06/03/2019
 5 Minuten

Top Uhren von unabhängigen Marken unter 3.000 € – Teil 2

Von Tim Breining
Top Uhren von unabhängigen Marken unter 3.000 € – Teil 1

Top Uhren von unabhängigen Marken unter 3.000 € – Teil 2

Egal ob Indie-brand, Startup, Crowdfunding-Marke oder klassisches Familienunternehmen: Viele Marken bewegen sich, verglichen mit den großen Akteuren der Uhrenindustrie, noch unter dem Radar. Für Sie bedeutet das, dass bei diesen Firmen der ein oder andere Geheimtipp zu attraktiven Preisen darauf wartet, entdeckt zu werden. Wir haben Uhrenmarken für Sie ausgewählt, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen – und wer weiß? Vielleicht findet sich ein Vertreter unserer Liste schon bald in Ihrer Sammlung!

Archimede

Pforzheim ist heute allen voran als das traditionelle Zentrum der deutschen Schmuckindustrie bekannt. Bis vor der Quarzkrise gegen Ende der 70er arbeiteten jedoch mehrere Zehntausend Menschen in der Uhrenindustrie der Stadt. Während heute nur noch wenige Uhrenmarken mit einer Produktion in Pforzheim vertreten sind, zeugt die Goldschmiede- und Uhrmacherschule bis heute von der einstig gewaltigen Relevanz, die die Stadt Pforzheim auf dem weltweiten Uhrenmarkt gespielt hat.

Dort wo Uhrenindustrie vertreten war bzw. ist, finden sich auch deren Zulieferer. Hierzu zählt auch das fast 100 Jahre bestehende Familienunternehmen Ickler, ein Uhrengehäusehersteller.

Karl Ickler, Gründer des Familienunternehmens
Karl Ickler, Gründer des FamilienunternehmensBild: Archimede

Parallel zu der noch immer florierenden Aktivität als Zulieferer exklusiver Marken, bietet Ickler auch eigene Zeitmesser an. Kollektionen wie „Pilot“, „Klassik“, „1950’s“, oder „Sporttaucher“ bieten genau das, was man sich unter genretypischen Vertretern dieser Uhrengattungen vorstellt. Als besonderes Schmankerl sind sämtliche Gehäuse – wie könnte es hier anders sein – von Ickler selbst in Pforzheim angefertigt, was die ohnehin schon fair bepreisten Modelle ungemein aufwertet.

Wie wäre es zum Beispiel mit der Archimede Pilot 42GMT für 1.240 €, die es sogar auf das Siegertreppchen bei dem Award „Goldene Unruh“ geschafft hat?

Archimede Pilot 42GMT
Archimede Pilot 42GMTBild: Archimede

 

Staudt Twenthe

Wer kennt nicht die romantischen Storys der „Quereinsteiger“? Sie handeln meist von Bankern oder anderweitig erfolgreichen Geschäftsleuten mittleren Alters, die genug vom stressigen Businessalltag hatten und sich neuen Berufungen wie Weinbau, Feinkostgeschäften oder wohltätigen Organisationen widmen.

Der Quereinsteiger, dessen Geschichte wir hier kurz anreißen möchten, war weder mittleren Alters, noch sonderlich reich, als er seine wahre Berufung fand: Die Rede ist von dem Niederländer Yvo Staudt, Jahrgang 1991.

Ivo Staudt
Ivo StaudtBild: Staudt Twenthe

Während eines Akkordeonstudiums in Italien, welches zunächst glänzend verlief, hatte Staudt später mit inneren Dämonen zu kämpfen. Seinen Ausweg aus dieser Krise fand er in der Beschäftigung mit mechanischen Zeitmessern, die so weit ging, dass er seine erste eigene Uhr zusammensetzte. Bald darauf sichteten Enthusiasten auf Events das Erstlingswerk des frischgebackenen Uhrmachers – und der Rest ist Geschichte.

Heute ist Staudt eine kleine, aber feine etablierte Marke, die zwar nicht mit jahrhundertelanger Tradition, dafür mit einer ehrlichen und ergreifenden Hintergrundgeschichte punkten kann. Auch die inneren Werte der Zeitmesser überzeugen: Die verbauten Werke von Zulieferern werden im Haus verziert, Schrauben gebläut und teils eigene ¾-Platinen mit Chatons eingesetzt. Auch auf die filigrane Bedruckung der (zumeist) blauen Zifferblätter ist man bei Staudt Twenthe stolz.

Für 2.349 € ist beispielsweise das Modell Praeludium Hand Wound zu haben – die aktuelle Version der ersten Uhr, die Yvo Staudt gestaltete.

Praeludium Hand Wound
Praeludium Hand WoundBild: Staudt Twenthe

Christopher Ward

Christopher Ward ist auf der Uhrmacherbühne zwar kein Unbekannter mehr, aber noch weit davon entfernt, ein ganz großer Player zu sein. Der Weg dorthin könnte der 2004 gegründeten, britischen Marke durchaus offenstehen.

Alles begann mit der Erkenntnis, dass zahlreiche etablierte Marken ihre Uhren aus den immergleichen, zugekauften Werken zusammensetzten und fantastische Margen beim Verkauf erzielten. So startete Christopher Ward mit dem markanten Grundsatz die „billigsten teuersten Uhren der Welt“ anzubieten. Doch die Marke wäre nur eine unter vielen, wenn es bei diesem vagen Versprechen von bezahlbarem Luxus bliebe.

Durch den Erfolg, den die zunächst mit zugekauften Werken versehenen, dafür aber zu attraktiven Preisen angebotenen Kollektionen brachten, ging man entschieden den nächsten Schritt: 2014 gelang es Christopher Ward, durch die Übernahme der Schweizer Firma Synergies Horlogères (die Uhren waren schon immer „Swiss Made“, trotz des englischen Firmensitzes), das erste Manufakturwerk zu präsentieren. Dieses Werk, SH 21, findet zunehmend seinen Weg in die von Motorsport, Luftfahrt oder eben schlichter Eleganz geprägten Kollektionen. Dabei begeistert es dank zwei Federhäusern mit fünf Tagen Gangreserve und ist sowohl mit Handaufzug als auch als Automatikversion zu haben.

Christopher Ward C8 UTC Worldtimer
Christopher Ward C8 UTC WorldtimerBild: Christopher Ward

Wer eine Christopher Ward mit einer Version des SH 21 sein Eigen nennen möchte, muss je nach Modell mit um die 2.000 € rechnen. Aber auch für ca. die Hälfte dieser Summe bietet Christopher Ward interessante Zeitmesser wie die C1 Grand Malvern Worldtimer, die auf modifizierte Basiswerke zurückgreift.

Werenbach

Materialien sind bei Uhren – gerade im Hinblick auf den Vintage Trend – ein brandaktuelles Thema. Der Siegeszug von Bronze zeigt beispielhaft, dass funktionale Aspekte hier nicht immer im Vordergrund stehen: Vielmehr sorgt hier der maritime Charme und die Neigung zur Patinabildung für Begeisterung unter Retro-Fans. Doch die Uhrenindustrie versteht sich schon seit wesentlich längerer Zeit darauf, verwendete Materialien etwa mit der Schifffahrt, Luftfahrt oder Raumfahrt zu assoziieren und dem Kunden zum Produkt das entsprechende „Storytelling“ gleich mit zu liefern.

Auch bei Werenbach nimmt man diese Philosophie sehr ernst: Die verwendeten Materialien sind nicht nur an die Raumfahrt angelehnt, sondern stammen von echten Soyuz-Raketen. Je nach Preiskategorie (wir sprechen vom oberen dreistelligen bis mittleren vierstelligen Bereich), verbaut Werenbach verschiedene Komponenten der Rakete – z.B. die Windschutzverkleidung, die Raketenaußenhaut, die Triebwerksverkleidung und das Raketentriebwerk selbst! Aus Letzterem wird für die Modellreihe SOYUZ eine eigene Legierung in einem anspruchsvollen Verfahren erschmolzen. Das so entstehende Gehäusematerial taufte Werenbach auf den Namen „SRE-Stainless Steel“ – Soyuz Rocket Engine Stainless Steel.

Was für Puristen möglicherweise eher ein Gimmick darstellt, dürfte für so manchen raumfahrtaffinen Uhrenfan ganz oben auf der Wunschliste stehen.

Werenbach Leonov Model 2
Werenbach Leonov Model 2Bild: Werenbach

Tockr

Bleiben wir beim Thema außergewöhnliche Materialien: Die amerikanische Marke Tockr bietet auf den ersten Blick solide Fliegeruhren, gestaltet in den Vereinigten Staaten, Swiss made und angetrieben von bewährten Schweizer Uhrwerken. Soweit nichts allzu Aufregendes. Doch mit dem Modell D-DAY C-47 stellte die Marke eine Uhr aus einem besonderen Metall vor: Es handelt sich dabei um das Material der Douglas C-47, die am D-Day – dem Tag der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 – die Formation aus 800 C-47 Flugzeugen anführte.

Tockr D-Day
Tockr D-DayBild: Tockr

Im Zuge einer Restaurierung dieses einmaligen Flugzeugs konnten Teile des Aluminiumrumpfs erworben werden, aus denen Tockr Zifferblätter für die D-DAY C-47 fertigt. Das Modell ist in drei Varianten erhältlich: „Clean Cut, „Stamped“ und „Hard Worn“. Abnutzungsgrad und der verwendete Ausschnitt des Rumpfes unterscheiden sich dabei jeweils.

Zugegeben, knapp 2.000 $ (ungefähr 1.800 €) sind kein Schnäppchen für die sonst nicht weiter auffällige Uhr mit ETA-Werk und 316L-Stahlgehäuse. Falls man sich jedoch für das Zifferblatt aus dem Metall eines historisch signifikanten Flugzeugs begeistern kann, erhält man nicht nur den reinen Zeitmesser. Die Uhr kommt in einer der wohl kreativsten und detailverliebtesten Boxen, die uns bisher untergekommen ist. Zusätzlich spendet man automatisch einen Teil des Erlöses an die Commemorative Air Force, die es sich zum Ziel gesetzt hat, historische Flugzeuge wieder in einen flugbereiten Zustand zu versetzen.

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Tim Breining

Etwa 2014, während meines Ingenieurstudiums, begann ich mich für Uhren zu interessieren. Mit der Zeit wurde aus der anfänglichen Neugier eine Leidenschaft. Da …

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