Schaut man sich den Hersteller TAG Heuer heute an, fällt es schwer sich vorzustellen, dass die Weltmarke früher ein kleines Familienunternehmen mit einer Leidenschaft für den Motorsport war. Tatsächlich hat Heuer, wie das Unternehmen früher hieß, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Chronographen in den 1960er- und 70er-Jahren gespielt. Dies ist einer der Gründe dafür, dass die beliebten und gut erhaltenen Vintage-Modelle der Marke zu Höchstpreisen gehandelt werden, die kaum einer bezahlen kann. Dennoch müssen Sie Ihren Traum von einer historisch bedeutenden Heuer noch lange nicht aufgeben!

Eines der berühmtesten Heuer-Modelle aus der goldenen Ära des Motorsports ist die Heuer Autavia Ref. 1163. Neben der Monaco war es die erste Uhr, die Heuer mit dem damals brandneuen Kaliber 11 ausstattete. Sollten Sie dieses Werk noch nicht kennen – es wird oft als das erste automatische Chronographenwerk der Welt bezeichnet. Das Beste ist: Gut gewartete Exemplare sind gar nicht so schwer zu finden und besonders teuer sind sie auch nicht. Wie Sie aber in der Grafik unten sehen können, gab es im Jahr 2018 einen großen Preisanstieg – zumindest vorübergehend. Doch dazu gleich mehr.
Der Hauptgrund warum die Autavia Ref. 1163 in der Vergangenheit zu relativ moderaten Preisen zu bekommen war ist vielleicht, dass Heuer sie recht lange in verschiedenen Zifferblatt-, Zeiger,- und Lünetten-Kombinationen hergestellte. Auch das Werk wurde über die Jahre bis hin zum Kaliber 11-i weiterentwickelt, welches später vom Kaliber 12 abgelöst wurde. Einige Details teilen sich aber alle Autavia 1163 Modelle, wie z.B. die kannelierten Drücker in den Aussparungen im Gehäuse, dem Heuer Logo auf der Krone bei 9 Uhr und die Bandanstöße mit einer Breite von 20 mm.
Vielleicht ist es überraschend zu erfahren, dass die Ref. 1163 kein großer kommerzieller Erfolg war – zumindest nicht zu Beginn. Dies betraf alle Heuer Chronographen zu jener Zeit. Es musste also eine Strategie entwickelt werden, um den Verkauf der Uhren anzukurbeln. Was die Ref. 1163 betraf, war dies unter anderem die Zusammenarbeit mit der Zigarettenmarke Viceroy in den frühen 1970er-Jahren.

Viceroy positionierte sich damals als „The Sportsman’s Cigarette“ und hatte bereits einen Deal mit dem Parnelli Jones Rennteam geschlossen. Durch die Zusammenarbeit mit Heuer, der damaligen Nummer 1 bei der Messung von Streckenzeiten, zementierten sie ihre enge Verbindung zum Motorsport. Teil der Kooperation war eine Sonderedition der Heuer Ref. 1163, die Referenz 1163V, die man für 88 USD kaufen konnte, wenn man das Endstück einer Viceroy-Schachtel einsendete. Die meisten der Uhren hatten ein schwarzes Zifferblatt mit weißen Hilfszifferblättern, rote Akzentuierungen und rot-gestreifte Stunden- und Minutenzeiger. Die begehrteste Ausführung ist aber die sogenannte „Orange Boy“, mit orangenen Akzentuierungen anstelle der roten. Es wurden relativ wenige dieser Uhren hergestellt. Sie sind also schwer zu bekommen und daher wertvoller als die Standardausführungen der Viceroy-Modelle.
Es überrascht nicht, dass Heuer aufgrund des günstigen Preises von 88 statt 200 USD, was die übliche Ref. 1163 kostete, eine größere Stückzahl der Ref. 1163V verkaufte. Es waren sogar wesentlich mehr als die 1163MH (mit Minuten- / Stunden-Lünette) oder die 1163T (mit Tachymeter-Lünette). Die Viceroy-Versionen sind auf dem Sekundärmarkt also weiter verbreitet, was ihren moderaten Durchschnittspreis auf Chrono24 erklärt. Gleichzeitig sind die Uhren dadurch weniger gesucht, eine Wertsteigerung ist daher also eher unwahrscheinlich.
Einige Varianten der Ref. 1163 sind also wesentlich beliebter und gefragter als andere. Ein gutes Beispiel ist die 1163T „Siffert Autavia“, benannt nach dem legendären Schweizer Formel-1-Fahrer und Heuer-Fan Joe Siffert. Ausgestattet ist die Uhr mit weißem Zifferblatt und schwarzen Hilfszifferblättern. Gut erhaltene Exemplare werden auf Chrono24 zu einem Durchschnittspreis von ca. 19.000 EUR gehandelt. Dieses Modell ist sogar so beliebt, dass TAG Heuer über die Jahre verschiedene überarbeitete Versionen der Uhr hergestellte, unter anderem ein limitiertes Modell, das in Zusammenarbeit mit der Heuer-Fan-Website Calibre11.com entstand.

Bevor wir zum Ende kommen, werfen wir einen Blick auf den plötzlichen Wertanstieg der Ref. 1163 im Jahr 2018 und versuchen zu verstehen, wie dieser zustande kam. Wie Sie in der Grafik sehen können, verdoppelte sich der Wert der Uhr auf Chrono24 kurzzeitig, um nach einiger Zeit wieder auf den zuvor üblichen Durchschnittspreis zu fallen, den sie auch heute hat. Wir dürfen also annehmen, dass es sich in diesem Fall um ein echtes „Heuer-Fieber“ handelte.
Begonnen hatte es mit einer Phillips Auktion Ende des Jahres 2017, die für großes Interesse sorgte. Im Mittelpunkt standen Heuer Vintage-Chronographen. Kurze Zeit später, folgte dann die Vorstellung von drei verschiedenen, Vintage-inspirierten 1163-Modellen im Jahr 2018. Die erste Uhr war das bereits erwähnte Modell, das mit Calibre11.com entwickelt wurde. Darauf folgte eine neue „Orange Boy“, die TAG Heuer in Partnerschaft mit Hodinkee lancierte. Die dritte und letzte Veröffentlichung war die Autavia 02 Viceroy 1972 „Re-Edition“, die allein aus der Feder TAG Heuer stammt.
Der durch die viele Publicity entstandene Hype resultierte in einem – wenn auch vorübergehenden – Anstieg der Nachfrage nach Vintage-Modellen der Heuer Ref. 1163. Auch wenn sich das in dieser Form sehr wahrscheinlich nicht wiederholen wird – die 1163 wird auch zukünftig bei Sammlern von Vintage-Uhren gefragt sein. Die Modelle haben einen coolen Look, stehen nach wie vor in fester Verbindung zum Motorsport und sind zu moderaten Preisen zu bekommen. Es gibt vieles, was man an den Uhren mögen kann und ich bin sicher, Sie stimmen mir zu.
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