02/22/2023
 5 Minuten

Rolex-Sportuhren und ihr Design: die Blaupause für die Moderne

Von Jorg Weppelink
Rolex-GMT-Master-2-1

Rolex ist zweifelsohne der größte Name in der Uhrenwelt und wir schreiben leidenschaftlich gern über den Einfluss der Marke, die Geschichte ihrer Modelle und die Wertentwicklung ihrer vielen Uhren. In diesem Artikel möchte ich einen Blick darauf werfen, was die Designs der verschiedenen Rolex-Uhren für so viele Uhrenliebhaber so attraktiv macht. Dafür lege ich meinen Fokus auf einige Sportmodelle des Genfer Uhrenherstellers. Sportuhren von Rolex haben die Art und Weise wie wir heute Uhren betrachten maßgeblich geprägt. Was macht sie so großartig? Und wieso sehen wir ein Design, das vor sieben Jahrzehnten entwickelt wurde, auch heute noch als Standard an? Lassen Sie uns gemeinsam in die Magie des Rolex-Designs eintauchen.

Am Anfang folgte die Form der Funktion

Der Designprozess von Rolex-Sportuhren begann mit einer Reihe praktischer Probleme, die eher mit gestalterischen Mitteln gelöst werden mussten und weniger mit dem Bestreben, fantastisch aussehende Uhren zu entwickeln. In einer Zeit, in der neue Hobbys und Aktivitäten entstanden, musste Rolex Lösungen für eine Reihe praktischer Probleme finden. Das ging in den 1950er-Jahren mit dem Gerätetauchen los. Der Tauchsport erlebte in dieser Zeit einen bemerkenswerten Popularitätsschub, sowohl beruflich als auch als Freizeitbeschäftigung. Dies führte auch dazu, dass Uhrenhersteller nahezu explosionsartig Taucheruhren auf den Markt brachten. Während Rolex nicht als erstes Unternehmen eine „moderne“ Taucheruhr wie wir sie heute kennen präsentierte – diese Ehre wurde der Blancpain Fifty Fathoms zuteil – kam die Rolex Submariner doch kurz darauf auf den Markt und schaffte in dieser Kategorie Standards, die noch bis heute gelten. Die Grundlage dafür war letztendlich, dass eine Uhr benötigt wurde, die Tauchern ein Werkzeug an die Hand gab, um ihre verbleibende Tauchzeit zu erfassen. Die Lösung kam in Form der 60-Minuten-Taucherlünette, die auch heute noch auf unzähligen Uhren Anwendung findet.

Vintage Rolex Submariner
Vintage Rolex Submariner

Von der Rolex Submariner zur GMT-Master

Eine weitere Uhr, die ein praktisches Problem löste, war die Rolex GMT-Master, die 1954 auf den Markt kam. Angesichts der weltweit zunehmenden Luftfahrt musste das Unternehmen eine Lösung für die Piloten der Pan American Airways finden, sodass sie gleichzeitig die Orts- und Heimatzeit mit einer Uhr erfassen konnten. Die Lösung kam in Form der Rolex GMT-Master Referenz 6542, die über einen zusätzlichen GMT-Zeiger und eine 24-Stunden-Lünette verfügte, um eine zweite Zeitzone anzuzeigen. Als zusätzlichen Geniestreich färbte Rolex eine Hälfte der Lünette blau für die Nacht und die andere rot für den Tag. Somit bot die Uhr nicht nur die Anzeige zweier Zeitzonen, sondern präsentierte eine farbenfrohe Lösung für ein praktisches Problem und wurde zu einer Ikone mit faszinierender Entstehungsgeschichte.

Rolex GMT Master 6542
Die Rolex GMT-Master Referenz 6542

Die Rolex Explorer ist ein weiteres perfektes Beispiel

Das dritte und letzte Beispiel, das ich besprechen möchte, ist die Rolex Explorer. Das Wettrennen um die Erstbesteigung der höchsten Gipfel des Planeten erreichte seinen Höhepunkt Anfang und Mitte der 1950er-Jahre. Genauer gesagt wurden die dreizehn höchsten Berge der Welt alle erstmals zwischen 1950 und 1960 bestiegen, zwölf davon zwischen 1953 und 1960. Wie Sie wahrscheinlich wissen, erfolgte die Erstbesteigung des höchsten Berges, des Mount Everest, 1953 durch Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Auch wenn es hitzige Debatten darüber gibt, welche Uhr als Erste auf dem Gipfel des Mount Everest ankam – darauf werde ich hier nicht näher eingehen – ist bekannt, dass sowohl Hillary als auch Norgay Rolex-Uhren trugen, wahrscheinlich auch beim Erklimmen des Gipfels. Direkt nach der Rückkehr der beiden Männer stellte Rolex die Rolex Explorer vor, die diesen Meilenstein, die Besteigung des höchsten Berges des Planeten, als Beweis dafür vermarktete, dass Rolex-Uhren auch den extremsten Wetterbedingungen widerstehen konnten. Das Genfer Unternehmen präsentierte mit der Explorer das ikonische Zifferblatt mit den arabischen Ziffern bei 3, 6 und 9 für leichte Ablesbarkeit selbst unter schwierigsten Bedingungen. Sieben Jahrzehnte später dient das Zifferblatt noch immer als perfektes Beispiel für brillantes Design mit hohem Wiedererkennungswert und enormer Funktionalität.

Rolex Explorer
Rolex Explorer

Die Bedeutung der Epoche

Am bemerkenswertesten ist, dass all diese Uhren in den frühen 1950er-Jahren entwickelt wurden. Somit mussten die Designer der neuen Rolex-Modelle nicht nur eine Reihe praktischer Probleme lösen, sondern auch einen Stil finden, der unmittelbar als Rolex erkennbar war. Letztendlich ist das leichter, wenn mehrere Herausforderungen gleichzeitig zu bewältigen sind: Rolex-Designer hatten somit die Gelegenheit, einen Stil auf mehreren Modellen synchron zu entwickeln – dieser Stil wurde nicht nur zur Blaupause für die eigenen Sportuhren, sondern sogar über mehrere Jahrzehnte zum Standard für eine gesamte Industrie.

Bei Betrachtung des Designs der einzelnen Modelle sticht hervor, dass die Designer von Rolex neue und revolutionäre Designansätze zur Lösung praktischer Probleme fanden und es dennoch schafften, dass die Uhren sich sehr vertraut anfühlten. Die Simplizität der Designlösungen ergab Sinn und das auch in der Retrospektive: Sie ermöglichten es, neue Standards zu setzen. Interessant ist auch, dass diese damals neuen Sportuhren von Rolex nicht direkt kommerzielle Erfolge erzielten. Zu einer Zeit, in der hauptsächlich kleinere Dresswatches getragen wurden, brauchten diese größeren Toolwatches definitiv Zeit, um ein größeres Publikum zu erreichen. Wir sollten zudem auch nicht vergessen, dass alle drei Uhren ursprünglich vorrangig für professionelle Taucher, Piloten und Abenteurer entwickelt wurden. Sie verwendeten diese Toolwatches für ihren Arbeitsalltag und boten somit den ultimativen Beweis dafür, dass sowohl die Technologie als auch das Design von Rolex-Uhren ein voller Erfolg waren.

 

Kontinuität als Schlüssel zum Erfolg

Auf die Markteinführung der ersten Rolex-Sportuhren in den 1950er-Jahren folgten mehr Modelle im selben Stil. Nach der Vorstellung der Explorer und der Submariner 1953 und der GMT-Master 1954 war die nächste große Sportuhr die ikonische Rolex Cosmograph Daytona im Jahr 1963, gefolgt von der Rolex Sea-Dweller und der Explorer II 1971. In den langen Jahren zwischen diesen neuen Modellen ruhte sich Rolex jedoch nicht auf den eigenen Lorbeeren aus: Das Unternehmen brachte in dieser Zeit die Submariner, die GMT-Master und die Explorer auf den neuesten Stand. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Rolex 1956 die Day-Date auf den Markt brachte – zwar kein Sportmodell, aber eines, das mittlerweile auch zu einer Branchenikone geworden ist.

Rolex Daytona Ceramic
Rolex Daytona Ceramic

Auf der einen Seite ist Rolex mit dem eigenen Sportuhren-Design auf Gold gestoßen. Zum anderen hat das Unternehmen aber auch verstanden, dass es der Einzigartigkeit der eigenen Modelle entgegenwirken würde, die typischen Designs der 1960er- und 1970er-Jahre zu übernehmen und entschied sich stattdessen dafür, seine Uhren in kleinen Schritten auf den neuesten Stand zu bringen. Jedes Update wurde sorgfältig umgesetzt, baute auf dem Ursprungsdesign auf und perfektionierte dieses in Bezug auf die Zeit der Veröffentlichung. Während andere Marken Designeinflüsse der jeweiligen Zeit aufgriffen, um dazu passende wilde Neuschöpfungen zu kreieren, entschloss sich Rolex für den Pfad der Kontinuität und vertraute in die eigenen Designs: Ein einzigartiger Ansatz, der sich als Schlüssel des Unternehmenserfolgs herausstellte.

Die heutigen Designs der Sportuhren von Rolex

Die ikonischen Modelle des Unternehmens haben alle eine lange Geschichte mit kleinen, aber stets relevanten Design-Updates. Durch die Einbindung von für die jeweilige Ära typischen Details in die eigenen klassischen Designs sorgte Rolex für den Erhalt der DNA seiner legendären Sportuhren. Daher hat die aktuelle Rolex Submariner weiterhin eine direkte optische Verbindung zum ersten Modell aus dem Jahr 1954. Jede Submariner sah seitdem immer wie eine, nun ja, Submariner aus.

In der jüngeren Vergangenheit kamen die wichtigsten Rolex-Updates in Form neuer Materialien. Das nachhaltigste Update (meiner Meinung nach) war die Einführung der Keramiklünetten, die deutlich robuster sind als ihre Vorgänger aus Aluminium. Sie sind ebenfalls weniger anfällig für Verfärbungen. Einige (wie ich) mögen den Charme der Vintage-Modelle vermissen, aber dennoch ergeben die Updates in Bezug auf Robustheit und längere Wartungsintervalle Sinn. Darüber hinaus stellt das Vermächtnis dieser Uhren mit ihrem beständigen Design sicher, dass die Einbindung modernerer Looks und neuer Materialien nie zum Problem wird. Für mich ist die Designstrategie, die Rolex im Laufe der Jahre angewandt hat, und das damit einhergehende Vertrauen in die eigenen Modelle eine wichtige Komponente des Markenerfolgs, der dazu beitrug, dass Rolex auch heute als DIE Nummer 1 in der Welt der Uhren gilt.


Über den Autor

Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

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