Die TAG Heuer Carrera wurde 1963 von Jack Heuer, dem Urenkel des Firmengründers Edouard Heuer, entwickelt und ist seitdem eine der Ikonen unter den Schweizer Luxusuhren. Heuer benannte das Modell nach der berüchtigten Carrera Panamericana, die einst als eines der gefährlichsten Straßenrennen der Welt galt. Die Carrera sollte ein robuster und einfach abzulesender Chronograph für Rennsportler sein. Anfang August 2024 stellte die Manufaktur aus dem Schweizer Ort La Chaux-de-Fonds insgesamt sechs neue Carrera-Varianten vor, die allesamt der Unterkollektion „Carrera Extreme Sport“ angehören. Vier Modelle verfügen über die von der Carrera gewohnte Chronographenfunktion, zwei Varianten sind zusätzlich mit einem Tourbillon ausgestattet.
Allen Uhren gemeinsam ist ein 44 mm großes Gehäuse, das über einen Hornabstand (Lug to Lug) von 49,7 mm verfügt. Die Gehäusehöhe liegt bei knapp über 15 mm. Neu ist ein integriertes Kautschukarmband mit doppelter Faltschließe, das von Lufteinlasssystemen von Rennwagen inspiriert ist. Außergewöhnlich ist der Materialmix der neuen Modelle, bei dem Titan jeweils das Grundmetall darstellt. Typisch für Carrera-Chronographen ist eine feststehende Lünette mit Tachymeterskala, die bei der Kollektion Extreme Sport – je nach Modell – aus Keramik, Gold oder Carbon besteht.
Die Manufakturkaliber sind mit einer sogenannten NAC-Beschichtung (Nickel Anthracite Coating) versehen. Dabei handelt es sich um eine Oberflächenveredelung, die auf Nickel basiert und den damit beschichteten Komponenten einen anthrazitfarbenen Farbton verleiht. Bei den Tourbillon-Modellen befindet sich diese Beschichtung auch auf den skelettierten Zifferblättern. Als Stundenindexierung dienen rhodinierte, applizierte Indizes, die im Dunkeln nachleuchten. Durch die Skelettierung werden weite Teile des Uhrwerks und der Brücken sichtbar. Jack Heuers Ursprungsgedanke, mit der Carrera einen klar strukturierten und einfach ablesbaren Chronographen anzubieten, wird hierdurch bei den neuen Modellen der Carrera Extreme Sport verfehlt – viele Nebenschauplätze lenken von den Grundfunktionen eines Chronographen ab.
Während in den regulären Chronographen das Manufakturkaliber TH20-00 den Takt vorgibt, tickt in den zwei Tourbillon-Uhren das Kaliber TH20-09. Beide Uhrwerke basieren auf dem Heuer 02 und besitzen ein Zertifikat der Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC). Durch einen Gehäuseboden aus Saphirglas kann man die Rückseite des entsprechenden Kalibers betrachten. Wasser muss eine Carrera Extreme Sport nicht fürchten, denn die Wasserdichtigkeit beträgt 100 m (10 bar).
Schauen wir uns die einzelnen Referenzen einmal genauer an.
TAG Heuer Carrera Chronograph Extreme Sport
Die vier Chronographen der TAG Heuer Carrera Chronograph Extreme Sport verfügen über das klassische Tricompax-Layout mit Totalisatoren bei 3, 6 und 9 Uhr. Auf ersterer Position befindet sich der Minutenzähler, ihm gegenüber ist der Stundenzähler untergebracht. Bei der 6, oberhalb des Datumsfensters, dreht eine kleine Sekunde ihre Runden. Das Kaliber TH20-00 verfügt über eine Gangreserve von rund 80 Stunden.
Besonders auffällig ist die Chronograph Extreme Sport Orange (Ref. CBU2082.FT6275). Bei dieser Variante sind das Kautschukarmband, die Datumsscheibe, der Stoppsekundenzeiger sowie ein Ring auf der Krone orange gehalten. Die Farbe steht laut TAG Heuer symbolisch für die Hitze und das Tempo auf der Rennstrecke. Das Gehäuse der Uhr besteht aus fein gebürstetem Titan, auf dem sich eine schwarze Keramiklünette befindet.
Bei der Carrera Chronograph Extreme Sport Blue mit der Referenznummer CBU2081.FT6274 sind die oben genannten Komponenten in der Farbe Blau gestaltet. Das Modell ist technisch ansonsten baugleich mit der orangen Variante. Der Listenpreis liegt bei jeweils 8.050 EUR.
Für Freunde schwarzer Uhren hat TAG Heuer die Carrera Chronograph Extreme Sport (Ref. CBU2080.FT6272) im Programm. Das Gehäuse besteht bei dieser Variante ebenfalls aus Titan, ist jedoch komplett mit einer schwarzen DLC-Beschichtung versehen. Passend dazu sind das durchbrochene Zifferblatt samt Datumsscheibe sowie das Kautschukarmband ebenfalls schwarz. Eine Carrera im Stealth-Modus zum Listenpreis von 8.250 EUR.
TAG Heuer bietet die Carrera Extreme Sport unter der Referenznummer CBU2050.FT6273 mit einem Gehäuse aus 18 Karat 5N Roségold mit besonders hohem Kupferanteil an. Durch die hohe Zugabe von Kupfer entsteht ein außergewöhnlich intensiver Rotton. Roségoldfarbene Komponenten finden sich auch auf zahlreichen weiteren Bauteilen der Uhr wieder, etwa den Totalisatoren, dem Zeigerspiel, der Tachymeterskala sowie den Stundenmarkierungen. Die Zahlen auf der Datumsscheibe sind hingegen schwarz gehalten. Die UVP beträgt 12.100 EUR.
TAG Heuer Carrera Chronograph Tourbillon Extreme Sport
Wer auf der Suche nach einem betont sportlichen Chronographen mit skelettiertem Zifferblatt und integriertem Tourbillon ist, wird bei TAG Heuer mit einer der zwei Tourbillon-Varianten des Extreme Sport Chronographen fündig. Das Modell mit der Referenznummer CBU5080.FT6272 ähnelt in puncto Design und aufgrund des schwarz beschichteten Gehäuses dem regulären Chronographen der Serie (Ref. CBU2080.FT6272). Auf der 6-Uhr-Position des Zifferblatts befindet sich bei dieser Uhr jedoch das Tourbillon mit einem Käfig aus Titan, der sich innerhalb von einer Minute einmal um die eigene Achse dreht.
Möglich macht dies das Kaliber TH20-09 ohne Datum mit einer Gangreserve von ca. 65 Stunden. Getragen wird das Modell an einem schwarzen Armband aus Kautschuk, das mittels einer Faltschließe verschlossen wird. Der Preis: 25.700 EUR.
Highlight der Kollektion Carrera Chronograph Extreme Sport Tourbillon ist das Modell mit der Referenznummer CBU5050.FT6273. Gehäuse und Lünette bestehen bei dieser Variante aus 18 Karat 5N Roségold, während die Krone und die Chronographendrücker aus schwarz beschichtetem Titan gefertigt sind. Farblich passend zum Gehäuse sind auch die Totalisatoren bei 3 und 9 Uhr, das Zeigerspiel, die Indizes und der Tourbillonkäfig gestaltet. Die Roségold-Variante ist ebenfalls mit einem schwarzen Armband aus Kautschuk ausgestattet, das in diesem Fall über eine Faltschließe aus Roségold verfügt. Zu haben ist das Modell zu einer UVP von 32.250 EUR.
Reaktionen der Uhrenenthusiasten
Mit der Lancierung der News in diversen Fachforen traten echte und selbst ernannte Uhrenexperten auf den Plan, die ihre Meinung zu den neuen Carrera Extreme Sport-Modellen publik machten. Zusammengefasst kann man sagen, dass diese mehr als durchwachsen waren bzw. sind. So sind etwa 75 % der Uhrenfans der Meinung, dass das Design der Uhren überzogen und kaum für einen größeren Kundenkreis tauglich ist. Bedingt durch das skelettierte Zifferblatt und die sichtbare Datumsscheibe bei den Chronographen ohne Tourbillon halten viele ein einfaches Ablesen der Uhrzeit für nicht mehr gegeben. Einige betrachteten den Look der Zeitmesser gar als billig und unnötig aufgeblasen.
Fazit
Mit den sechs neuen Modellen der Kollektion Carrera Extreme Sport stellte TAG Heuer eine Reihe technisch anspruchsvoller Chronographen mit interessanten Materialkombinationen vor. Bei aller Liebe zum Detail und technischer Raffinesse mangelt es den Uhren jedoch an einer klaren optischen Struktur, die es ermöglicht, die Zeitmesser schnell und einfach abzulesen. Damit wurde Jack Heuers Grundidee für die Carrera verfehlt. Dies stößt bei vielen Uhrenthusiasten und Carrera-Puristen auf Kritik. Dennoch werden auch diese Modelle ihre Abnehmer finden – wenn der Marktpreis stimmt.