06/28/2023
 5 Minuten

Rolex GMT-Master 2 Two Tone Kontrahenten: Wer macht das Rennen?

Von Christoph Odenthal
Rolex-GMT-Master-2-2-1

Zur Watches and Wonders 2023 in Genf hat die Schweizer Uhrenmanufaktur Rolex eine ganze Batterie an neuen Zeitmessern präsentiert. Entgegen den Erwartungen wurden im Jubiläumsjahr der Submariner (1953) als auch der Daytona (1963) gleich zwei GMT-Master II Neuheiten präsentiert. Zu den markanten Einführungen zählen die Rolex GMT-Master II (Referenz 126718GRNR) in Vollgold und die Rolex GMT-Master II (Referenz 126713GRNR) in der Two-Tone-Variante.

Gelbgold? Ja, Sie haben richtig gehört! Die älteste aller Goldarten zieht wieder ins Haus der GMT-Familie ein. Sicherlich eine der Überraschungen der letzten Jahre. Produktseitig wurde die GMT-Master II über Jahre akribisch zum größeren Bruder, der Rolex Submariner, abgegrenzt. Der Uhrenhersteller hatte der Pilotenuhr-Baureihe sowohl bei Vollgold- als auch bei Bicolor-Ausführungen das sogenannte Everose-Gold (Roségold) vorbehalten. Andersherum findet sich statt Roségold das klassischere Gelbgold innerhalb der Submariner-Modellreihe wieder. Mit den beiden aktuellen Referenzen haben Vielflieger und Fernreisende fortan also wieder die Qual der Wahl zwischen zweierlei GMT-Goldvarianten.

Rolex GMT-Master II (Referenz 126713GRNR)

Wir schauen uns zunächst die Two-Tone-Variante etwas genauer an und lassen sie gegen die bisherige Rolex GMT-Master II Rolesor Everose (Referenz 126711CHNR), auch bekannt als Rootbeer, antreten. Vertragen sich beide Exemplare gar in ein und der gleichen Sammlung? Wer von beiden hat die Nase vorn im GMT-Master II Two-Tone-Rennen?

Die Gemeinsamkeiten der beiden GMT-Master II Two-Tone-Modelle

Das Gehäuse

Wie bei allen Bicolor-Modellen von Rolex setzt sich das Gehäuse grundlegend aus verschiedenen Materialien zusammen. Der Monoblock-Mittelteil besteht aus Oystersteel. Die Lünetten-Umrahmung und die Krone sind hingegen aus massivem Gold. Bei den drei Triplock-Punkten unterhalb der Rolex-Krone erscheint der mittlere Punkt dabei etwas größer als die beiden außenliegenden: das Indiz für 18k-Vollgold. Das verbaute Edelmetall macht die beiden Uhren merklich schwerer und suggeriert im direkten Vergleich zu Edelstahlmodellen der gleichen Produktlinie eine empfundene Wertigkeit am Handgelenk.

Im weiteren Verlauf lesen sich die Datensätze der sinnverwandten Wettstreiter nahezu deckungsgleich:

  • Bewährtes 40 mm Oyster-Gehäuse mit verschraubbarer Triplock-Aufzugskrone
  • Zweifarbige Cerachrom-Lünette samt klassischer 24-Stunden-Graduierung
  • Exaltierte Chromalight-Anzeige
  • Datumsanzeige mit Zykloplupe
  • Kratzfestes Saphirglas
  • 100 m Wasserdichtigkeit
Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer

Das Uhrwerk

Hier handelt es sich jeweils um ein mechanisches Perpetual-Uhrwerk mit Selbstaufzugsmechanismus und GMT-Funktion. Das Rolex-Manufakturwerk Kaliber 3285 brüstet sich mit einer Ganggenauigkeit von bemerkenswerten -2/+2 Sek./Tag und selbstsicheren 70 Stunden Gangreserve. Die Uhren verfügen zudem über ein hochleistungsfähiges Paraflex-Antischocksystem und einen automatischen Aufzugsmechanismus, in beiden Richtungen aufziehend. Das sind bei Rolex die neuen Qualitätsstandards.

Die Komplikationen

Neben der automatisch umspringenden Datumsanzeige bieten die Uhren die für GMT-Zeitmesser typische Anzeige der weiteren Zeitzone(n). Sie werden über den zusätzlichen GMT-Stundenzeiger gesteuert, welcher unabhängig verstellbar ist. Dieser Stundenzeiger samt klassischer Pfeilspitze genießt in der Uhrenindustrie Kultstatus. Bei beiden Modellen ist er jedoch nicht mittels einer Kontrastfarbe akzentuiert, sondern erscheint im jeweiligen Goldton. Das wirkt besonders edel. In der jeweiligen 18k-Goldtönung erscheinen auch die restlichen Zeiger sowie die Indizes-Umrandungen. Die „GMT-Master II“-Modellbezeichnung auf dem Zifferblatt ist bei beiden Uhren in einem pudrigen Farbton gehalten. Der Neuankömmling zeigt sich passend zum helleren Goldton in Pastellgelb. Der Zifferblatt-Schriftzug der Rootbeer ist passend zum Roségold in Rosa gehalten. Die Rolex-Krone auf der 6-Uhr-Position gibt bei beiden Zeitmessern Auskunft über das neu verbaute Uhrwerk. Ansonsten verfügen die beiden Zifferblätter über den gleichen Aufbau und identisches Design.

Die Unterschiede der beiden GMT-Master II Two-Tone-Modelle

Die Goldlegierung

Wie bereits erwähnt kommt die neue GMT-Master II also nicht in Roségold, sondern in einem taufrischen Gelbgold daher. Die unterschiedlichen Goldtöne grenzen die beiden Modelle optisch unmissverständlich voneinander ab.

Das Roségold der GMT-Master II Rootbeer wirkt dezent – der Farbton in der Kombination mit Edelstahl wirkt äußerst hautfreundlich. Das roségoldene Exemplar vermittelt eine spürbare Wärme und, trotz des verarbeiteten Edelmetalls, einen hohen Grad an Zurückhaltung.

Das Gelbgold des Newcomers hingegen präsentiert sich auffällig und kontrastierend – nicht nur zu jeglichen Hauttypen, sondern vor allem auch im Übergang des Materialmix an Gehäuse und Uhrband selbst. Das Rolesor-Gelbgold vermittelt eine gehörige Portion an Geltungsdrang. Eingebettet in den Grautönen des Edelstahls und der Lünette verfügt es jedoch gleichzeitig über eine elegante Kühle. Man nimmt der Uhr die im Raum stehende Autorität auf den ersten Blick sofort ab. Sie wirkt bestimmend. Aber eben auch authentisch. Und genau das macht sie so spannend!

Rolex GMT-Master II (Referenz 126718GRNR)
Rolex GMT-Master II (Referenz 126718GRNR)

Die Lünette

Die in den Modellbezeichnungen vermerkten Abkürzungen CHNR (Chocolat Noir) im Vergleich zum erstmaligen GRNR (Gris Noir) verraten bereits auf dem Papier ein weiteres wesentliches Differenzierungsmerkmal: die Farbwahl der Lünetten. Das schokoladige Braun unterstreicht dabei das warme Roségold der GMT-Master II Referenz 126711CHNR. Das Mittelgrau wirkt hingegen sehr clean und aufgeräumt und fängt das laute Gelbgold der GMT-Master II Referenz 126713GRNR sehr behutsam auf. Hierbei ist die Cerachrom-Scheibe der eigentliche Star der Show. In der Dämmerung und bei seichtem Lichteinfall wirkt der Keramikring teilweise ganz schwarz. Im hellen Tageslicht komplementiert das Keramik-Grau den silbrigen Edelstahl zweifellos. Gleichzeitig fängt das Keramik-Schwarz des Drehrings das gleichfarbige Zifferblatt auf. Für eine Bicolor-Uhr kommt dadurch eine Menge Ruhe ins Spiel.

Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer
Rolex GMT-Master II Referenz 126711CHNR Rootbeer

Der Neuling erinnert dabei etwas an die eingestellte GMT-Master II Referenz 116713LN (Lunette Noire) mit komplett schwarzer Lünette und grünem GMT-Zeiger. Sofern mir die Bemerkung erlaubt sei: Einfarbige GMT-Lünetten habe ich nie wirklich ernst genommen. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass der farbliche Übergang von Grau zu Schwarz auf der Keramikscheibe produktionsseitig in der gewohnt scharfen Abgrenzung gelungen ist. Höchster Qualitätsanspruch so wie man es von der Schweizer Manufaktur gewohnt ist. Versehen mit der in Gelbgold-Platin gegossenen Skalierung sieht die Lünette insgesamt atemberaubend aus.

GMT-Master II Two-Tone-Referenz 126713GRNR Lünette

Das Uhrband

Eine weitere markante Neuerung für die Two Tone GMT-Baureihe ist das Jubilee-Band an der GMT-Master II Referenz 126713GRNR. Das fünfgliedrige Armband, bereits bekannt und optional erhältlich bei den GMT-Edelstahl-Geschwistern, steht dem dreigliedrigen Oyster-Armband in nichts nach. Beide Armbänder sind mit der Oysterlock-Sicherheitsfaltschließe mit komfortabler 5-mm-Easylink-Verlängerung ausgestattet. Insgesamt wirkt das Jubilee-Uhrband weniger sportlich und die Uhr bekommt tendenziell mehr Dresswatch-Charakter. Im Gegensatz zum Oyster-Band an der aktuellen Submariner lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass die GMT-Schließe deutlich kleiner ausfällt und sich somit harmonischer in den Uhrbandverlauf und ans Handgelenk einfügt. Das Jubilee-Band hat grundsätzlich einen gewissen Vintage-Vibe. Im Zusammenspiel mit den gelbgoldenen Mittelgliedern also ein perfektes Match!

 

Der Preis

Preislich liegen die Uhren laut Liste nur ganze 250 EUR auseinander. Das liegt an der unterschiedlichen Ausstattung der Uhrbänder. Die Rootbeer am Oyster-Band rangiert bei aktuell 15.900 EUR. Die GMT-Master II Two Tone Gelbgold am Jubilee-Band liegt bei 16.150 EUR. Preise auf dem Sekundärmarkt sind etwas höher.

 
 

Fazit

Trotz Zugehörigkeit zur gleichen Modellfamilie könnten die beiden Two Tone GMT-Uhren unterschiedlicher nicht sein. Die abweichenden Goldtöne in Kombination mit der divergenten Lünetten-Farbgebung geben dem Geschwisterpaar vollends eigene Identitäten. Die andersgearteten Uhrbänder untermauern diese Wahrnehmung – beide Uhren stehen für sich. Der Grad dieser Unabhängigkeit lässt die beiden Exemplare wunderbar in ein und der gleichen Sammlung koexistieren.

Wer entscheidet nun das Rennen für sich? Schwierig zu sagen. Für gewöhnlich kann ich solche Entscheidungen klarer formulieren. Persönlich tendiere ich mehr zu Roségold als zu Gelbgold und bin aus diesem Grund mit meiner GMT-Master II Rootbeer bestens bedient. Als einziger Two-Tone-Vertreter füllt sie den Platz in meinem Portfolio momentan (noch) flächendeckend. Durch die grundlegende Differenzierung komme ich jedoch regelmäßig ins Grübeln. Sie lässt einen wirklich nicht kalt, die GMT-Master II Referenz 126713GRNR.


Über den Autor

Christoph Odenthal

Christoph Odenthal ist in Düsseldorf in einer Familie von Uhrenliebhabern aufgewachsen. Seinen ersten Zeitanzeiger hat ihm 1985 sein Großvater geschenkt: eine Citizen Promaster Aqualand mit elektronischem Tiefenmesser. Daraufhin wechselten weitere Uhren – vorwiegend von Rolex – den Besitzer innerhalb der Familie.

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