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Meine Top 5 Rolex-Uhren

Von Kristian Haagen
14. Mai 2024
6 Minuten
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Meine Top 5 Rolex-Uhren

Die Meinungen zu Rolex gehen weit auseinander. Manche lieben die Marke, andere finden den Primus der Schweizer Uhrenindustrie langweilig. Doch unabhängig von den persönlichen Vorlieben, fällt es schwer, diesen gigantischen Uhrenhersteller nicht bis zu einem gewissen Grad zu bewundern.

Rolex spielt in einer eigenen Liga, und das schon seit Jahrzehnten. Es gibt einige allgemein bekannte Vertreter der Marke, doch es sind nicht immer nur die 08/15-Modelle, die in meinen Suchergebnissen auf Chrono24 auftauchen. Es sind oft ältere Modelle oder die „perfekt Unperfekten“ (z. B. Wabi-Sabi), die mein Interesse wecken.

Hier sind meine Top 5 Rolex-Empfehlungen aus einer kürzlichen Suche auf dem Marktplatz.

Daytona Le Mans

Daytona Le Mans
Daytona Le Mans

Wenn Sie Hodinkee-Gründer Benjamin Clymer in der Folge „A Week on the Wrist“ vom 2. April über die weißgoldene Rolex Daytona „Le Mans“ sprechen hören, werden Sie schnell merken, wie wichtig dieses Modell für ihn ist.

Als die Uhr im Jahr 2023 passend zum 100. Jahrestag des legendären französischen 24-Stunden-Rennens herauskam, sorgte sie nicht nur für allgemeine Überraschung, sondern erinnerte Clymer auch an eine alte Anzeige in einer Autozeitschrift aus dem Jahr 1964 (dem Jahr nach der Einführung der ersten Rolex Cosmograph), als die Rolex Daytona – Sie ahnen es bereits – unter dem Namen Le Mans bekannt war.

Für die meisten sieht sie einfach wie eine Stahl-Daytona aus, doch nicht nur ihr Gewicht von 200 g verrät die Verwendung des Edelmetalls, sondern auch der Sichtboden des Gehäuses, den wir schon von der Platinversion der Daytona kennen, welche bei der Watches and Wonders 2023 vorgestellt wurde.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Le Mans hat Rolex beschlossen, die „100“ auf der Tachymeterlünette rot hervorzuheben und einen 24-Stunden-Chronographenzähler hinzuzufügen. Dies erklärt auch, warum die Uhr vom Kaliber 4132 angetrieben wird und nicht vom 4131, wie es in den Daytonas ab 2023 zu finden ist.

Dies ist eine Uhr für Auserwählte, dessen bin ich mir völlig bewusst. Es ist nicht bloß eine Daytona – die ohnehin schwer zu bekommen ist – sondern eine Jubiläums-Daytona aus Edelmetall, die meinen Quellen zufolge nicht nur in begrenzter Stückzahl produziert, sondern auch nur einem ausgewählten Kundenkreis angeboten wurde. Und soweit ich weiß, teilen diese Kunden eine tiefe Leidenschaft für Hochgeschwindigkeitsautos und legendäre Rennveranstaltungen.

Die Seltenheit der Daytona Le Mans ist der Grund, warum diese Uhr, deren offizieller Preis bei Rolex-Konzessionären vor der Einstellung des Modells in diesem Jahr um die 49.000 EUR betrug, auf Chrono24 zum fünf- bis sechsfachen Preis inseriert wird. Lassen wir uns mal überraschen, wie die neue Gelbgoldversion dieser seltenen Uhr preislich liegen wird, wenn sie auf den Markt kommt.

Daytona Ref. 16520

Daytona ref. 16520
Daytona Ref. 16520

Apropos Daytona: Mein Favorit aus dieser vom Rennsport inspirierten Linie ist die 1988 eingeführte Version mit Zenith-Werk. Dies war die erste automatische Daytona von Rolex, die erste Daytona mit weißem Zifferblatt und die erste Rolex mit einer Warteliste. Rolex arbeitete zwei Jahre an dem Modell und stattete es mit dem Hochfrequenz-Chronographenwerk Zenith El Primero mit einer reduzierten Schwingungsfrequenz von 28.800 A/h aus. Schließlich kam die Uhr mit dem von Rolex als 4030 bezeichneten Kaliber auf den Markt, also einem El Primero-Uhrwerk mit rund 200 Modifikationen, um die Qualität sicherzustellen, für die Rolex bekannt war und ist.

Ein Reiz dieser fünfstelligen Daytona-Referenz ist das schlanke Gehäuseprofil im Vergleich zur etwas klobigeren aktuellen Referenz 126500 aus dem Jahr 2023. Dies trägt natürlich zur Tragbarkeit bei. Aber auch die Stahllünette ist für mich ein persönliches Highlight. Cerachrom ist eine großartige Erfindung, wenn der Uhrenträger keine Lust auf Verschleiß hat. Ich hingegen störe mich nicht an Kratzern oder Dellen und schätze das Äußere einer Uhr, die häufig zum Einsatz kommt.

Ich besitze ein tolles Exemplar der fünfstelligen Daytona: eine Version mit schwarzem Zifferblatt und gut gealterten Hilfszifferblättern, die einen schönen schokoladenbraunen Farbton bekommen haben, bekannt als „Patrizzi“. Dieses kleine, jedoch auffällige Detail trägt zum Charme dieser ohnehin schon begehrten Uhr bei. Da Rolex für Perfektion bekannt ist, macht jede Abweichung die Uhr für Sammler umso attraktiver.

Rolex mit Tropical Dial

Rolex Submariner 5512 Tropical Dial
Rolex Submariner Ref. 5512 mit Tropical Dial

Für viele Menschen ist eine Rolex die perfekte Uhr. Perfektion kann jedoch auch eine langweilige Seite haben, insbesondere wenn es um Uhren geht. „Perfektion“ ist selten synonym mit „kreativ“ oder „farbenfroh“. Dies ist einer der Gründe, warum Rolex-Uhren mit einem Tropical Dial so faszinierend sind – zumindest für Sammler von Rolex-Sportuhren.

Diese Zifferblätter waren ursprünglich schwarz, als die Modelle Submariner, Explorer und Sea-Dweller in den 1960er- bis 1970er-Jahren hergestellt wurden. Aufgrund schlechter Verarbeitungsqualität und der eindringenden Feuchtigkeit änderten viele dieser frühen Zifferblätter jedoch ihre Farbe von Schwarz zu Schokoladenbraun oder in einigen Fällen auch zu Sandfarben.

Jede Abweichung von der Norm zieht Sammler an. Schwarz ist immer schwarz, aber Braun hat viele Nuancen und eine tropische Submariner, Explorer, Sea-Dweller oder Patrizzi Daytona sticht aus der Masse hervor und treibt die Preise auf dem Sekundärmarkt oder bei Auktionen deutlich in die Höhe. Ich besuchte kürzlich die Burlington Arcade in London und machte Halt an der beeindruckenden Vitrine von David Silvers Boutique, The Vintage Watch Company. Der Hauptgrund für meinen Besuch war die sorgfältig kuratierte Sammlung von Rolex-Sportuhren aus den 1950er- bis 1980er-Jahren, darunter eine atemberaubende Submariner Ref. 5513 mit dem beeindruckendsten Tropical Dial, das ich je gesehen habe. Es stellte sich heraus, dass die Uhr nur einen Vorbesitzer hatte und mitsamt Box und Papieren erhältlich war. Als ich David nach dem Preis fragte, sagte er 90.000 GBP (ca. 104.000 EUR). Das lag weit über meinem Budget, aber wie kann man Begeisterung in einem Preis ausdrücken?

Das einst schwarze Zifferblatt der Anfang der 1960er-Jahre hergestellten Uhr hatte sich in ein cremiges Hellbraun verwandelt, was sie – für mich zumindest – zur aufregendsten Submariner machte, die ich je gesehen hatte. Als ich einen Monat später in Davids Boutique zurückkehrte, war die Uhr verkauft. Auf Nachfrage zeigte mir David ein Foto eines gewissen Hollywood-Schauspielers, der das Tropical Dial vermutlich genauso liebt wie ich, aber über ein üppigeres Budget verfügt.

Explorer II Freccione

Rolex Explorer II Freccione
Rolex Explorer II Freccione

Die 1971 vorgestellte Rolex Explorer II ist das, was man als Sonderling bezeichnen könnte. Sie bietet praktisch das gleiche Gehäuse wie die GMT-Master jener Zeit, besitzt jedoch keine Drehlünette und passt somit weder in die Kategorie einer Flieger- noch einer Reiseuhr. Stattdessen zeigt ein großer Pfeilzeiger mithilfe der feststehenden 24-Stunden-Lünette die Vormittags- bzw. Nachmittagsstunden an. Sie sieht wie keine andere Rolex aus, nicht nur wegen der feststehenden 24-Stunden-Lünette, sondern auch wegen der ungewöhnlichen zentralen Zeiger.

Die Zielgruppe dieser Uhr waren Höhlenforscher, also Menschen, die kein Tageslicht sehen, aber wissen müssen, ob gerade Tag oder Nacht ist. Im Vergleich zu Piloten, die sich normalerweise für die GMT-Master entscheiden würden, arbeiteten auf diesem Gebiet viel weniger Menschen. Dies erklärt, warum die Explorer II, auch Freccione genannt, nie sehr gefragt war und oft das Dasein eines Ladenhüters fristete.

Die Explorer II Freccione bietet eine Komplikation, die größtenteils unnötig ist. Darüber hinaus hat sie ein verwirrendes Zifferblattlayout, da die Minutenindizes nicht die typischen Fünf-Minuten-Schritte aufweisen, sondern die dazwischenliegenden anzeigen, die den stabförmigen Stundenindizes auf der festen Lünette entsprechen. Verwirrt? Das wäre nicht verwunderlich. Zumindest bin ich es jedes Mal, wenn ich auf meine eigene Freccione schaue. Doch gerade das Seltsame ist es, was diese Uhr so ansprechend macht. Es ist eine Rolex, aber sie sieht nicht wie eine Rolex aus.

Milgauss 1019

Rolex Milgauss 1019
Rolex Milgauss 1019

Ein weiteres unkonventionelles Modell ist die Milgauss Ref. 1019. Diese Uhr gilt aufgrund ihrer Gehäusegröße von 38 mm, die sie weder damals noch heute mit anderen Rolex-Modellen gemein hat, als ungewöhnlich. Die Milgauss wurde 1956 in der Blütezeit der für professionelle Anwendungen hergestellten Rolex-Uhren eingeführt und erfuhr 1960 mit der Ref. 1019 ein Update.

Wie das Vorgängermodell war die Milgauss 1019 bis 1.000 Gauß antimagnetisch – daher der Name – und wurde von CERN-Wissenschaftlern und Fachleuten getragen, die in Umgebungen mit hohen Magnetfeldern arbeiteten. Die Ref. 1019 wurde mit einem silbernen oder schwarzen Zifferblatt und einem größeren Gehäuse angeboten, um Platz für den antimagnetischen Faradayschen Käfig zu schaffen, der zwischen der Gehäuserückseite und dem Automatikwerk sitzt.

Wie die oben beschriebene Explorer II Freccione hatte auch die Milgauss Ref. 1019 untypische Zeiger, wodurch sie während ihrer Produktionszeit von 1960 bis 1988 etwas herausstach. Auch diese Besonderheit macht die Referenz in den Augen zeitgenössischer Sammler attraktiv. Es wurden nicht viele Exemplare von ihr verkauft, wahrscheinlich aufgrund der ungewöhnlichen Form der Zeiger und der Gehäusegröße. Diese Seltenheit trägt jedoch dazu bei, dass das Modell heute ein begehrtes Sammlerstück ist. Allerdings sind die Preise für die Milgauss Ref. 1019 – wie für die Explorer II Freccione – nicht durch die Decke gegangen.

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Über den Autor

Kristian Haagen

Kristian Haagen

Ich habe mit etwa 20 Jahren angefangen, Uhren zu sammeln. Am liebsten mag ich Vintage-Uhren. Mit ihnen sind oft faszinierende Geschichten und coole Hintergründe verbunden. Ihre Herkunft kann eine Uhr viel interessanter machen, als es jede noch so tolle neue Uhr ohne Hintergrund-Story je sein könnte.

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