06/27/2022
 4 Minuten

Omega Seamaster 300 – erste Generationen bis 1964

Von Sebastian Swart
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Omega produziert bereits seit Anfang der 1930er-Jahre Uhren mit erhöhter Wasserdichtigkeit. Den Anfang machte die kantige wie elegante Omega Marine Ref. CK679, die bereits in Tiefen von bis zu 135 m vordringen konnte. Den Namen „Seamaster“ verwendet die Manufaktur seit 1948 für Modelle, die ursprünglich zwar eine erhöhte Wasserdichtheit aufwiesen, in ihrer Designsprache jedoch eher elegant gestaltet waren und somit in erster Linie als Dresswatches durchgingen. Dennoch waren diese Uhren robust und wasserdicht genug, um praktisch alle Alltagssituationen souverän zu überstehen. Seamaster-Modelle, die Omega als Toolwatches für harte Unterwassereinsätze konzipierte, folgten ab 1957. Sie tragen bis heute die Bezeichnung Seamaster 300. 

Vor nunmehr 65 Jahren folgte Omega einem Trend: dem immer beliebter werdenden Tauchsport und der damit einhergehenden hohen Nachfrage nach professionellen Taucheruhren. Die Seamaster 300 war somit Omegas Antwort auf die einige Jahre zuvor präsentierte Blancpain Fifty Fathoms und die Submariner von Rolex. Zusammen mit der Seamaster 300 gelten diese Uhren bis heute als Archetyp der sportlichen Toolwatch für große Meerestiefen.  

Frühe Seamaster 300 wurden übrigens lediglich bis 200 m auf Wasserdichtigkeit getestet, womit sie sich auf demselben Niveau befanden wie die Fifty Fathoms und die Submariner. Es wird vermutet, dass Omega sich aufgrund des für viele wohlklingenderen Namens für die Zahl 300 entschied. Die Wasserdichtigkeit von 200 m konnte der Hersteller erreichen, obwohl die Krone der Uhr nicht verschraubt war. Eine solche Krone durfte Omega damals nicht verwenden, da Rolex diese Konstruktion Jahre zuvor erfunden hatte und das Patent darauf besaß.  

Die erste Generation der Seamaster 300 trägt die Referenz CK2913 und wurde in mehreren Sub-Referenzen sowie mit kleineren optischen und technischen Änderungen bis ca. 1961 produziert. Alle Varianten verfügen über ein 39 mm großes Edelstahlgehäuse mit geraden Hörnern. Stilprägend ist das schwarze Zifferblatt mit dreieckigen Indizes und zusätzlichen arabischen Zahlen bei 3, 6, 9, und 12. Je nach Baujahr stattete Omega die CK2913 mit einem Broad Arrow-Stundenzeiger oder dem später folgenden Small Arrow-Minutenzeiger in Kombination mit einem Dauphine-Stundenzeiger aus. Für den Sekundenzeiger entschied sich Omega zunächst für einen einfachen geraden Zeiger ohne Leuchtmasse, der schließlich durch einen nachleuchtenden Lollipop-Zeiger ersetzt wurde. Weiterhin besaßen die ersten Modelle eine Count-Down-Lünette von 50 bis 10, die erst nachfolgend durch eine Count-Up-Version von 10 bis 50 ersetzt wurde.

Seamaster 300 Ref. CK2913 – spätere Ausführung mit Small-Arrow und Lollipop-Zeiger

Im Innern dieser ersten Seamaster-Modelle tickt ein Omega-Manufakturkaliber 500 bzw. 501. Beiden Uhrwerken gemeinsam ist eine Gangreserve von 46 Stunden, sowie eine Unruhfrequenz von 19.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). 

Der ersten Generation folgte die Seamaster 300 Referenz CK14755, die Omega bis etwa 1964 anbot. Die Uhr besitzt das gleiche 39 mm große Gehäuse und dieselbe optische Ästhetik wie ihre Vorgängerin. Während frühe Exemplare noch über den Lollipop-Sekundenzeiger der CK2913 verfügen, sind spätere Varianten zumeist mit einem speerförmigen Sekundenzeiger mit nachleuchtender Spitze ausgestattet. Die größte Veränderung fand allerdings im Innern der Uhr statt. 

Hier gibt entweder das Kaliber 550 oder 552 den Takt vor. Welches Uhrwerk verwendet wurde, entschied der Zielmarkt, für den die Uhren produziert wurden. War eine CK14755 für den europäischen Markt bestimmt, kam das Kaliber 552 mit 19 Steinen zum Einsatz. War die Uhr für den Export in die USA bestimmt, wurde das Kaliber 550 mit nur 17 Steinen verwendet. Der Grund hierfür war vermutlich, dass Uhren mit mehr als 17 Steinen in den USA höher besteuert wurden, was einen höheren Verkaufspreis der Uhr nach sich gezogen hätte. 

Seamaster 300 Ref. CK14755 – Sekundenzeiger mit nachleuchtender Speerspitze

Zusammengefasst sind die optisch auffälligsten Gemeinsamkeiten dieser ersten beiden Generationen eine schmale Drehlünette, dreieckige Indizes in Kombination mit arabischen Zahlen, sowie Broad- bzw. Small-Arrow-Zeiger. 

Referenz 165.014 – die Transformation der Seamaster 300

1963 folgte mit der Referenz 165.014 die dritte Generation der Seamaster 300. Diese ist besonders interessant, da es von ihr sogenannte Transition-Exemplare gibt. Die Zifferblätter und Zeiger dieser Übergangsuhren weisen sowohl Merkmale der ersten und zweiten Generation als auch der späteren vierten Auflage (Ref. 165.024) auf, die 1964 auf den Markt kam. Im Gegensatz zu ihren drei Vorgängerinnen hat diese Referenz allerdings schon das vergrößerte 42-mm-Gehäuse mit geschwungenen Hörnern sowie eine deutlich breitere Lünette. 

Während die ersten Exemplare der 165.014 optisch wie technisch praktisch identisch mit der CK14755 sind, änderte Omega später zunächst den Zeigersatz. So mussten die Arrow-Zeiger Stabzeigern im Baton-Stil weichen, während das Zifferblatt mit seinen dreieckigen Stundenmarkierungen weitgehend identisch blieb. Danach tauschte Omega auch das Zifferblatt gegen ein völlig neu gestaltetes Blatt aus. So wurden die charakteristischen dreieckigen Indizes durch breitere, rechteckige Indizes ersetzt. Die arabischen Zahlen bei 3,6,9 und 12 Uhr blieben jedoch bestehen. Dieses Design ist bis heute in modern interpretierter Form die Grundlage für Seamaster-Modelle der Kollektion Planet Ocean. 

Seamaster 300 Ref. 165.014: späte Ausführung mit neuem Blatt und Baton-Stil-Zeigern
Frühes Transition-Exemplar der Ref. 165.014 mit Small-Arrow-Minutenzeiger und Dauphine-Stundenzeiger

Nah am Original – Seamaster 300 in der 1957 Trilogy Edition  

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Seamaster 300 präsentierte Omega im Jahr 2017 eine Neuinterpretation der ersten Referenz CK2913 mit Broad-Arrow-Stundenzeiger und einem geraden Sekundenzeiger ohne Leuchtmasse. Hinsichtlich Größe und Design hielt sich Omega bei der Seamaster 300 in der 1957 Trilogy Edition (Ref. 234.10.39.20.01.001) weitgehend an das Original. Technisch gesehen handelt es sich allerdings um eine hochmoderne Taucheruhr auf dem neuesten Stand. So ist die Neuauflage zunächst einmal tatsächlich bis zu 300 Meter wasserdicht. Außerdem kommt statt des in den 1950er- und 60er-Jahren verwendeten Plexiglases ein anti-reflektierendes Saphirglas zum Einsatz.  

Die größte Veränderung und ein technischer Quantensprung zu den Vintage-Kalibern befindet sich im Innern der Uhr. Hier gibt das Co-Axial-Kaliber 8806 mit einer Gangreserve von 55 Stunden den Takt vor. Das Werk ist METAS- und Chronometer-zertifiziert und somit unempfindlich gegenüber Magnetfeldern von bis zu 15.000 Gauß. Ferner besitzt das Kaliber Rhodinierungen und Genfer Streifen am Rotor und auf den Brücken.  

Seamaster 300: vintage oder neu?  

Die Omega Seamaster 300 ist von der ersten bis zur letzten Referenz eine technisch hochwertige und optisch ansprechende Taucheruhr. Sie hat Generationen von Taucheruhrenfans geprägt und entwickelte sich – ganz so wie die Rolex Submariner und Blancpain Fifty Fathoms – von einer reinen Toolwatch für Profis zum heute kostspieligen Modeaccessoire für stilbewusste Männer und Deskdiver. Mittlerweile sind jede Menge Seamaster 300 auch in Edelmetallen erhältlich. Den Charme der Originale aus der Frühphase dieser Uhrenlinie kann allerdings nur die auf 3.557 Exemplare limitierte Trilogy Edition von 2017 transportieren. Für den Puristen bleibt somit nur die Wahl zwischen einem originalen Vintage-Exemplar oder der Neuauflage. 


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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