bands hält sich somit in Grenzen.

Die Wertentwicklung der Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR Rootbeer

Die Rolex GMT-Master II Ref. 126711CHNR hat während der globalen Pandemie – wie die meisten Rolex Professional Modelle – eine exponentielle Wertsteigerung erfahren. In der aktuellen Bereinigung dieser tendenziell ungesunden Entwicklung ist der Marktwert der Rootbeer nun wieder auf ein preisliches Niveau abgeklungen, der sie sicherlich interessant macht. Insbesondere, wenn man die verhältnismäßig geringe Preisspanne zum offiziellen Rootbeer Listenpreis betrachtet. Ob die Rootbeer wieder an Wert gewinnt? Wenn Sie mich fragen, ist es nur eine Frage der Zeit!

Fazit

Als bekennender Rolex-Fanboy zählt die GMT-Master II zu meinen absoluten Lieblingsuhren. Zur Vorstellung der GMT-Master II Ref. 126710BLNR als auch 126710BLRO war mir jeweils sofort bewusst, dass die jeweiligen Modelle in meiner Sammlung nicht fehlen dürfen. Das war bei der Vorstellung der Rootbeer anders. Zugeteilt aus dem Familienkreis, hat sich diese Uhr jedoch zu meinem heimlichen GMT-Favoriten gemausert. Zusammenfassend: Welche Vorteile bietet die Rolex GMT Master II Rootbeer?

  • Sie ist alltagstauglich.
  • Die Kombination aus Roségold und Edelstahl schmeichelt vielen Hauttypen.
  • Die Farbgebung sticht klar heraus und macht sie zu etwas Besonderem.

Meine ursprünglichen Vorbehalte, dass diese Uhr der Rotlicht-Berufsgruppe vorbehalten ist oder ich meinen Arm zuerst im David-Beckham-Style tätowieren lassen muss, haben sich verflüchtigt. Die GMT Rootbeer ist ein edler Allrounder mit einem gewissen Seltenheitscharakter. Für mich eine Liebe auf den zweiten Blick – welche aber intensiv und langanhaltend zu sein scheint.


Über den Autor

Christoph Odenthal

Christoph Odenthal ist in Düsseldorf in einer Familie von Uhrenliebhabern aufgewachsen. Seinen ersten Zeitanzeiger hat ihm 1985 sein Großvater geschenkt: eine Citizen Promaster Aqualand mit elektronischem Tiefenmesser. Daraufhin wechselten weitere Uhren – vorwiegend von Rolex – den Besitzer innerhalb der Familie.

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