04/27/2023
 5 Minuten

Rolex Submariner Date: Hulk vs. Kermit vs. Starbucks

Von Christoph Odenthal
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Es gibt verschiedene Arten von Grün: Tannengrün, Grasgrün, Moosgrün, Smaragdgrün, Flaschengrün, Giftgrün, Olivgrün, und dann gibt es da noch Rolex-Grün. Wobei die von Rolex grundlegend präferierte Farbe in die zuvor genannten Fächer zurück dividiert werden kann. Geläufig ist zum Beispiel das Olivgrün der edlen Rolex Day-Date 40 Referenz 228236. Nicht zu verachten das Moosgrün der aufstrebenden Rolex Oyster Perpetual Referenz 124300. Die Kosmopoliten erfreuen sich seit kurzer Zeit am Grün der taufrischen Rolex GMT-Master II Referenz 126720VTNR. Ein begehrtes Grün ist auch das Flaschengrün des älteren Bruders, der GMT-Master II Referenz 116718LN. Man findet das Grasgrün bei einem weiteren Schwergewicht des Schweizer Uhrenherstellers, der Rolex Daytona Cosmograph Referenz 116508 (aka John Mayer Daytona). Und da ist schließlich das Grün der Rolex Submariner Date 116610LV aka The Hulk. Ein Grün in all seiner Komplexität, denn das sonnengeschliffene Zifferblatt transportiert über variierendes Tageslicht sämtliche Nuancen von Smaragdgrün bis hin zu Schwarzgrün. Das Zentrum dieses Geschehens umrandet eine grüne Lünette. Die Rolex Submariner Hulk ist eine Uhr, deren Magie sich nicht wie bei vielen Uhren auf den ersten Blick, sondern oft erst im Laufe der Zeit entfaltet. Warum ist diese Uhr so viel diskutiert? Hat sie wirklich das Zeug zum Superstar? Wie verhalten sich ihr Vorgänger und Nachfolger im direkten Vergleich? Und warum wäre es die letzte Uhr aus meinem Portfolio, welche ich monetarisieren würde?

Rolex Submariner Date Referenz 116610LV aka The Hulk

Der Zeitmesser aus der sportlichen Familie der Submariner wird seinem Spitznamen allemal gerecht – ausgestattet mit dem muskulösen 3135 Kaliber, ausdauernden 48 Stunden Gangreserve und einer Ganggenauigkeit von akkuraten -2/+2 Sekunden. Die Taucheruhr ist ein Vorzeigeathlet: robuste Keramiklünette, zähe platinbeschichtete Graduierung, erprobtes Superluminova-Zifferblatt, kratzfestes Saphirglas, 40 mm Super Case Edelstahlgehäuse am Edelstahl-Oyster-Band. Für jegliche Herausforderung im Alltag gewappnet. Nahezu unzerstörbar. Ausstaffiert mit den benötigten Attributen, um in die Annalen einzugehen. Dominant im Tageslicht. Zurückhaltend in der Dämmerung, zum Verwechseln ähnlich zu ihrem schwarzen Pendant bei Nacht. Die Rolex Submariner Hulk nimmt bescheidene Anleihen am Design ihres Vorgängers, der Rolex Submariner Date Referenz 16610LV. Der Hulk Nachfolger, die Rolex Submariner Date Referenz 126610LV, ist der Submariner Hulk dagegen aus dem Gesicht geschnitten. Um die Uhr besser zu verstehen, schauen wir also auf das Davor und das Danach.

Der Vorgänger: Rolex Submariner Date Referenz 16610LV aka The Kermit

Der ältere Bruder der Hulk, die Rolex Submariner Date Referenz 16610LV, ist bereits seit 2003 auf dem Markt. Der erste Rolex Diver im grünen Gewand. Offiziell aufgesetzt zum 50-jährigen Jubiläum der Submariner: Im Jahr 1953 geht die erste Rolex Submariner Referenz 6200 in Produktion. Ein Jahr später geht sie offiziell in den Verkauf. Für waschechte Fans ist die Rolex Submariner Date Referenz 16610LV also die echte grüne Jubiläumsuhr. Funfact: Die erste Submariner mit Datum wurde erst 1966 mit der Rolex Submariner Date Referenz 1680 vorgestellt, das goldene Jubiläum der Datumsanzeiger fällt also eigentlich erst auf das Jahr 2016 und somit in die Ära der Submariner Hulk.

Die grüne Rolex Submariner, genannt „Kermit“
Die grüne Rolex Submariner, genannt „Kermit“

Neo-Vintage Submariner Gehäuse mit Rolex Maxi Dial

Die Kermit kommt samt zuverlässigem Kaliber 3135. Sie besitzt noch kein Super Case und keine massiven Mittelglieder. Diese Uhr impliziert jedoch das beste von beiden Welten: Zum Neo-Vintage Case gesellt sich nämlich bereits das moderne Zifferblatt. Als Zukunftsbote ist die Rolex Submariner Date Referenz 16610LV folglich bereits mit Maxi Dial und zugehörigem Zeigersatz ausgestattet. Das verleiht der Uhr eine außergewöhnliche Optik. Eine Art Übergangsmodell zwischen der alten und neuen Submariner-Generation, eine Brücke von den 5- zu den 6-stelligen Referenzen. Das Maxi Dial gibt es zum damaligen Zeitpunkt nämlich nur auf der Yacht-Master.

Rolex Submariner Flat Four

Sammler erfreuen sich zudem an den sogenannten „Flat Four“-Modellen aus der frühen Produktion 2003-2004. Diese verfügen über eine vergleichsweise flache „4“ (Spitze) bei der Zahl „40“ auf der Lünetten-Skalierung. Die Kermit zeigt einen eigenen farblichen Kontrast. Bei schwarzem Zifferblatt ist die Kolorierung der Alu-Lünette in einem hervorstechenden Giftgrün gehalten. Die Lünette der letzten Tranche aus dem Produktionszeitraum 2009-2010 ist in einem unverkennbar dunkleren Apfelgrün eingefärbt.

Der Nachfolger: Rolex Submariner Date Referenz 126610LV aka The Starbucks

Auch bekannt unter dem Spitznamen „The New Kermit“ und „The Cermit“ befindet sich der jüngste Sprössling der Green Diver seit 2020 in den Auslagen der Konzessionäre. Diese Ausführung verspricht die beste Submariner aller Zeiten zu sein. Sie verfügt über das neue 3235 Kaliber mit angehobenen 70 Stunden Gangreserve. Der bärenstarke Motor liegt im überarbeiteten 41 mm Edelstahlgehäuse. Die neue Generation trägt aufgrund ausgeklügelter Maße jedoch insgesamt wieder etwas dezenter auf und erinnert an das Neo-Vintage Gehäuse. Die Hörner sind dabei schlanker gehalten, der Bandanstoß ist gleichzeitig auf 21 mm vergrößert. Farblich bleibt das Zifferblatt fortan im althergebrachten Schwarz, die Lünette erstrahlt noch im bekannten Grün des Vorgängers, der Submariner Hulk. Das macht die Uhr insgesamt vielseitiger. Die interne Entspiegelung des Saphirglas soll zudem für eine Harmonisierung der Lichtbrechungen sorgen.

Rolex Submariner Starbucks

The Kermit vs. The Hulk vs. The Starbucks

Eines gleich vorab: Jede der drei Uhren hat seinen eigenen Fankreis. Dabei spielen individuelle Handgelenkmaße, damit verbundene Ästhetik und Tragekomfort sowie persönliche Farbpräferenzen zweifellos eine erhebliche Rolle.

Für mich ist der klare Favorit die Submariner Hulk! Der vermeintlich einzige Nachteil dieser Uhr ist zugleich ihr größter Vorteil: das polarisierende Grün. Das variierende Sunburst Dial ist nicht jedermanns Sache. Aber das macht die Uhr wiederum so spannend. Zugegebenermaßen passt der uniforme Keramik-Kranz nicht immer zum sich ständig verwandelnden Zifferblatt. An genau diesem Detail scheiden sich die Geister. Die Uhr ist nicht vielseitig. Eine Herausforderung in der Kombination mit täglich wechselnden Outfits. Die Uhr taugt also nicht als alleiniger Begleiter, in einer 2- oder 3-Uhren-Sammlung ist sie jedoch unschlagbar. Bestechend zum weißen T-Shirt. Akzentuierend zum dunklen Anzug. Die Uhr hebt sich von der Masse ab. Für mich hat die Submariner Hulk zudem eine besondere Bedeutung. Durch die Weitergabe aus dem Uhrenbestand meines Vaters hat dieses Modell einen ideellen Wert erlangt, der sie wohl zum bedachtesten Exemplar in meiner überschaubaren Sammlung macht.

Auch als großer Fan der neo-vintage Submariner Modelle fällt es mir dennoch leicht die Rolex Submariner Date Referenz 16610LV aka The Kermit in meiner persönlichen Rangfolge auf den zweiten Platz zu verweisen. Die Kombination aus altem Gehäuse und neuem Blatt sagt mir einfach nicht zu. Zudem bin ich kein Freund der giftgrünen Lünette. Meine Wahl fällt in dieser Epoche auf eine klassische Rolex Submariner Referenz 14060M: eine schwarze Sub ohne Datum. In der Version des Two-Liners. An Schlichtheit kaum zu überbieten. Natürlich auf einem Nato-Band.

Die Submariner Starbucks belegt in diesem Ensemble somit den letzten Platz. Und zwar mit Abstand. Warum? Die aktuelle Submariner-Generation überzeugt mich nicht. Der filigranere Gehäuseschliff mit den verschlankten Hörnern ist gelungen. Das K.-o.-Kriterium stellt für mich jedoch die deutlich größere Schließe dar. Im direkten Vergleich der vorherigen 11er- zur aktuellen 12er-Referenz fällt zudem auf, dass sich der Oyster-Uhrenbandverlauf der 12er-Referenz unverkennbar weniger verjüngt. Das steht dem Diver insgesamt nicht gut zu Gesicht. Hinzu kommt die Einfallslosigkeit in der farblichen Gestaltung der Rolex Submariner Date Referenz 126610LV. Wie auch die aktuelle Rolex Submariner Date Referenz 126619LB (The New Smurf) haben beide Uhren im Vergleich zu ihren Vorgängern eine gewisse Austauschbarkeit. Bei schwarzem Zifferblatt ist mir die farbliche Differenzierung über die Lünette allein einfach zu wenig.

Rolex Preise, Verfügbarkeiten und Ausblick

Die Rolex Submariner Date Referenz 116610LV (The Hulk) ist mit Box und Papieren ab ca. 19.000 EUR erhältlich und somit die preisintensivste Uhr unter den dreien. Kermit (ab 15.000 EUR) und Starbucks (ab 16.000 EUR) liegen einige tausend Euro günstiger. Auch die beiden älteren Referenzen sind ab und an als NOS (new old stock) erhältlich.

Mit Spannung bleibt in 2023 zu erwarten, ob uns zum 70-jährigen Jubiläum ein Novum in der Submariner-Produktlinie erwartet. Am liebsten natürlich im Edelstahl-Gewand. Für eine neue grüne Variante werden wir uns wohl noch ein paar Jahre gedulden müssen.


Über den Autor

Christoph Odenthal

Christoph Odenthal ist in Düsseldorf in einer Familie von Uhrenliebhabern aufgewachsen. Seinen ersten Zeitanzeiger hat ihm 1985 sein Großvater geschenkt: eine Citizen Promaster Aqualand mit elektronischem Tiefenmesser. Daraufhin wechselten weitere Uhren – vorwiegend von Rolex – den Besitzer innerhalb der Familie.

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