09/28/2022
 4 Minuten

Fehlkäufe vermeiden: 3 Tipps für den nächsten Uhrenkauf

Von Pascal Gehrlein
Fehlkäufe-vermeiden-Magazin-2-1
Zenith Defy Classic Black Ceramic

Welcher Uhrenfan kennt es nicht? Mehrfach am Tag öffnen wir Chrono24, Instagram oder YouTube, um uns die Uhr anzuschauen, die wir uns als nächstes zulegen möchten. Wir speichern uns möglichst ästhetische Bilder der Uhr auf Instagram ab, schauen zum x-ten Mal das gleiche Review-Video und vergleichen Inserate. Wir sind sehr gut darin, uns eine Uhr selbst schmackhaft zu machen.  

Aber manchmal kann es dann zur Ernüchterung kommen, wenn man die Uhr zum ersten Mal am Handgelenk trägt. So ist es mir ergangen und deshalb möchte ich einige Erfahrungen und Tipps teilen, um Ihnen eine Enttäuschung möglichst zu ersparen – oder zumindest Ihr Mitgefühl zu wecken. 

Rolex Datejust 36 mm
Rolex Datejust 36 mm

Der sichere Hafen – die Rolex Datejust 36 mm

Meine persönliche Uhrenkollektion hat zugegebenermaßen einen starken Fokus. Gut, nennen wir das Kind beim Namen: Sie erscheint vielleicht ein bisschen langweilig. Ich habe mich besonders auf Sport-Stahl-Modelle wie die Rolex Datejust eingeschossen. Getreu dem Motto „Never change a running system“, besitze ich dieses Modell in mehreren Varianten – immerhin moderne und Vintage-Referenzen. Sehr mutig, ich weiß. Aber meiner Meinung nach ist die Rolex Datejust die Uhr, die am besten zu meinem Lebens-, Kleidungsstil sowie meinen Vorstellungen passt. 

Sie ist sportlich und elegant zugleich, prestigeträchtig, zeitlos, wertstabil, wenig kontrovers, wenig auffällig, besitzt aber genug Details, um sich lange daran zu erfreuen – um nur einige Attribute zu nennen, die ich diesem Modell zuschreibe. 

Als ich meine Kollektion an einem tristen Tag betrachtete, habe ich mir jedoch selbst die Frage gestellt, ob es das nun war? Bleibe ich für immer ein langweiliger Datejust-Sammler oder gibt es mehr? Zusätzlich angestachelt von befreundeten Uhrenfans, die meine Kollektion mit einem müden Gähnen betrachteten, habe ich mich auf die Suche nach etwas „Unerwartetem“ gemacht. Einer Uhr, die mir beweisen sollte, dass ich mehr bin als ein Datejust-Besitzer. 

Das Objekt der Begierde – Zenith Defy Classic Black Ceramic

Zenith Black Ceramic ref. 49.9000.670/77.R782
Zenith Black Ceramic ref. 49.9000.670/77.R782

Gestoßen bin ich auf die Zenith Defy Black Ceramic. Einen größeren Kontrast zur Datejust kann ich doch kaum finden, dachte ich mir: 41 mm Gehäuse, hergestellt aus einem Block schwarzer Keramik, getrieben vom Zenith Elite In-House Kaliber mit 28.800 Schlägen (4 Hz), kommt die Uhr am Kautschukband. Nicht zu vergessen und zu übersehen – das skelettierte Zifferblatt, welches das flache und gut verarbeitete Werk freilegt. Eine Uhr, die durch technisch entwickelte Materialien sehr leicht ist, in ihrem „All Black“-Look jedoch etwas schwerer daherkommt und definitiv auffälliger ist. 

Der Preis für eine Pre-Owned Defy Classic Black Ceramic liegt bei um die 5.500-6.000 EUR und ist damit zumindest nicht weit von Vintage-Datejust-Modellen oder einer Datejust direkt vom Konzessionär entfernt. Die Uhr hat also definitiv auf dem Papier sehr viel zu bieten. Also habe ich über Wochen und Monate Reviews und Angebote verfolgt, mir vorgestellt, wie perfekt die Uhr auch an meinem Handgelenk, besonders zu sportlicheren Outfits an relaxten Tagen, aussehen würde. Nachdem ich ein gutes Angebot gefunden hatte, habe ich die Uhr schließlich gekauft.  

Die Pointe – nicht alles ist passend, was auf Bildern gefällt

Ausgepackt, angezogen und direkt zum Teilen mit Freunden fotografiert, musste ich mich selbst loben: Die Zenith Defy Black Ceramic sah auf den Bildern von meinem Handgelenk so sexy aus, wie auf den Bildern, die ich zuvor online betrachtet hatte. „Badass“ – dachte ich.  

Doch bereits nach wenigen Stunden am Handgelenk bemerkte ich, dass die Krone leider Druckstellen auf meinem Handgelenk hinterlässt. Die Uhr ist trotz 41 mm sehr kompakt und flach, hat aber doch eine andere Präsenz als eine 36 mm Datejust. Zudem ist die Schließe meinem Empfinden nach zu scharfkantig und hat bei Bewegung an meinem Handgelenk durchaus die ein oder andere Spur am Unterarm hinterlassen. Eben keine 36 mm Stahluhr, dämmerte es mir. 

Zenith Black Ceramic ref. 49.9000.670/77.R782
Zenith Black Ceramic ref. 49.9000.670/77.R782

Mein 1. Tipp ist also, sich zu fragen, ob die Größe und Proportionen der Uhr nicht doch zu stark von bisherigen Uhren in der Kollektion abweichen. 

Danach ist mir aufgefallen, dass ich nicht wusste, was ich zu dieser Uhr tragen, bzw. zu welchem Anlass ich die Uhr „in der Praxis“ anziehen sollte. Das klingt vielleicht oberflächlich und natürlich ist dieser Aspekt nicht für jeden Uhrensammler gleich bedeutend, doch für mich sind Uhren mehr als die Technik, die dahintersteckt – welche man bei dieser Uhr definitiv wertschätzen kann.  

Für geschäftliche Anlässe ist mir die Defy Classic wegen ihres Kautschukbands und der „All Black“-Optik zu sportlich. Gleiches gilt für schickere Anlässe am Wochenende oder bei Feiern, die viele Uhrenbesitzer gerne nutzen, um ein Modell zu tragen, das im Alltag wenig Zeit am Handgelenk erhält. Für wirklich sportliche Aktivitäten wie Workouts oder den Strandurlaub besitze ich meine Apple Watch. Zumal die Defy Classic wegen der nur 50 m Wasserdichtigkeit nicht fürs Schwimmen oder Tauchen geeignet ist. 

Mein 2. Tipp ist daher, wirklich ehrlich und ganz objektiv zu hinterfragen, ob eine neue Uhr einen „Zweck“ erfüllen und eine andere Uhr „ersetzen“ wird. 

Zenith Black Ceramic ref. 49.9000.670/77.R782

Mein 3. Tipp ist womöglich weniger greifbar, aber vielleicht kann der ein oder andere nachempfinden, was ich meine, wenn ich sage, dass die Uhr nicht zu meinem Charakter und zu dem, was ich nach außen transportieren möchte, passt. Denn letztendlich sagt eine Luxusuhr auch immer etwas über den Träger aus. 

Die Zenith Defy Classic hat etwas technisch-kühles an sich und ich bin eher weniger ein Technik-Freak. Sei es bei Uhren oder bei Autos. Zudem ist die Uhr durch ihre Optik und Präsenz am Handgelenk meiner Meinung nach sehr extrovertiert – für Outfits, die über Sweater und T-Shirt hinausgehen, zu sportlich und unpassend.  

Am Ende ist eine Uhr für mich ein sehr persönlicher Gegenstand, der auch zu meinem Charakter oder zu den Eigenschaften, die ich schätze, passen sollte. 

Fazit

Dieser Artikel ist kein offener Brief gegen die Zenith Defy Classic, sondern ein gutes Beispiel dafür, dass es kein Fehler ist seinem Stil treu zu bleiben. Auch wenn es bedeutet, dass eine Kollektion damit weniger aufregend ist, als man sich vielleicht selbst manchmal wünschen würde. Ich würde die Zenith Defy Classic jedem weiterempfehlen, der sich sicher ist, dass sie in die eigene Kollektion und den Lebensstil passt. Denn die Uhr ist einfach aufregend anders.  


Über den Autor

Pascal Gehrlein

Hey, ich bin Pascal. Nachdem ich viele Stunden auf Chrono24 verbracht habe, um schließlich meine erste „Luxusuhr“ zu kaufen, entdeckte ich im Impressum, dass der …

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