05/14/2021
 7 Minuten

Die Formel 1 und ihre Uhren, Marken und Modelle

Von Sebastian Swart
CAM-Magazin-2-1

Die Formel 1 und die professionelle Zeitmessung sind seit jeher untrennbar miteinander verbunden. Neben Rolex als Hauptsponsor der Formelserie buhlen junge Uhrenhersteller wie Hublot und Richard Mille um die Gunst der Teams in der Königsklasse. Es scheint, als hätten sich diese Marken bei Rennställen wie Ferrari und McLaren in die Uhren-Pole-Position manövriert und statten die Rennfahrer mit ihren teils astronomisch teuren Uhren aus. TAG Heuer indes ist der unangefochtene Pionier der Disziplin des Sponsorings, denn die Manufaktur arbeitet bereits seit 1969 mit der Formel 1 zusammen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen einige Modelle der drei Marken vor und beleuchten, ob sich eine Investition lohnt.

TAG Heuer – Uhrenpionier der Rennstrecken

Jack Heuer: Wenn von Uhren und der Formel 1 die Rede ist, dann fällt dieser Name oft zuerst. Und das zu Recht, denn der Sportuhren-Pionier brachte seine selbst entwickelten Chronographen persönlich in die Boxengassen auf der ganzen Welt. Er gab seinen Uhren schillernde Namen wie Carrera, Monaco oder Monte Carlo und stellte damit klar, aus welchem Holz seine Zeitmesser geschnitzt waren. Wer als Rennfahrer in den 1960er- und 70er-Jahren keine Heuer am Handgelenk trug, war ein Niemand. Es war die Zeit, in der der Rennsport noch nicht durchreguliert war. Professionelle Rennfahrer waren harte Kerle, die den Tod nicht fürchteten.

Der wohl berühmteste Heuer-Chronograph ist die Autavia, deren Name sich aus den beiden Begriffen AUTomobile und AVIAtion zusammensetzt. Jack Heuer brachte diese Uhr bereits im Jahr 1962 von der Armaturentafel früherer Rennboliden ans Handgelenk erfolgreicher Rennfahrer. Die damals berühmtesten Träger: Jochen Rindt, Jo Siffert und Mario Andretti. Diese Rennfahrer setzten die Uhren nicht nur werbewirksam in Szene, sie trugen sie auch privat.

Vintage-Autavias mit Valjoux-Handaufzugskalibern aus jener Zeit genießen heute ein hohes Ansehen bei Uhrensammlern und Formel-1-Fans und sind daher sehr begehrt. Vergleichbar mit Oldtimern bieten diese Zeitmesser – je nach Baujahr, Uhrwerk und Zustand – ein hervorragendes Wertsteigerungspotenzial. Ein Beispiel: Der Wert der Referenz 2446 „Jochen Rindt“ stieg in den Vergangenen vier Jahren um rund 10.000 EUR auf aktuell ca. 18.000 EUR.

Heuer Autavia ref. 2446 "Jochen Rindt"
Heuer Autavia ref. 2446 „Jochen Rindt“

TAG Heuer stellte im Jahr 2017 mit der Referenz CBE2110 eine neue Variante der Rennfahrer-Ikone 2446 vor. Die Reminiszenz an das Model Jochen Rindt ist deutlich größer als ihr Vorbild und mit einem Manufakturwerk ausgestattet. Als Renner erwies sich dieses Modell jedoch nicht. Zwar ist sie durchaus beliebt, Heuer-Puristen jedoch zu wuchtig. Das macht sich auch bei den Preisen bemerkbar, die mit ca. 3.600 EUR deutlich hinter dem Listenpreis von 4.750 EUR liegen.

2021: TAG Heuer und die Formel 1

TAG Heuer und das Red Bull Racing Team gaben 2021 bekannt, dass sie ihre Partnerschaft bis 2024 verlängern werden. Der niederländische Rennfahrer Max Verstappen und der Mexikaner Sergio Pérez werben bis dahin für TAG Heuer. Ganz so glamourös wie in früheren Tagen sind allerdings weder die Rennfahrer noch die Uhren. Die Kollektion Formula 1 besteht aus einer Reihe von Drei-Zeiger-Uhren und Chronographen, die teils über einen Quarzantrieb verfügen. 2019 erschien der automatische Chronograph Max Verstappen Special Edition. Die Uhr ist mit dem Heuer Calibre 16 auf Basis des Valjoux 7750 ausgestattet und besitzt zahleiche rote Designelemente, wie einen Verstappen-Schriftzug auf der schwarzen Lünette.

TAG Heuer Max Verstappen Chronograph ref. CAZ2018.BA970
TAG Heuer Max Verstappen Chronograph Ref. CAZ2018.BA970

TAG Heuer Formula-1-Uhren eignen sich als Investment bei weitem nicht so gut, wie die Heuer-Klassiker früherer Jahre. Der Listenpreis der Max Verstappen Special Edition betrug 3.100 EUR im Jahr 2019. Zu etwa diesem Preis können Sie die Uhr auch heute noch kaufen. Die unverbindliche Preisempfehlung des automatischen Chronographen „Senna“ beträgt ebenfalls 3.100 EUR, auf Chrono24 kostet diese Uhr rund 1.000 EUR weniger. Dass Modelle neuerer Kollektionen einmal bedeutend mehr wert sein werden, ist unwahrscheinlich.

Hublot – hohe Uhrmacherkunst für die Formel 1

Der Schweizer Luxusuhrenhersteller Hublot ist seit 1980 am Markt und somit vergleichsweise jung. Die Uhrenmarke kombiniert geschickt wie wirkungsvoll modernste Materialien mit innovativer Technik. Exklusiv verwendet die Manufaktur das sogenannte Magic Gold, eine Kombination aus Gelbgold und Keramik. Auch Carbon, Titan oder Saphir kommen zum Einsatz. Mit seinen großen wie prägnanten Zeitmessern will Hublot vor allem eines: auffallen!

Hublot sponserte einige Jahre den Rennstall von Ferrari und stattete unter anderem den vierfachen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel mit seinen exklusiven Zeitmessern aus. Vettel zeigte sich besonders gern mit der Big Bang Ferrari Unico Carbon Red Ceramic (Ref. 402.QF.0110.WR). Das Gehäuse dieser Uhr besitzt einen Durchmesser von 45 mm und besteht – wie der Name vermuten lässt – aus Keramik. Im Innern tickt das Kaliber HUB1241 mit einer Gangreserve von 72 Stunden. Das Zifferblatt ist skelettiert, sodass Sie das Werk von oben durch das Glas betrachten können. Besonders auffällig: die Ferrari-rote Lünette, die sich deutlich vom ansonsten schwarzen Gehäuse abhebt.

Eignet sich diese Uhr als Investition? Der Ausgabepreis betrug 29.000 EUR, neuwertige Exemplare liegen am Markt bei rund 20.000 EUR. Der Preis dieser Uhr muss sich vermutlich noch ein wenig einordnen, ein leichter Anstieg ist seit März 2021 in jedem Fall zu beobachten.

Hublot Big Bang Ferrari Unico Chronograph ref. 402.QF.0110.WR
Hublot Big Bang Ferrari Unico Chronograph Ref. 402.QF.0110.WR

Eine weitere interessante Uhr aus der Hublot-Ferrari-Reihe ist die Anfang 2021 vorgestellte Big Bang Ferrari 1000 GP. Zwar haben wir dieses Modell noch an keinem prominenten Rennfahrerhandgelenk gesehen, die Fakten sprechen jedoch für sich. Die Uhr besteht aus Carbon-Keramik, einem Verbundmaterial, das auch für die Bremsscheiben der Formel-1-Boliden verwendet wird. Das 45 mm große Gehäuse beherbergt das automatische Kaliber HUB1243 mit Flyback-Funktion. Das Uhrenmodell ist auf nur 20 Exemplare limitiert und kostet laut Hublot 51.900 EUR.

Ein direkter Vergleich mit Uhren von TAG Heuer ist vielleicht etwas unfair. Preislich hebt sich Hublot deutlich von den Kosten für eine TAG Heuer ab und spielt somit in einer weitaus exklusiveren Liga. Dies gilt auch für die verwendeten Materialien für Gehäuse und Armbänder sowie die Uhrwerke, die sich auf Manufakturniveau befinden.

Richard Mille – Hightech-Uhren für Ferrari und McLaren

Richard Mille baut exklusive wie äußerst robuste Hightech-Uhren für Sportler und Sportbegeisterte. Die Manufaktur aus dem Schweizer Ort Les Breuleux beschäftigt Ingenieure, die spezielle Materialien aus dem Rennsport, aber auch der Luft- und Raumfahrt verwenden. Hierzu gehören neben Carbon auch Materialien wie das auf Kohlenstoff basierende Graphen, Grade 5 Titan sowie Legierungen aus Aluminium und Lithium. Natürlich bietet Richard Mille seinen Kunden auch Manufakturwerke, die ebenfalls zu großen Teilen aus ungewöhnlichen Materialien gefertigt sind. Man muss ehrlich sein: Technisch gesehen bieten praktisch alle Uhren-Modelle von TAG Heuer gegen die Kunstwerke von Richard Mille nur noch unteres Einstiegsniveau. Hublot hingegen ist auf einem ähnlichen Kurs wie Mille, rangiert jedoch noch einige Meter dahinter.

Im Gegensatz zu den Uhren von Hublot trägt so manch ein Sportler seine Richard Mille auch beim harten Einsatz während des Sports. Prominente Beispiele sind Tennisikone Rafael Nadal und der US-amerikanische Basketballspieler LeBron James. Letzterer sorgte für großes Aufsehen, als er während eines Spiels mit einer Richard Mille im Wert von mehreren hunderttausend Euro auflief.

Mick Schumacher, Charles Leclerc, Fernando Alonso, Kimi Raikkönen: Richard Mille hat sich für die Formel-1-Saison 2021 einige große Rennfahrer-Namen bekannter Rennställe sichern können. Weitere Mille-Botschafter sind Daniel Ricciardo und Lando Norris, die bereits in der Vergangenheit mit den Modellen RM 11-03 Automatic Flyback Chronograph vor den Kameras posierten.

Richard Mille RM 11-03
Richard Mille RM 11-03 McLaren Automatic Flyback Chronograph

Richard Mille stattet Mick Schumacher mit einer RM 033 aus. Dieses Modell ist eine der wenigen runden Uhren im Programm der Manufaktur, gleichzeitig ist sie mit einer Bauhöhe von nur 6,3 mm sehr flach.

Richard Mille RM 033
Richard Mille RM 033

Rennfahrer Charles Leclerc entschied sich für das Modell RM 67-02, die auch der langjährige Werbepartner Fernando Alonso am Handgelenk trägt. Eine Besonderheit dieser Uhr aus TPT Carbon ist ihr geringes Gewicht, das lediglich 32 Gramm inklusive Armband beträgt. Romain Grosjean, der nach einem schweren Crash 2020 in diesem Jahr bei IndyCar-Rennen wieder antritt, wirbt für den RM 011 Red TPT Quartz Automatic Flyback Chronographen.

Richard Mille RM 67-02 FQ
Richard Mille RM 67-02 FQ

Sind Uhren von Richard Mille ein lohnendes Investment?

Ihnen gefallen die extravaganten Uhren von Richard Mille und Sie fragen sich außerdem, ob die Investition in eines der hier genannten Modelle sinnvoll ist? Gehen wir der Reihe nach vor!

Eine RM 11-03, wie Formel-1-Fahrer Daniel Ricciardo und Lando Norris sie tragen, kostete auf Chrono24 Anfang 2018 noch rund 170.000 EUR. Eine Menge Geld, das allerdings gut investiert gewesen wäre, denn aktuell liegt der Preis bei über 450.000 EUR, was einer Rendite von rund 150 % entspricht. Eine RM 033 aus Roségold können Sie für etwa 66.000 EUR kaufen, Mitte 2019 lag ihr Preis noch rund 6.000 EUR darunter, ebenfalls keine schlechte Steigerung.

Die leichtgewichtige RM 67-02 Automatic Winding Extra Flat, wie Spaniens Ausnahme-Rennfahrer Fernando Alonso sie mag, liegt preislich bei etwa 230.000 EUR. Gegenüber des Preises von Mitte 2018 entspricht dies einer Wertsteigerung von etwa 80.000 EUR. Fast schon preisgünstig erscheint da der RM 011 TPT Quartz Automatic Flyback Chronograph von Romain Grosjean, deren Preis sich seit 2017 absolut linear bei knapp 153.000 EUR bewegt. Somit wäre bei einem Kauf in diesem Zeitraum jedenfalls kein Geld verloren gegangen.

Fazit

Ob TAG Heuer, Hublot oder Richard Mille: Alle drei Marken bieten faszinierende Zeitmesser für den Motorsport. Puristen werden die Vintage-Modelle von Heuer lieben, denn sie sind eine Zeitreise zurück in längst vergangene Tage der Formel 1. Funktionale Uhren mit Ecken und Kanten. Bei der richtigen Wahl lohnt sich auch eine höhere Investition in bestimmte Modelle. Gefallen Ihnen TAG Heuer Uhren der aktuellen Kollektion „Formula 1“, machen Sie qualitativ sicher nichts falsch, die Investition können Sie aber zum größten Teil abschreiben.

Wer Hublot mag, wird dort technisch wie optisch auf seine Kosten kommen, wobei eine Investition riskant sein kann. Richard Mille ist das schillernde Highlight und sowohl technisch, optisch als auch finanziell gesehen äußerst spannend. Man merkt den Uhren die Faszination des gleichnamigen Firmengründers für den Motorsport bei jeder seiner Kreationen an. Die Marke ist somit aktuell führend innerhalb der Pole Position.

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Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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