Feinmechanik und Sport passen üblicherweise nicht gut zueinander. Einige Luxusuhren-Marken jedoch machen das Testen ihrer Uhren unter extremen Bedingungen zu einer Kunstform. Reden wir also über Uhren und Sportarten.
Quarzuhren und mechanische Uhren
Zunächst sollten wir zwischen Uhren mit einem batteriebetrieben Quarzwerk und solchen mit einem mechanischen Werk unterscheiden. Einige Marken konzentrieren sich auf Outdoor-Aktivitäten, etwa Tissot mit den Quarz-Modellen der Serie T-Touch. In solchen Fällen bieten harte Stöße und andere extreme Bedingungen keinen Anlass zur Sorge. Für Uhren mit mechanischen Werken gilt dies freilich nicht. Die Teile müssen hier extrem gut aufeinander abgestimmt sein und bei möglichst kleinen Toleranzen perfekt miteinander „kooperieren”. Schon ein harter Stoß oder Schlag kann das Innere Ihrer mechanischen Uhr beschädigen. Wenn Sie (Extrem-)Sport betreiben und auf Nummer sicher gehen wollen, entscheiden Sie sich am besten für einen Quarz-Zeitmesser.
Doch Moment, das ist noch nicht alles!
Wenn eine Uhr sogar einen Test bei der NASA bestanden hat, dann können Sie sie auch beim Golfspielen tragen, oder?
Doch offensichtlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Golfspieler und einem Astronauten, der durch das Weltall schwebt. Eine Uhr ist für den Astronauten ein Werkzeug oder ein Instrument, während sie für einen Golfspieler wahrscheinlich eher ein Luxusgegenstand ist. Eine Uhr kann im Test extremen Bedingungen standhalten. Tatsächlich läuft der Test so ab, dass die außergewöhnliche Belastung nur zu einem bestimmten Zeitpunkt eintritt. Wenn Sie aber Golf spielen, schlagen Sie zum Beispiel mehrmals in Folge mit extremer Beschleunigung ab. So setzen Sie Ihre Uhr wiederholt einer „Gefahr“ aus. Wir könnten jetzt mit einigen Statistiken aufwarten. Aber es genügt zu sagen, dass feine mechanischen Uhren nicht dazu geeignet sind, während dem Sport permanenten Erschütterungen ausgesetzt zu sein.
Golf, Tennis, Segeln
Warum also wollen Uhrenmarken gerne mit Sportarten wie Golf, Tennis, Pferderennen oder Segeln in Verbindung gebracht werden? Jeder dieser Aktivitäten könnte Ihre kostbare Uhr ernsthaft beschädigen. Richard Mille hat daher eine Uhr (RM027) speziell für Rafael Nadal entwickeln lassen. Omega sponsort und präsentiert Golfer wie Rory McIlroy mit einer Uhr aus ihrer Kollektion. Und warum gehört die Modellreihe Yacht-Master zum Sortiment von Rolex? Viele Segler tragen schon aus Sicherheitsgründen gar keine Uhr.
Zweifellos verträgt die RM027 von Richard Mille den Aufprall eines Tennisballs auf Nadals Schläger. Aber nur wenige kennen die Auswirkungen auf die Ganggenauigkeit der Uhr. Letztlich geht es nur darum, die Produkte möglichst authentisch bei der richtigen Zielgruppe zu platzieren. Es geht nicht darum, welche Uhr die richtige Wahl für eine Partie Tennis oder Golf ist, sondern um das Prestige.
Und wie verhält sich das beim Tauchen?
Beim Sport sind starke Stöße die größten Feinde mechanischer Uhren. Aber was ist mit Wasser? Kann ich mit meiner Uhr tauchen, wenn der Hersteller sagt, sie sei bis 200 m wasserdicht?
Das können Sie beruhigt tun, aber passen Sie auf bei den Angaben zur Wasserdichtheit. Mit einer Uhr, die bis 30 m wasserdicht sein soll, können Sie nicht unbedingt bis 30 Meter tief tauchen. Die Wasserdichte sagt mehr über den Druck einer Uhr aus. 30 m entspricht dem Druck einer Wassersäule von 3 bar, damit sollten sie nicht mal in die Nähe von Wasser kommen. Nur Uhren, die ausweisen, bis 100 Meter wasserdicht zu sein (~10 bar) können Sie mit ins Wasser nehmen. Wenn Sie wirklich Tauchen gehen wollen, informieren Sie sich besser gut, ob Ihre Uhr den Anforderungen entspricht. Uhren, die nach Herstellerangaben bis 200 Meter wasserdicht sind, können Sie ohne Bedenken beim Tauchen tragen.
Wozu gibt es dann Tests?
Falls Sie die Aussagen dieses Artikels bisher nicht gerade begeistern, dann wäre das verständlich. Doch betrachten Sie es so: Würden Sie Ihren wertvollen Oldtimer zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans schicken, wenn keine Ingenieure oder Ersatzteile bereitstehen, falls mal etwas kaputtgeht? Wahrscheinlich nicht! Sie sollten Ihren mechanischen Zeitmesser hegen und pflegen, auch wenn er offiziell für den Einsatz auf dem Mond getestet und zertifiziert ist oder Sie ihn am Arm eines Tennisstars gesehen haben. Es ergibt keinen Sinn, Ihre teure Luxusuhr leichtfertig Gefahren auszusetzen.
Sie wundern sich sicher nun, warum einige Luxusuhrenhersteller viel Zeit und Geld in aufwendige Tests stecken. Uhren von Marken wie Rolex, Omega, Tag Heuer oder Panerai müssen eine ganze Reihe von Tests bestehen, bevor sie die Manufakturen verlassen. Uhren werden Fall-Tests, Stoß-Tests, Wasserdichte-Tests, Antimagnetismus-Tests und vielen anderen Prüfverfahren unterzogen. Manchmal wird mit Hämmern auf Uhren eingeschlagen, um zu erkunden, wie sich das Material verhält.
Letztlich geht es immer darum sicherzustellen, dass die Uhren alltagstauglich sind. Die extremen Bedingungen, denen die Uhren während der Tests ausgesetzt werden, simulieren die regelmäßigen Widrigkeiten, die über die Jahre hinweg auftreten.
Aber Vorsicht!
Während meines gesamten Sammlerlebens habe ich nur selten Uhren fallengelasssen. Zwei Mal ging es schief. Die erste fiel mir aus gut 70 cm Höhe auf einen Holzboden. Die Ganggenauigkeit hat das nicht beeinträchtigt, aber das Armband platzte auf, da zwei Schrauben gebrochen waren. Das merkte ich erst ein paar Tage später, als die Uhr plötzlich, wegen dieser defekten Schraube – am Steuer meines Wagens – von meinem Handgelenk fiel. Die Sache wäre viel schlimmer ausgegangen, wenn die Uhr nicht auf den weichen Boden meines Autos gefallen wäre.
Das andere Mal war es eine Uhr, die für die NASA zertifiziert war. Wieder fiel sie mir auf einen Holzboden, diesmal aus etwas größerer Höhe, etwa 1 Meter. Die Zugfeder brach. Der Schaden führte dazu, dass die Uhr keinen Antrieb mehr hatte und nicht mehr aufgezogen werden konnte. Die Uhr brauchte eine Generalüberholung und eine neue Zugfeder.
Und nun denken Sie mal darüber nach, was Extremsport für Uhren bedeutet…