09/23/2021
 5 Minuten

Uhrmacher Robert Weiß über die Rolex-Submariner: „Ein cooles Gesamtpaket“

Von Sebastian Swart
Submariner-Uhrmacher-Magazin-2-1

Als Uhrmacher bei der Zeitauktion GmbH, die sich auf den Kauf und Verkauf gebrauchter Luxusuhren spezialisiert hat, hält Robert Weiß tagtäglich die besten Uhren der Welt in der Hand: Ob A. Lange & Söhne, Patek Philippe, Omega oder Rolex, der Uhrmacher weiß genau, was die Zeitmesser können und welche Probleme auftreten können. Für Chrono24 analysiert der Spezialist die Rolex Submariner genau, berichtet, wie er zur Uhrmacherei kam und wie er zu Rolex steht. 

Uhrmacher Robert Weiß zerlegt fachgerecht eine Rolex Submariner.
Uhrmacher Robert Weiß zerlegt fachgerecht eine Rolex Submariner.

Herr Weiß, was hat Sie dazu bewegt, Uhrmacher zu werden?

Ich habe zwei Steckenpferde: Reptilien (insbesondere Schlangen) und mechanische Konstrukte aller Art. Soweit ich zurück denken kann, haben mich beide Themen gleichermaßen fasziniert. Lange bevor ich diese berufliche Laufbahn einschlug, habe ich mich mit Uhren beschäftigt – wobei es mir in erster Linie darum ging, meine eigenen Uhren verstehen zu lernen und einfachere Modifikationen und Wartungsarbeiten durchführen zu können. Die Neigung war also da, und dann kam wohl noch die Gelegenheit dazu … 

Eine Uhr ist im Prinzip ein technisches System zum Messen der Zeit. Dazu bräuchte es heute keine mechanischen Uhren mehr, zumal sie systeminhärent nicht so präzise sein können wie Quarzuhren. Als Kind der 90er bin ich schon in einer Zeit groß geworden, in der solche mechanischen Uhren eher nicht mehr verbreitet waren, zumindest nicht in der Generation meiner Eltern. Dennoch hatte das für mich schon als sehr junger Mensch etwas Reizvolles. Mein Vater hatte in unserem Hobbykeller eine Taschenuhr von Ruhla. Ich habe darin eine total faszinierende kleine Maschine gesehen, die ohne Strom funktioniert; auch wenn ich damals natürlich nicht verstanden habe, wie. Obwohl durch meine Arbeit mit (Luxus)Uhren vieles aus der Welt der Uhren seinen Zauber für mich verloren hat, ist mein grundsätzliches Interesse am Inneren der mechanischen Uhr nie abgeflaut. 

Für viele Kunden gehört Rolex zu den absoluten Trendmarken. Was halten Sie aus Uhrmachersicht von der Submariner?

Die Rolex Submariner ist in meinen Augen eine schlichte, schnörkellose Taucheruhr. Ich bin im Laufe meines bisherigen Uhrmacherlebens mit folgenden Referenzen der Submariner in Kontakt gekommen: 5513, 1680 , 1680X , 1661X, 11661X und 12661X. Das oben Gesagte gilt im Prinzip für all diese Modelle. Jede Referenz enthält ein anderes Kaliber, von denen mir die 30XX und 31XX Kalibergruppen am liebsten sind. Wenn wir nur über die Werke sprechen und das Äußere der Uhr erst einmal ausblenden, fällt mir zuallererst ein, dass ich persönlich sowohl das Zerlegen als auch die Montage der Werke wirklich angenehm finde. Insbesondere beim 313X (meint 3135 und 3130) klemmt nichts allzu fest zusammen. Ich finde, man muss nicht exzessiv hebeln; es passt einfach alles gut ineinander. Man sollte meinen, dass das selbstverständlich ist, aber das ist es meiner Meinung nach nicht. In meiner Abteilung haben wir es auch oft mit Uhren von A. Lange und Söhne zu tun und wenn wir beide Hersteller auf einem Spektrum verorten sollten, wären sie wohl sehr weit auseinander. Ich beziehe mich hier zum Beispiel auf die Passung einzelner Kloben und Brücken auf der Grundplatine – wer schon mit ALS zu tun hatte, hat vielleicht selbst schon die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel die Unruhkloben mitunter regelrecht heruntergehebelt werden müssen. So etwas kenne ich von neueren Rolexkalibern zum Beispiel nicht. 

Die Rolex Submariner lässt sich einfach auseinandernehmen.
Die Rolex Submariner lässt sich einfach auseinandernehmen.

Beim Aufbau des Gehäuses geht Rolex einen anderen Weg als viele andere Hersteller. Das wird deutlich, wenn man sich einmal anschaut, wie das Glas eingepasst ist: Im Prinzip handelt es sich um eine sogennante Stülpglaskonstruktion, nur hat Rolex bei allen Modellen mit Spahirglas das Stülpglas aus Acryl der vorangegangenen Modelle durch ein flaches Saphirglas ersetzt, das mit einer vergleichsweise hohen Dichtung um den Kamin der Uhr gestülpt wird. Ein stählerner Ring wird dann von oben über diese Dichtung gepresst und drückt die Dichtung großflächig an den Kamin. Dieser Ring, wir nennen ihn bei der Submariner Lünettenretainer bzw. Lünettenhaltering, ist gleichzeitig Teil der Lünettenkonstruktion, und auch hiervon bin ich als jemand, der sehr oft Uhren dieses Typs zerlegt, wirklich überzeugt. 

Auch der Tubus ist bemerkenswert: Er lässt sich ohne Weiteres abmontieren und er ist im Vergleich zu vielen anderen Taucheruhren wirklich robust konstruiert. Mir gefällt das gut. 

Ich betrachte die Submariner eher durch den Filter des Pragmatikers, und aus meiner Sicht ist die Uhr ein wirklich cooles Gesamtpaket. Besonders gefällt mir der toolige Charakter der Uhr und der No-Nonsense- Aufbau des Gehäuses. 

Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Serviceleistungen für die Submariner?

Da 99 % der Rolex Submariner, mit denen ich beruflich in Kontakt komme, durch uns (die Zeitauktion GmbH, Anm. d. Red.) angekauft werden, um dann in einen für den Weiterverkauf vorbereitet zu werden, erreichen mich Serviceanfragen, die sich auf diese Uhr beziehen, nur äußerst selten. Allerdings vergeht selten eine Woche, in der ich keine Submariner revisioniere; und da sich das, was an Arbeiten an der Uhr anfällt, wahrscheinlich eher nicht von einem Serviceauftrag unterscheidet, würde ich sagen, dass am häufigsten wohl die Werksreinigung anfällt. 

Oft haben Submariner, die lang und oft getragen wurden, eingelaufene Rotorachsen. Das macht sich meist dadurch bemerkbar, dass der Rotor beim Tragen der Uhr (wenn man sie bewegt) Geräusche macht. Das Phänomen kann in „schlimmen“ Fällen dazu führen, dass die Schwungmasse auf dem Werk entlang schleift. Die Rotorachse sollte in ihrer Lagerung möglichst wenig Spiel haben. 

Neben der Überholung oder Instandsetzung des Werks beschäftige ich mich aber auch mit der Aufbereitung von Gehäuse und Band. Beides nimmt ungefähr gleich viel Zeit in Anspruch. In dem Zusammenhang ersetze ich regelmäßig alle Dichtungen der Uhr: Glasdichtung, Gehäusebodendichtung, die Dichtung unter dem Lünettenhaltering, den vier Dichtungen am und im Tubus und der Kronendichtung. Die Submariner hat viele Dichtungen. 

Die Rolex Submariner muss – wie jede andere Uhr auch – regelmäßig generalüberholt werden.
Die Rolex Submariner muss – wie jede andere Uhr auch – regelmäßig generalüberholt werden.

Wie wasserdicht ist die Rolex Submariner aus Ihrer Sicht wirklich?

Die Rolex Submariner 16610 ist bis 30 Bar wasserdicht und ich hätte auch dann keine Mühe zu glauben, dass sie sich hervorragend für den Einsatz als Taucheruhr eignet, wenn ich nicht wüsste, dass sie in der Vergangenheit auch tatsächlich dezidiert für eben diesen Zweck von Profis und Hobbyisten angeschafft und verwenden worden ist. Insofern könnte ich auf die Frage auch antworten: ziemlich wasserdicht. 

Wie vorher bereits gesagt, hat die Uhr viele Dichtungen. Redundanz ist beim Tauchen aus Sicherheitsgründen ein großes Thema. Die Submariner kommt mir als Nicht- Taucher, wohl aber Schwimmer (lacht), so vor, als hätten sich die Konstrukteure mit Erfolg bemüht, dem Anspruch gerecht zu werden. 

Wenn sichergestellt ist, dass die Dichtheit nicht durch defekte Dichtungen kompromittiert wird, spricht aus meiner Sicht absolut nichts dagegen, mit der Submariner tauchen zu gehen. 

Worauf muss der Besitzer der Submariner achten?

Damit die Uhr lange schön aussieht, sollte der Besitzer die Rolex Submariner natürlich pfleglich tragen. Ich würde auch empfehlen, die Uhr nicht bei extrem uhrenfeindlichen Aktivitäten zu tragen. Drehbare Lünetten vertragen sich grundsätzlich nicht mit abrasivem Staub, mechanische Uhren und starke Erschütterungen passen auch nicht gut zusammen – das gilt natürlich auch für diese Uhr. 

Die Submariner ist eine Sportuhr und ist relativ robust, aber ich würde sie beim Mountainbiken eher nicht tragen und zum Beispiel beim Squash oder Tennis ablegen. Ich habe schon gesagt, dass das Rotorlager mitunter Probleme bereiten kann, wenn die Rotorachse einläuft. Ich würde nicht behaupten, dass das eine Schwachstelle des Rolex-Kalibers 3135 ist, aber ich würde jedem Träger ans Herz legen, die Rotorlagerung zu berücksichtigen, damit die Uhr keinen Schaden nimmt. Sobald der automatische Aufzug seine Arbeit geräuschvoll verrichtet, würde ich mit der Uhr zum Uhrmacher gehen und sie nicht weiter tragen. Ich habe schon 3135-Kaliber gesehen, bei denen das Finish rund um das Werk schon recht gleichmäßig von der Schwungmasse abgeschliffen worden ist … 

Wie wichtig sind Box und Papiere bei der Rolex Submariner?

Für den Wiederverkaufswert sind Box und Papiere sicherlich wichtig.  

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Sebastian Swart

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