Audemars Piguet hat sich einmal mehr mit Marvel zusammengetan. Diesmal steht Spider-Man im Mittelpunkt des Geschehens. Ich war in Dubai bei der Enthüllung und der anschließenden Auktion, welche erneut für Schlagzeilen sorgte.
Von Kristian Haagen
Beim Namen Audemars Piguet kommt einem unvermeidlich die Royal Oak in den Sinn. Sie war die weltweit erste Sportuhr mit integriertem Armband und wurde von Gérald Genta entworfen, dem Mann, der in den 1960er- bis 1980er-Jahren mehrere bahnbrechende und heiß begehrte Armbanduhren designte.
Es ist interessant darüber zu sinnieren, ob Genta mit der neuen Royal Oak Concept Tourbillon „Spider-Man“ einverstanden gewesen wäre. Ich denke, es ist möglich, dass er ein Fan der Comicfigur war. Schließlich zeigte er in den 1990er-Jahren auch Interesse an Hip-Hop (er verstarb 2011). Vielleicht schwebt er nun über den Wolken und erhebt sein Glas, um auf die Produktionsstätten von Audemars Piguet im kleinen Schweizer Ort Le Brassus anzustoßen, und sagt dabei zu Petrus am Himmeltor: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“
Die AP Black Panther von 2021 als Wegbereiter
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Audemars Piguet bereits eine Uhr mit einem Comicfigur-Motiv geschaffen hat. Im Jahr 2021 brachte das Unternehmen die Audemars Piguet x Marvel auf den Markt, bei der Black Panther zum Einsatz kam, auch bekannt als König der fiktiven afrikanischen Nation Wakanda. Die Uhr war für den angesehenen Hersteller ein großer Erfolg, jedoch auch umstritten. In einer konservativen Branche – zu denen die Uhrenindustrie zweifelsohne gehört – ist eine von Comics inspirierte Luxusuhr mit Tourbillon nicht gerade das, was man von einem Hersteller erwartet, der für die Fertigung der ersten Sportuhr aus Stahl mit integriertem Armband oder das 1991er-Modell Starwheel bekannt ist.
Ungeachtet der Kontroversen wurde das erste Exemplar der Black Panther für satte 5,2 Millionen US-Dollar verkauft – die allerdings komplett für wohltätige Zwecke gespendet wurden. Die erzielte Summe ist ein Indiz dafür, dass es tatsächlich einen Markt für Superhelden gepaart mit feiner Schweizer Handwerkskunst gibt.
François-Henry Bennahmias, CEO von Audemars Piguet, gestand später: „Ich hatte vielleicht mit einer oder zwei Millionen Dollar gerechnet, aber nicht mit fünf Millionen. Zu der Zeit hatten wir noch nie erlebt, dass eine Audemars Piguet Uhr für mehr als eine Million Dollar versteigert wurde. Daher war ich mit dem Ergebnis natürlich sehr zufrieden.“
Audemars Piguet kreiert eine Spider-Man Uhr
Nun bringt AP im Rahmen einer neuen Partnerschaft mit Marvel, einem Unternehmen des Disney-Konzerns, eine weitere Uhr im Zeichen des Comic-Universums auf den Markt. Diesmal ziert der agile Superheld Spider-Man das Zifferblatt des außergewöhnlichen Zeitmessers. Im Mittelpunkt steht eine sorgfältig gefertigte 3D-Figur aus Weißgold, von Hand in den charakteristischen Rot- und Blautönen von Spider-Mans ikonischem Kostüm bemalt.
Der kreative Prozess hinter diesen Zeitmessern ist beachtlich. Die Herstellung jeder Figur erfordert über 50 Stunden sorgfältige Handarbeit und demonstriert, dass die Komplexität dieser Uhr über den aufwendigen Tourbillon-Mechanismus hinausgeht.
Diese Marvel-Uhr präsentiert nicht nur einen weiteren Superhelden, die Spider-Man verfügt auch über ein skelettiertes Uhrwerk, das offensichtlich einem Spinnennetz nachempfunden ist.
Manche mögen das Ganze für etwas skurril halten, aber ich denke, darüber lässt sich streiten. Viele Comics enthalten humorvolle Elemente, und Audemars Piguet hat es hervorragend gemeistert, die kindliche Seite anspruchsvoller Erwachsener anzusprechen. Diese Menschen schätzen luxuriöse Zeitmesser und sehnen sich danach, ihre geliebten fiktiven Helden am Handgelenk zu tragen, insbesondere wenn der blau-rote Overall mit zunehmendem Alter nicht mehr ganz so passend wirkt – ganz zu schweigen von der Einladung zur Kostümparty.
Die Audemars Piguet Royal Oak Concept Tourbillon „Spider-Man“ hat ein 42 mm großes Titangehäuse mit einer schwarzen Keramiklünette und verfügt über ein Handaufzugswerk, das Kaliber 2974 mit Tourbillon. Die Uhr erscheint in einer limitierten Auflage von 250 Exemplaren und wird für 195.000 CHF (ca. 200.000 EUR) angeboten.
Zusätzlich zur Standard-Titanversion schuf Audemars Piguet eine einzigartige Weißgold-Edition mit Spider-Man im schwarzen Kostüm. Das Outfit ist vom Comicbuch The Amazing Spider-Man, Ausgabe 252 aus dem Jahr 1984 inspiriert. Dieses Unikat wurde am 25. Mai 2023 versteigert und erzielte umgerechnet ca. 5,7 Millionen Euro.
Jeder Superheld muss für eine gute Sache kämpfen
Allerdings gingen die 5,7 Millionen Euro nicht an Marvel oder Audemars Piguet, sondern an First Book und Ashoka, zwei Organisationen, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 18 Jahren helfen. Der Meistbietende wurde also nicht nur am Auktionsabend als Held und mit stehenden Ovationen gefeiert. Er ist auch ein Superheld für die vielen Kinder, die von dieser großen Geldsumme profitieren werden.
Audemars Piguet und Marvel zeigten sich bei dieser Auktion von ihrer großzügigsten Seite. Wie Spider-Mans Onkel Ben sagen würde: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“
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