Luxusuhrenhersteller sind Meister der Präzision, der Kunstfertigkeit und technischen Raffinesse – das sind die Grundpfeiler, auf denen ihr Geschäft aufbaut. Ihr Know-how beschränkt sich jedoch nicht immer nur auf das Handgelenk. Im Laufe der Jahre haben einige der renommiertesten Uhrenmarken ihr handwerkliches Können über die traditionelle Zeitmessung hinaus in unerwartete, aber ebenso luxuriöse Produkte einfließen lassen – manche mehr, manche weniger extravagant. Von High-End-Sonnenbrillen über hochmoderne Smartphones bis hin zu edlen Schreibgeräten zeigen diese Unternehmungen die Vielseitigkeit und Innovationskraft, die seit jeher das Rückgrat der Uhrenindustrie bilden.
TAG Heuer experimentiert mit Luxus-Smartphones
TAG Heuer ist ein Synonym für avantgardistische Uhrmacherkunst, wie das Unternehmen in seinem Slogan stolz verkündet. 2008 wagte TAG Heuer mit dem Meridiist, einem Luxus-Handy, das Schweizer Handwerkskunst mit High-End-Technologie kombinierte, den Vorstoß in die Welt der Mobiltelefone. Das in hochwertige Materialien wie Edelstahl und Leder gekleidete Gerät verfügte sogar über ein Saphirglas-Display – ein etwas zu hochtönendes Loblied an die langlebige Bauweise luxuriöser Zeitmesser.
TAG Heuer war jedoch nicht gewillt, bereits nach dem ersten Versuch aufzugeben. Und so setzte der Luxusuhrenhersteller mit dem Link Phone und dem Vertu-ähnlichen Modell Racer aus Karbonfaser und Titan sein Smartphone-Abenteuer fort. Trotz ihrer Exklusivität und der luxuriösen Materialien hatten diese Telefone auf dem sich schnell entwickelnden Technologiemarkt zu kämpfen und bewiesen, dass selbst die edelste Handwerkskunst in einer Branche, in der die Innovation in rasantem Tempo voranschreitet, nur schwer mithalten kann. Letztendlich scheiterte die Expansion von TAG Heuer in den Smartphone-Markt, doch angesichts der Giganten, mit denen man sich zu messen versuchte, war es dennoch ein mutiger Schritt, der Respekt verdient. Dabei demonstrierte TAG Heuer einmal mehr seine Attraktivität als ein Uhrenhersteller, der den Vergleich mit den ganz Großen nicht scheut – weder in der eigenen, noch in anderen Branchen.

Omega verleiht Accessoires eine uhrmacherische Note
Am bekanntesten ist Omega für seine Moonwatch, seine lange Tradition als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele sowie als Lieferant der Zeitmesser bzw. Spionageinstrumente des legendären Geheimagenten James Bond. Aber auch im Bereich der Accessoires hat sich Omega mit Produkten wie Sonnenbrillen, Armbändern, Ringen, Manschettenknöpfen, Parfüms, Gürteln und Schlüsselanhängern einen Namen gemacht.
Die vielleicht bemerkenswerteste dieser Accessoire-Kollektionen ist die Sonnenbrillenkollektion, die Omega in Zusammenarbeit mit dem italienischen Sonnenbrillenhersteller Marcolin auf den Markt gebracht hat und die die uhrmacherische DNA der Marke widerspiegelt. Diese Sonnenbrillen – wie auch Armbänder, Manschettenknöpfe und weitere Accessoires von Omega – erinnern in ihren Gestaltungselementen an die bekanntesten Zeitmesser der Marke. So sind etwa die gebürsteten Metalloberflächen eine Anspielung auf das Gehäuse der Seamaster, die eingravierten Logos wiederum sind an das Design der Aufzugskronen von Omega angelehnt. Auch in anderen Kategorien spielen Partnerschaften mit einschlägigen Unternehmen eine entscheidende Rolle. Die Omega-Düfte zum Beispiel wurden von Meisterparfümeur Alberto Morillas kreiert.
Monstermäßiger Sound bei Hublot
Hublot, eine Marke, die für ihre kühnen, bahnbrechenden Designs bekannt ist, wagte einen unerwarteten Schritt in die Welt der High-Fidelity-Audiotechnik, als sie 2013 in Zusammenarbeit mit Monster Headphones eine luxuriöse Kopfhörer-Kollektion herausbrachte, die sich – wie auch ihre Zeitmesser – durch eine besondere Materialkomposition auszeichneten.
Die aus Karbonfaser, Aluminium und hochwertigem Leder gefertigten Kopfhörer überzeugten durch herausragende akustische Eigenschaften und eine erstklassige Ästhetik, wie Sammler sie von den Zeitmessern der Marke kennen und erwarten. Es gibt jedoch noch weitere Anspielungen an das Design der Hublot-Uhren: Die Befestigung zwischen der Ohrmuschel und dem Lederbügel des Kopfhörers erinnert stark an die typische Armbandbefestigung bei den Uhren, die häufig ein integriertes Gehäusedesign aufweisen. Während diese Kopfhörer den Namen Hublot in eine neue Branche trugen, blieben sie ein Nischenangebot, das sich vor allem an Sammler richtete, die visuell und klanglich in das Universum von Hublot eintauchen wollten.
Bovet und Jacob & Co. setzen auf Schreibgeräte
Bovet und Jacob & Co., zwei absolute High-End-Marken, hatten die Idee, ihr hochpräzises und edles Uhrenhandwerk in den Bereich der Schreibgeräte zu übertragen. Bovet, mit seiner langen Tradition in der Haute Horlogerie, stellte luxuriöse Füllfederhalter her, die die Eleganz seiner Zeitmesser widerspiegelten. Häufig waren diese mit aufwendigen Gravuren versehen und aus exquisiten Materialien gefertigt.
In ähnlicher Weise wagte Jacob & Co., bekannt für seine extravaganten, mit Edelsteinen besetzten Uhren, den Schritt in die Schreibwarenindustrie. Dabei setzte das Unternehmen auf prachtvoll gestaltete Kugelschreiber, die die charakteristische Opulenz der Marke verkörpern.
Seiko: Kameras und Taschenrechner
Auch wenn es für japanische Marken keineswegs ungewöhnlich ist, sich auch außerhalb der eigenen Branche zu bewegen, so hat mich die Tatsache, dass Seiko Kameras und Taschenrechner herstellt, doch überrascht. Das mit den Taschenrechnern hätte man ja noch ahnen können – schließlich gibt es von Seiko auch eine Taschenrechner-Uhr. Die Ausflüge ins Kamerageschäft hingegen haben mich schon sehr erstaunt. Der Versuch, das Kamerageschäft zu erobern, begann bereits in den 1930er Jahren mit der Herstellung von Kameraverschlüssen – ein Bereich, in dem das Unternehmen bis Ende der 1990er-Jahre tätig war. Vollständige Kameras stellte das Unternehmen später über seine Tochtergesellschaft Epson her. Wenn Sie lange genug suchen, können Sie im Internet aber auch noch Kameras der Marke Seiko finden, die mit hochwertigen Objektivverschlüssen ausgestattet sind (der heutige Zustand kann allerdings variieren).

Jean-Claude Biver – alles Käse?
Jean-Claude Biver hat schließlich doch noch seine eigene Uhrenmarke gegründet – ich kann also guten Gewissens in diesem Artikel erwähnen, dass selbiger auf seinem Bauernhof auch preisgekrönten Käse herstellt. Zugegeben, das tut er schon viel länger, als dass er Uhren unter seinem eigenen Namen herstellt, aber ich fühle mich dennoch verpflichtet, dies hier zu erwähnen. Machen Sie mit diesen Informationen, was Sie wollen!
Warum wagen Uhrenmarken den Weg in andere Branchen?
Zwar wird nicht jedes uhrmacherische Nebenprojekt zum Erfolg, aber es spiegelt doch jedes Mal aufs Neue den Innovationsgeist wider, der die Luxusuhrenindustrie ausmacht. Ob am Handgelenk, in der Tasche, auf der Nase, im Mund oder zwischen den Fingern – die Kunst der Uhrmacherei geht oft weit über die Aufgabe der Zeitmessung hinaus, und das wollen die Menschen hinter diesen Marken gerne zeigen.
Letztendlich hat die menschliche Freude am Experimentieren diese Uhrenhersteller dazu gebracht, über die Uhrmacherei hinauszugehen und ihre Talente von Zeit zu Zeit auch anderswo einzubringen. Und auch wenn diese Projekte nicht immer von Erfolg gekrönt waren, so sind sie doch sicherlich einen zweiten Blick wert.