Luxusuhren üben seit jeher eine besondere Faszination auf Uhrenliebhaber und Sammler aus. Eine der aufregendsten Möglichkeiten, eine einzigartige Luxusuhr zu erwerben, bieten Auktionen, die sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuen. Insbesondere renommierte Auktionshäuser wie Phillips, Christies oder Sotheby’s versteigern immer wieder rare Zeitmesser bekannter Uhrenmanufakturen, die in spannenden Bietergefechten teils horrende Preise erzielen. Diese Auktionen bieten eine Bühne für solvente Sammler, Investoren und leidenschaftliche Uhrenenthusiasten. In vielen Fällen ist es gar nicht einmal die Uhr selbst, für die viel Geld bezahlt wird, sondern die einzigartige Geschichte, die sie erzählt.
In diesem Artikel stellen wir Ihnen die fünf Uhren vor, die in Auktionen die bisher höchsten Zuschläge erhielten. Lesen Sie auch, wie es ehemalige Mitarbeiter einer der bekanntesten Uhrenmarken geschafft haben, ihr ehemaliges Unternehmen samt Auktionshaus mit raffinierten Tricks hinters Licht zu führen.
Die Top 5 der teuersten jemals versteigerten Luxusuhren
Sie werden es vielleicht bereits ahnen: Bis auf eine Ausnahme ist es der Luxusuhren-Platzhirsch Patek Philippe, der die folgende kurze Liste der fünf teuersten jemals versteigerten Uhren dominiert. Lediglich Rolex kann der allseits beliebten Manufaktur einen Platz streitig machen. Fangen wir also in umgekehrter Reihenfolge an.
5. Patek Philippe Prince Mohamed Tewfik A. Toussou Ref. 1518
Am 9. Dezember 2021 versteigerte das New Yorker Auktionshaus Sotheby’s eine Patek Philippe Armbanduhr der Referenz 1518 aus Rotgold. Es wird angenommen, dass von der Uhr aus diesem Edelmetall lediglich 58 Exemplare gefertigt wurden. Neben einem Ewigen Kalender bietet das 35 mm große Modell eine Mondphase und eine Stoppfunktion. Außergewöhnlich ist ihr rosafarbenes Zifferblatt. In der Kombination mit dem Gehäuse aus Rotgold sind lediglich 14 Exemplare weltweit bekannt. Sotheby’s erhielt die tadellos erhaltene Uhr praktisch als „Full Set“ inklusive Originalzertifikat. All diese Eigenschaften machen die Uhr bereits sehr besonders, doch mit dem versteigerten Exemplar ist zusätzlich eine besondere Geschichte verbunden.
Die Patek Philippe 1518 wurde im Auftrag der Erben des ägyptischen Prinzen Tewfik Adil „T.A.“ Toussou versteigert. Der Anfang 2021 verstorbene Prinz war ein direkter Nachfahre von Muhammad Ali von Ägypten, dem Begründer des modernen Ägyptens und Cousin ersten Grades des zehnten und vorletzten Königs von Ägypten, König Farouk I. Er war der ursprüngliche Besitzer der Uhr und kaufte sie am 25. Juli 1951.
All diese Faktoren führten zu einem Bietergefecht, das unter rund einem Dutzend Interessenten ausgefochten wurde. Am Ende erzielte die 1518 einen Preis von 9,57 Mio. Dollar, heute umgerechnet rund 8,73 Mio. EUR.
4. Patek Philippe Ref. 1518 Stainless Steel
Patek Philippe stellte in den rund 14 Jahren Produktionszeit ab 1941 insgesamt 281 Einheiten der Referenz 1518 her. Während von der Prince Mohamed Tewfik A. Toussou Ref. 1518 aus Rotgold immerhin 14 Exemplare bekannt sind, existieren von der 1518 aus Edelstahl wohl nur vier. Somit gilt diese Uhr als das Nonplusultra unter sehr gut betuchten Uhrensammlern. Technisch gesehen bietet das Modell natürlich die gleichen Funktionen wie ihre Pendants aus Gold.
Am 11.12.2016 kam eine dieser extrem seltenen Varianten der 1518 aus Edelstahl im Genfer Auktionshaus Phillips unter den Hammer. Über die Uhr ist bekannt, dass sie 1943 produziert wurde und am 22. Februar 1944 in einem Herrn namens Joseph Lang aus Budapest ihren ersten Käufer fand. Interessant ist, dass am selben Tag ein zweites Exemplar einer 1518 aus Edelstahl an Joseph Lang geliefert wurde. Somit war Lang im Besitz der Hälfte aller hergestellten 1518 aus Edelstahl. Die beiden Uhren blieben über Jahrzehnte in Privatbesitz und tauchten in den 1990er- bzw. 2000er-Jahren erst wieder auf.
Bei der Auktion erzielte die 1518 aus Edelstahl einen Preis von rund 11,14 Mio. Dollar, was heute einem Betrag von ca. 10,17 Mio. EUR entspricht.
3. Rolex Cosmograph Daytona „Paul Newman“
Auf Platz drei der Top 5 befindet sich die wohl prominenteste Vertreterin der teuersten jemals versteigerten Luxusuhren. Am 26.10.2017 ging eine Rolex Daytona Ref. 6239 aka „Paul Newman“ als teuerste jemals verkaufte Rolex in die Geschichte ein. Wie ihr Namenszusatz es schon verrät, stammte das versteigerte Exemplar aus dem Besitz der Familie Newman, den Nachfahren des ehemaligen Hollywoodstars Paul Newman. Der bekam die Uhr Ende der 1968-Jahre von seiner Frau Joanne Woodward geschenkt. Woodward hatte die Uhr vermutlich bei Tiffany & Co in New York gekauft und ließ den Rückendeckel mit den Worten „Drive carefully. Me“ gravieren. Frau Woodward war demnach wohl in Sorge um Ihren Ehemann, der die meiste Freizeit damit verbrachte, professionelle Autorennen zu bestreiten.
Das Besondere an der Referenz 6239 „Newman“ ist ihr sogenanntes Exotic Dial im Art-déco-Stil, von dem nur geschätzt 2000 Exemplare auf den Markt kamen. Zu erkennen ist das im Falle des versteigerten Exemplars am weiß-schwarzen Panda-Zifferblatt, bei dem auf den Hilfszifferblättern arabischen Zahlen im Art-déco-Stil ausgeführt sind. Ferner befinden sich kleine Quadrate am Ende der Indizes. Technisch ist die Uhr mit den übrigen Varianten identisch. So tickt auch in dem versteigerten Exemplar das Handaufzugskaliber 722, das auf dem Valjoux 72 basiert.
Das Bietergefecht im Oktober 2017 war relativ kurz, denn schon das Erstgebot betrug unglaubliche 10. Mio. Dollar. Nach weiteren Geboten landete die Uhr schließlich bei über 17,752 Mio. Dollar, was zum damaligen Zeitpunkt 15,3 Mio. EUR entsprach.
2. Patek Philippe Henry Graves Supercomplication
Den zweiten Platz der teuersten Luxusuhren in Auktionen belegt wieder eine Patek Philippe, diesmal eine opulente goldene Taschenuhr mit zwei Zifferblättern. Die Henry Graves Supercomplication ist ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst und vereint 24 Komplikationen in einer Uhr. Sie wurde 1933 im Auftrag des amerikanischen Bankiers Henry Graves Jr. hergestellt. Die Entwicklung der Supercomplication erforderte mehrere Jahre intensiver Arbeit, die gleich mehrere Uhrmachermeister des Unternehmens leisteten.
Zwischen 1925 und 1932 schufen die kreativen Patek-Mitarbeiter eine ganze Reihe komplexer Mechanismen und winziger Bauteile, um die verschiedenen Komplikationen zu ermöglichen. Zu den bemerkenswertesten davon gehören ein Ewiger Kalender, eine Minutenrepetition, ein Chronograph, ein Westminster Glockenspiel, eine Zeitgleichung, eine doppelte Gangreserve für Schlag- und Laufwerke sowie eine Himmelskarte mit den Sternenkonstellationen über New York City, dem Geburtsort von Henry Graves Jr.
Viel Technik benötigt viel Platz, daher ist die Henry Graves Supercomplication mit ihrem Durchmesser von 70 mm und einem Gewicht von über 450 Gramm ein recht großer und schwerer Brocken. Am 11. November 2014 wurde diese Taschenuhr der Superlative bei Sotheby’s in Genf versteigert. Dem Höchstbietenden war die Uhr stolze 24 Mio. Dollar wert, was 2023 fast 22. Mio. EUR entspricht.
1. Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300A-010
Die unangefochten teuerste Uhr, die jemals verkauft wurde, ist die Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300A-010. Die Edelstahluhr ist ein absolutes Unikat und wurde exklusiv für eine Charity-Auktion gefertigt, die im Jahr 2019 in der Schweiz stattfand. Die Einnahmen aus der sogenannten Only-Watch Auktion, die von Christie’s in Genf durchgeführt wurde, flossen bzw. fließen vollständig in Forschungsprojekte, die im Rahmen der Kinderkrankheit Duchenne Muskeldystrophie durchgeführt werden.
Die Grandmaster Chime ist die komplizierteste Uhr von Patek Philippe. Das Modell verfügt über insgesamt 20 Komplikationen, darunter ein Ewiger Kalender, eine Minutenrepetition, eine Grande und Petite Sonnerie (Chiming-Funktion) und eine Weltzeitfunktion. Wie die Henry Graves Supercomplication besitzt auch die Grandmaster Chime zwei Zifferblätter, in diesem Fall eines aus Roségold und eines aus Ebenholz. Mit einem Durchmesser von knapp unter 48 mm ist das Meisterwerk eher etwas für kräftige Handgelenke. Ob der Käufer – dessen Identität nicht bekannt gegeben wurde – über solche verfügt, ist allerdings unbekannt.
Bekannt ist jedoch, dass der ungenannte Käufer äußerst solvent sein muss. Immerhin war ihm die Grandmaster Chime am 9. November 2019 sage und schreibe 31 Mio. Dollar wert. Für die umgerechnet rund 28,5 Mio. EUR lässt sich sicherlich manch ein Projekt im Rahmen der Duchenne-Muskeldystrophie-Forschung realisieren.
Wirtschaftskrimi um eine Omega Speedmaster Broad Arrow 1957
Große Geldsummen rufen in vielen Branchen mitunter auch zweifelhafte Akteure auf den Plan, das ist nichts Neues. Dass sich aber ausgerechnet in den ehrwürdigen Häusern Phillips und Omega ein wahrer Wirtschaftskrimi abspiele würde, damit dürften die wenigsten im Rahmen einer Auktion gerechnet haben, die am 5. November 2021 bei Phillips in Genf stattfand. Die Geschichte ist so aberwitzig, dass sie Stoff für eine Filmvorlage liefert.
An besagtem Datum versteigerte Phillips eine vermeintlich originale Omega Speedmaster Broad Arrow aus dem Jahr 1957. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal war ihr gleichmäßig braun verfärbtes „Tropical Dial“, das bei Sammlern besonders beliebt ist. Zifferblätter dieser Art sind Unikate und sofort als solche identifizierbar. Phillips schätzte den Wert der Speedmaster auf 80.000 bis 120.000 Schweizer Franken, am Ende der Auktion kam die Uhr für unglaubliche 3,115 Millionen Franken unter den Hammer. Das war und ist der höchste jemals gezahlte Preis für eine Omega Speedmaster, im Gesamtranking der teuersten Uhren bei Auktionen jedoch nur Platz 41.
Nachdem Omega und Phillips den Ausgang der Auktion gefeiert hatten, machte sich jedoch schon bald große Ernüchterung breit, denn die Speedmaster war keine Unbekannte.
Experten fiel erst im Nachgang der Auktion auf, dass bereits zuvor eine Speedmaster mit exakt diesem Zifferblatt von einem Händler auf dem freien Markt angeboten wurde. Schon bei diesem Angebot war klar, dass es sich um eine verbastelte Uhr handelte, der Wunschpreis: 50.000 Schweizer Franken. Während eine ganze Reihe Details nicht stimmte, war es insbesondere das Uhrwerk, das anhand der Seriennummer nicht aus dem Jahr 1957 stammen konnte. Einen Käufer fand der Händler letztlich dennoch und dieser verfügte über eine hohe kriminelle Energie.
Der neue Besitzer, der in der Zuliefererszene gut vernetzt war, kaufte diverse Original-Ersatzteile, die er entsprechend verbaute. Sogar die Lünette mit ihren unverwechselbaren Gebrauchsspuren wurde ausgetauscht, sie stammt von einer Speedmaster aus dem Jahr 1958, die 2018 bereits versteigert wurde. Eine besondere Aufgabe stellte das Uhrwerk mit der nicht passenden Seriennummer dar. Da der findige Eigentümer sogar über entsprechende Kontakte beim Omega selbst verfügte, ließ er sich kurzerhand eine passende Seriennummer herausgeben. Unter großem Aufwand ließ der Ganove daraufhin eine neue Ankerrad- und Kupplungsbrücke mit entsprechend eingravierter Seriennummer herstellen und montierte diese Teile auf das vorhandene Uhrwerk. In diesem Zustand ging die Uhr dann zu Phillips in die Versteigerung und erzielte den Millionenbetrag.
Bis Juni 2023 nahm man an, dass ein Bieterpaar die horrende Summe für die Speedmaster ausgegeben hat, doch das stimmte nicht. Tatsächlich hat Omega die Speedmaster selbst für über 3 Mio. Franken ersteigert, um sie im hauseigenen Museum zu präsentieren. Das gab das Unternehmen Anfang Juni 2023 bekannt.
Im Rahmen interner Ermittlungen bei Omega kam heraus, dass drei ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens in den Betrug verwickelt waren. Omega bestätigte auch, dass die Brücken nicht im eigenen Haus gefertigt wurden. Phillips war der Austausch dieser Bauteile nach eigenen Aussagen nicht bekannt, dass die Lünette und andere Teiler der Uhr jedoch nicht ursprünglich zu der versteigerten Uhr gehörten, wusste das Auktionshaus indes schon. Im Juni 2023 laufen entsprechende Verfahren und Ermittlungen in diesem hoffentlich einmaligen Auktionskrimi.
Worauf sollte man beim Kauf über Uhrenauktionen achten?
Beim Kauf einer gebrauchten Uhr über Auktionen gilt im Prinzip das Gleiche wie beim Kauf bereits getragener Uhren über Online-Plattformen oder Händler. Insbesondere dann, wenn es sich um Vintage-Uhren großer Marken handelt, sollten Sie vorher so viele Informationen wie möglich über das Objekt sammeln. Das Auktionshaus sollte in der Lage sein, Herkunft, Historie (auch Servicehistorie und Tausch von Originalteilen) transparent zu beschreiben und zu belegen. Auch wenn sich die Experten dort große Mühe geben, alle wichtigen Informationen zusammenzutragen, kann es sein, dass auch sie sich einmal irren. Ganz so wie im oben beschriebenen Fall der Omega Speedmaster Broad Arrow.
Natürlich sind die Auktionshäuser daran interessiert, möglichst hohe Preise zu erzielen. So werden auch eher banale 08/15-Uhren mit teils dünnen Geschichten aufgepeppt, die den Wert des Zeitmessers tatsächlich kaum beeinflussen sollten. Dass eine Rolex, die Paul Newman persönlich getragen hat, eine riesige Summe erzielt, mag noch irgendwie nachvollziehbar sein. Eine Rolex, die ein Bekannter eines Bekannten von Paul Newman einmal beim Konzessionär im Schaufenster gesehen hat, ist allerdings kaum mehr wert, als sie eben wert ist.
Wo finden Uhrenauktionen statt?
Neben großen Auktionshäusern wie Phillips, Christies oder Sotheby’s bieten auch kleinere Juweliere oder Pfandhäuser Uhren innerhalb von Versteigerungen an. Ein Blick auf Online-Zoll-Auktionen von Bund, Ländern und Gemeinden kann sich ebenfalls lohnen. Ob Sie hier eine detaillierte Historie zur Uhr erhalten, darf allerdings bezweifelt werden. Zu guter Letzt bietet Chron24 selbst Auktionen an, bei denen auch bekannte Auktionshäuser ihre Uhren anbieten können.
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