Die Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Erinnert Sie das irgendwie an das, was Sie tun, wenn Sie eine neue Uhr im Blick haben? Sie sammeln Wissen über diese Uhr, stellen sich vor, wie diese an Ihrem Handgelenk oder in Ihrer Kollektion aussieht und mit immer mehr Übung in der Welt der Uhren, bewegen Sie sich beim Kauf- und Verkauf immer sicherer fort. Ist es da nicht naheliegend, dass auch das Sammeln von Uhren und das Zusammenstellen einer Kollektion als eine Art Kunst betrachtet wird?
Wir möchten Ihnen in diesem Artikel Tipps, Inspirationen und Strategien an die Hand geben, die Ihnen beim Uhrensammeln behilflich sein können. Beginnen wir zunächst mit der Ausgangsfrage: Welche (Stereo)typen von Uhrensammlern gibt es?
Der Nostalgiker
Für den nostalgischen Sammler beginnt und endet die Suche nach der nächsten Uhr immer mit einem Datum. Und zwar nicht mit der Datumsfunktion, sondern mit dem Herstellungsjahr der Uhr. Eine ungefähre Angabe reicht diesem Sammler-Typen selbstredend nicht aus und er kann durchaus den einen oder anderen Verkäufer mit der präzisen Angabe des Herstellungsjahres oder gar des Monats zum Verzweifeln bringen. Dabei ist es völlig legitim auf diese Angabe zu bestehen. Box und Papiere sind hierzu natürlich obligatorisch. Doch wieso ist dem Nostalgiker das Ursprungsjahr so wichtig? Zuerst wäre das Design zu nennen. Verschiedene Epochen haben verschiedene Design-Sprachen. So können Sie Ihre Kollektion ausschließlich aus Uhren einer Ära mit ähnlichem Design aufbauen. Manche Sammler konzentrieren sich zum Beispiel besonders auf die Two-Tone Uhren der 80er. Cartier war hier ganz vorne mit dabei. Deshalb finden sich noch heute zahlreiche, sehr attraktive Vintage-Modelle der Cartier Santos Carrée oder Cartier Must. Cartier brachte diese Bicolor-Modelle auch als Alternative zu teureren Edelmetall-Uhren heraus, welche zuvor das Zugpferd der meisten Marken waren. Uhren wie diese haben also nicht nur eine besondere Designsprache, sondern auch eine spannende Historie, die nostalgische Sammler zu schätzen wissen. Der zweite Grund für die Fixierung auf das Herstellungsjahr sind oftmals auch die eigenen Erlebnisse zu einer bestimmten Zeit. Das eigene Geburtsjahr oder das der Kinder, ein besonders erfolgreicher oder emotionaler Moment im Leben – es gibt viele Anlässe, die man mit dem Kauf einer Uhr, auch nachträglich mit dem Kauf einer Vintage-Uhr aus besagtem Jahr, feiern kann.
Festhalten lassen sich diese Infos übrigens auch in unserer Watch Collection. Dort können Sie nach dem Kauf alle Daten und sogar Zusatzinformationen wie persönliche Erinnerungen eintragen und jederzeit abrufen, um darin zu schwelgen.
Der theoretische Alleskönner
Der theoretische Alleskönner ist für jede Lebenssituation vorbereitet. Er sieht seine Uhrensammlung eher als eine Checkliste, in der jede Uhrenkategorie abgehackt werden muss. Was meine ich damit? Dieser Sammler-Typ achtet präzise darauf, dass die Uhr auch eine Funktion abdeckt. Für den Sommerurlaub hat er eine robuste Uhr aus Edelstahl, welche für den Sprung ins Meer oder in den Pool nicht abgenommen werden muss. Und für das Dinner am Abend hat diese Uhr selbstverständlich auch den notwendigen „Glam“ und das Prestige, um sich nicht unter den anderen Uhrenträgern schlecht fühlen zu müssen. Klar, dass wir hier über Zeitmesser mit der Kragenweite einer Tudor Black Bay 54 oder Rolex Submariner reden.
Für Anlässe, bei denen andere Uhren-Nerds anwesend sein werden, hat dieser Sammler eine Uhr, die Understatement ausstrahlt und in der Sammler-Community als „Kenner-Stück“ gilt – beispielsweise eine Grand Seiko Heritage. Für den Büroalltag gehört in die Sammlung eine Omega Speedmaster Moonwatch. Diese gibt ihn als Uhrenfan zu erkennen, vermittelt aber einen sympathischeren Eindruck als die genannte Rolex Submariner. Der Chronograph ist zudem praktisch für sportliche Anlässe. Für die eleganteren Events erfüllt eine klassische Vacheron Constantin Patrimony oder eine JLC Master Ultra Thin den Zweck. Wie Sie sehen – jede Uhr sollte einen Zweck erfüllen. Eine doppelte Belegung ist bei dieser Art des Sammelns nicht vorgesehen. Vor jedem Kauf stellt sich die Frage: Welchen Zweck (Outfit, Situation, praktischen Nutzen) erfüllt diese Uhr. Typisch für diesen Stereotypen ist, dass am Ende nur eine einzige Uhr wirklich viel Zeit am Handgelenk verbringt.
Der erfahrene Investor
Dieser Stereotyp ist womöglich der kontroverseste in dieser Auflistung. Er achtet beim Kauf einer Uhr möglichst darauf, dass er einen „guten Deal“ macht. Deshalb ist diesem Typ Chrono Pulse sicher gut bekannt. Bei aller Kritik ist der Investor oft auch ein erfahrener Sammler, der auf ganz besondere Schätze aus ist. Marken wie Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet kommen im Portfolio ziemlich sicher vor. Der schnelle Gewinn steht dabei allerdings nicht im Fokus. Es geht darum, seltene Stücke, sogenannte „Rare Birds“, zu ergattern und anderen Sammlern gerne auch direkt unter die Nase zu reiben. Nicht selten wird nach dem einen Lange & Söhne 1815 Flyback Chrono, der originalen Piaget Polo oder einer Patek Philipe 3940 gesucht. Die Vorteile des Online-Uhrenkaufs kommen diesem Sammler also durchaus zugute. Der Investor ist verliebt in besondere Eigenschaften von Uhren, die diese selten und potenziell oder gegenwärtig teuer machen. Geringe Auflagen, verfärbte Zifferblätter, ungewöhnliche Armbänder, Sonderproduktionen und mehr – er investiert nicht nur sehr viel Geld, sondern auch Zeit, um diese speziellen Stücke ausfindig zu machen. Die standardmäßige Rolex findet sich in seiner Sammlung eher nicht. Klingt Ihnen zu exklusiv? Auch im „Kleinen“ können Sie diese Strategie anwenden. Kaufen Sie Uhren, die anders sind und womöglich zu einem späteren Zeitpunkt beliebt werden (könnten) und entwickeln Sie sich darüber zum erfahrenen Investor.
Der „Old is not Gold“ Typ
Dieser stolze Sammler verhält sich konträr zum ersten Typen in diesem Artikel. Während der nostalgische Sammler Wert auf die Historie einer Uhr legt und sich mit dieser befasst, steht dieser Typ ausschließlich auf moderne und technisch überlegene Uhren. Häufig geht dies einher mit einer gewissen Skepsis und Vorsicht, wenn es um gebrauchte und Vintage-Uhren geht. Doch der Grund ist nicht immer einfach nur „Neu ist besser“ – manchmal ist es auch einfach die pure Liebe zur Technik, die diesen Typen antreibt. Die Zenith Defy Modelle und deren einzigartige Hochfrequenz-Werke lassen das Herzen dieses Stereotypen höher schlagen. Zuhause fühlt sich dieser Sammler auch bei NOMOS, einer Marke mit junger Firmengeschichte, In-House-Werken und spannenden Ansätzen wie der patentierten Datumsfunktion. Soll es etwas mehr Mainstream sein, dann ist die Rolex Sky-Dweller oder Milgauss technisch auch attraktiv (genug). Wichtig ist: die Uhr sollte möglichst „neu“ sein, wenig Risiko beim Kauf mit sich bringen und technisch versiert daherkommen. Diesen Sammler-Typen gibt es sowohl unter den Neulingen als auch unter den erfahrenen Sammlern, die sich stets über die neusten Errungenschaften, Patente und Entwicklungen informieren.
Fazit
Na, finden Sie sich vielleicht unter den oben genannten Stereotypen wieder? Nehmen Sie diese nicht zu ernst. Aber jeder überspitzte Charakter hat auch etwas Wahres. Wir hoffen sie konnten Ihnen als Inspiration zum Nachdenken darüber dienen, was Ihnen bei der Kunst des Sammelns wichtig ist, was Sie und Ihren Charakter auszeichnet und Ihnen, ganz wichtig, Freude bereitet.
Ich persönlich würde mich übrigens am ehesten in der Kategorie des „theoretischen Alleskönner“ sehen. Und Sie?