Bei der Vorstellung der Rolex-Neuheiten Ende März 2022 hat wirklich niemand damit gerechnet, dass eine neue Rolex Air-King präsentiert werden würde, immerhin standen alle Zeichen auf komplette Einstellung des unbeliebten Modells. Ebenso überraschend war die Tatsache, dass die Marke mit der Krone kaum etwas an der eigenwilligen Optik geändert hat. Das Zifferblattdesign der Vorgängerin war eng am Armaturenbrett des Überschallautos „Bloodhound SSC“ angelehnt; ein Projekt, welches im Jahr 2020 wegen mangelnder Finanzmittel eingestellt wurde. Anstatt ein völlig neues Design zu kreieren, entschied sich Rolex dazu, fast die exakt gleiche Uhr wie zuvor herauszubringen.
Doch ist die neue Rolex Air-King Ref. 126900 wirklich nur eine kaum veränderte Neuauflage der eigentlich unbeliebtesten Rolex? Oder lohnt es sich, einmal etwas genauer hinzuschauen? Ich habe sowohl den Vorgänger als auch den Neuankömmling der Rolex-Fliegeruhr unter die Lupe genommen und erkläre Ihnen anhand kleiner, feiner Details, warum die zunächst einmal ähnlich aussehenden Uhren doch komplett verschieden sind.
Die Rolex Air-King aus 2022: gleicher Durchmesser, schlankere Linie
Beim Betrachten der Maße der beiden Rolex Air-King Referenzen stelle ich wieder einmal fest: Der Durchmesser einer Uhr sagt längst nicht alles über Ihre wahre Größe aus. Obwohl beide Pilotenuhren den gleichen Durchmesser von 40 mm haben, könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Die „alte“ Rolex Air-King hat einen Lug To Lug von beachtlichen 49 mm und eine Dicke von satten 13,3 mm. Es ist kaum verwunderlich, dass diese Rolex Air-King eher zu den unbeliebteren Modellen zählt: Das Gehäuse ist identisch zur Rolex Milgauss und kommt insgesamt ziemlich groß und wuchtig daher. Und die neue Rolex Air-King? Die sorgt für eine angenehme Überraschung. Der Lug To Lug misst nun gerade einmal 47,6 mm und die Dicke hat sich auf 11,6 mm verschlankt. Somit macht die neue Rolex Air-King vor allem am Handgelenk eine um Längen bessere Figur als ihr wuchtiger Vorgänger. Die Rolex-Neuheit trägt sich nicht nur angenehmer, sondern auch wesentlich schlanker und rutscht schnell unter die Hemdmanschette, wenn etwas Diskretion gefragt ist. Die Schlankheitskur hat der Rolex Air-King wirklich gutgetan. Dank den nun gefälligeren Maßen dürften deutlich mehr Uhrenfans auf den „König der Lüfte“ aufmerksam werden.
Die neue Rolex Air-King: sportlich und markant
Das Gehäuse der neuen Rolex Air-King hat sich sichtbar verändert. Die neue Referenz hat das typische Sportgehäuse spendiert bekommen, welches wir bereits von der Rolex Submariner sowie der Rolex GMT Master II kennen und verfügt nun ebenfalls über den markanten Kronenschutz der Sportmodelle. Meiner Meinung nach steht das sportliche Design der Air-King deutlich besser. Das rundliche Design des Vorgängers erinnerte mich eher an die Tudor Black Bay als an eine Fliegeruhr. Ist dieses auffällige Retro-Design bei der Tudor-Taucheruhr irgendwie noch charmant und dank Taucherlünette noch passend, finde ich es bei der reduzierten Rolex Air-King einfach zu viel des Guten und bevorzuge den neuen Look eindeutig.
Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Rolex Air-King designtechnisch positiv überrascht: Die Stahllünette der neuen Version ist ebenfalls schlanker geworden. Auch beim Gehäuse macht die neue Air-King alles richtig: Die Uhr besitzt nun ein viel passenderes, sportlicheres Außenkleid, welches mit den scharfen Kanten und dem markanten Kronenschutz deutlich besser zu gefallen weiß als ihr Vorgänger.
Bei der Technik bleibt (fast) alles beim Alten
Bei der Technik gibt es nicht allzu viel zu berichten. Dank neuem Werk verfügt die Rolex Air-King nun über eine Gangreserve von ca. 70 Stunden. Das ist zwar etwas mehr als die 48 Stunden des Vorgängers, heutzutage jedoch lediglich Standardkost. Als waschechte Oyster-Modelle sind beide Referenzen bis zu 100 Meter wasserdicht und somit zum Schwimmen geeignet. Die antimagnetischen Eigenschaften des Vorgängers bleiben Ihnen erhalten, auch wenn die neue Referenz stärker von der Rolex Milgauss abweicht als die Vorversion. Alltagstauglich sind beide Fliegeruhren in etwa gleichermaßen.
Zifferblatt der 2022er Rolex Air-King: kleine Änderungen, große Wirkung
Lassen Sie uns lieber über das Zifferblatt der neuen Rolex Air-King sprechen, denn hier hat sich einiges verändert, auch wenn wir genauer hinsehen müssen, um es zu bemerken. Uhrenliebhaber können sich über mehr Leuchtmasse freuen – gerade bei der Lume war der Vorgänger etwas schwach auf der Brust. Die neue Air-King besitzt nicht nur Leuchtmasse auf dem Dreieck-Index sowie auf dem Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger, sondern auch auf den drei großen arabischen Zahlen auf dem Zifferblatt. Die nun durchgängig in weiß gehaltenen Zahlen lassen das Zifferblatt deutlich harmonischer wirken als zuvor. Aus der Ziffer „5“ des Vorgängers ist eine „05“ geworden – eine weitere Kleinigkeit, die zum harmonischen Gesamtbild des Zifferblatts beiträgt. Der charakteristischste Merkmal der Rolex Air-King ist Uhrenliebhabern erhalten geblieben: Der grüne Rolex-Schriftzug mit der gelben Krone ist auch in der neuen Version der Fliegeruhr enthalten, diesmal jedoch etwas kleiner und weniger plakativ als beim Vorgänger. Das Zifferblatt ist trotz marginaler Änderungen ein deutliches Upgrade zum Vorgänger und wirkt gut durchdacht.
Easylink Upgrade
Ein tolles Upgrade im Vergleich zum Vorgänger bietet auch die neue Schließe. Träger der neuen Rolex Air-King können sich über eine Sport-Schließe mit Easy-Link Funktion freuen. Es handelt sich um die gleiche Schließe, die bei bekannten Sportmodellen wie die Rolex Explorer, Rolex GMT Master II oder Yacht-Master 40 zum Einsatz kommt. Der Vorgänger bot lediglich die Standardschließe, die bei der 2020 eingestellten Oyster Perpetual Referenz noch verbaut wurde. Das bedeutet: Feinheiten wie das praktische Easylink-System suchen Sie in der Vorversion vergebens. Spätestens bei der neuen Schließe wird deutlich: Diese neue Rolex Air-King-Referenz, die dieses Jahr bei der Watches and Wonders vorgestellt wurde, ist nun definitiv in die Riege der Sportmodelle aufgestiegen.
Fazit zur neuen Rolex Air-King: wie neu geboren
Die neue Rolex Air-King ist eine durch und durch gelungene Neuauflage der Fliegeruhr und stellt ihren Vorgänger in allen Belangen in den Schatten. Das sportliche Gehäuse mit dem Kronenschutz steht der neu designten Rolex genauso hervorragend wie die schlankeren und gefälligeren Maße. Zwar verstehe ich nach wie vor nicht, warum Rolex das Bloodhound-Design beibehalten hat, doch gelungen ist das gegenüber dem Vorgänger leicht verfeinerte Zifferblattdesign allemal. Die auf den ersten Blick marginalen Änderungen haben eine erstaunlich große Wirkung: Die neue Rolex Air-King ist eine moderne und schön anzusehende Uhr geworden, die deutlich beliebter werden dürfte als ihr eigenwilliger Vorgänger. Dank Tennis-Star Roger Federer ist die neue Referenz der Fliegeruhr aktuell ohnehin in aller Munde. In diesem Sinne: Lang lebe der (neue) König.