Es war 2013 – das Jahr vor meinem Schulabschluss und noch bevor ich wusste, was ein Hemmungsmechanismus oder der Unterschied zwischen einem Chronographen und einem Chronometer ist – als Girard-Perregaux die Constant Escapement L.M. erstmalig präsentierte und den „Aiguille d’Or“ beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève gewann. Das Besondere an diesem Zeitmesser war das Hemmsystem mit konstanter Kraft, die unabhängig der zur Verfügung stehenden Energie Gangstabilität gewährleistete.
Zehn Jahre später habe ich nicht nur mein Repertoire an Uhren-Vokabular ausgebaut, sondern sitze am 1. September 2023 vor der neuesten Weiterentwicklung des oben beschriebenen Modells. Die Neo Constant Escapement trägt ihren Namen nicht nur, weil sie auf ihren einzigartigen Mechanismus verweist. Sie gedenkt auch an Constant Girard, der sich zeit seines Lebens mit der Weiterentwicklung der Chronometrie befasste. Während der diesjährigen Geneva Watch Days hatten meine Kollegen und ich das Glück, einen Blick auf diesen neuen Zeitmesser des Schweizer Uhrmacherhauses zu werfen und mehr über die Hintergründe erfahren.
Wo die Geschichte der Constant Escape begann
„Die Idee wurde an einer ganz normalen Zughaltestelle geboren …“, leitet Leopoldo Celi, Head of Communication und Brand Image bei Girard-Perregaux ein, „als ein Uhrmacher sein Zugticket in der Hand hielt und zwischen Mittelfinger und Daumen hin und her schnippte.“ Was der innovative Uhrmacher beobachtete war, wie das seitliche Zuführen von Druck die Karte aus einer gebogenen in eine gerade Haltung führt, bis sie zu instabil wird und auf die andere Seite zurückschnappt, um eine gebogene Haltung auf der anderen Seite einzunehmen. Diese Dynamik des Biegens und der wechselnden Druckverteilung wurden in der Hemmungsfeder mit einem ultrafeinen Klinge aus Silizium der Constant Escapement implementiert.
Silizium ist das einzige Material, das es der Klinge, die mit einer Dicke von 14 Mikrometern sechsmal dünner als ein menschliches Haar ist, ermöglicht, sich zu wölben und der Unruh damit eine konstante Energiezufuhr zu verleihen. Die Hemmungsfeder, deren Klinge sich im Zentrum befindet, wurde aus einem einzigen Stück Silizium gefertigt. Dies unterstreicht die Symmetrie der Uhr und trägt gemeinsam mit den charakteristischen Brücken zu ihrem Wiedererkennungswert bei.
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Optimiert und unkonventionell: die Neo Constant Escapement
Die Neo Constant Escapement baut auf dem Erfolg der Vergangenheit auf. „Statt 280 Teilen reduzierten wir die Komponenten des Uhrwerks auf 266“, sagt Capucine Abrysch, die sich um PR und Media Project Management kümmert. Eine klare Ansage, dass Girard-Perregaux auf Optimierung statt Komplexität setzt.
Der Durchmesser der Neo Constant Escapement beträgt 45 mm (unvorstellbar, dass der Vorgänger um weitere 3 mm größer ist) und liegt damit ziemlich voll, aber nicht schwer in meiner zierlichen Hand. Das Gehäuse besteht aus Titan, was der Grund für die Leichtigkeit des Zeitmessers ist und sie trotz all der sichtbaren Uhrmacherkunst elegant wirken lässt. Während der Geneva Watch Days haben wir viele Uhren aus Titan gesehen und ich muss sagen, diese Uhren haben etwas an sich. So dominant oder wuchtig sie auf den ersten Blick auch erscheinen, beim Anheben verspürt man ihre Leichtigkeit. Dieser anfangs widersprüchlich wirkende Aspekt und das matte, doch schimmernde, weiche Schwarz des Titans, verleihen der Neo Constant Escapement das gewisse Etwas.
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Unter dem deutlich heraustretenden Saphirglas sind das unkonventionelle Zifferblatt und die offengelegten Uhrenkomponenten einsehbar. Mit dem Kaliber GP09200 verfügt das Uhrwerk über eine lineare Gangreserve von sieben Tagen, deren Fortschritt am Zifferblatt auf 9 Uhr zu beobachten ist. Eine Schicht höher ziehen der Stunden- und Minutenzeiger ihre Bahnen: skelettiert, rhodiniert und mit lumineszierenden Elementen versehen. Schließlich ist es der Sekundenzeiger, der den Zeitmesser abrundet. Es scheint schon fast, als würde er über all den Details der Uhr schweben. Während seine blaue Spitze auf das Verstreichen der Zeit verweist, befindet sich am anderen Ende ein Detail, das an die Hälfte der Brücke erinnert, die als das Logo von Girard-Perregaux bekannt ist.
Die Chronometer-zertifizierte Uhr befindet sich an einem schwarzen Armband aus Kautschuk mit Stoffeffekt. Es ist mit einer Dreifachfaltschließe aus Titan ausgestattet und macht es dem Träger durch ein Mikroverstellsystem möglich, die optimale Passform für jedes Handgelenk zu finden.
Die Neo Constant Escapement ist ein schönes Beispiel für den Einfallsreichtum und Innovation im Hause Girard-Perregaux. Der Preis beläuft sich auf 105.000 € / US $ 99,600.
Technische Spezifikationen: Neo Constant Escapement, Ref. 93510-21-1930-5CX
Gehäuse | |
Material | Titan |
Durchmesser | 45 mm |
Höhe | 14,8 mm |
Glas | entspiegeltes Box-Saphirglas |
Gehäuserückseite | Saphirglas |
Zifferblatt | Ring mit schwebend aufgesetzten Indizes mit fluoreszierender Beschichtung (blau nachleuchtend) |
Zeiger | skelettiert, rhodiniert, Dauphine-Form mit fluoreszierender Beschichtung (blau nachleuchtend) |
Wasserdichtigkeit | 30 Meter (3 ATM) |
Uhrwerk | |
Referenz | GP09200-1153 mechanisches Uhrwerk mit Handaufzug COSC-zertifizierter Chronometer |
Durchmesser | 39,5 mm (171/2’’’) |
Höhe | 7,4 mm |
Frequenz | 21.600 Vib/h – (3 Hz) |
Einzelteile | 266 |
Anzahl Lagersteine | 29 |
Gangreserve | min. 7 Tage |
Funktionen | Stunden, Minuten, Zentralsekunde, Gangreserveanzeige |
Armband | |
Material | schwarzes Kautschukband mit Textileffekt |
Verschluss | Dreifachfaltschließe aus Titan mit Mikroverstellsystem |