Beginnen wir mit einer kurzen Bestandsaufnahme des Uhrenmarktes. Wenn Sie uns folgen, wissen Sie, dass die Preise für begehrte Uhren von Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet auf dem Sekundär- und Graumarkt seit dem Frühjahr 2022 rückläufig sind. Die steigende Inflation, der Einsturz von Kryptowährungen und der russische Einmarsch in die Ukraine haben ihre Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen – auch im Luxussektor. Nach Jahren des ungebremsten Wachstums kam es plötzlich zu einem Preisrückgang. Dass auf den Aufschwung meist ein Abschwung folgt, ist allgemein bekannt. Umgekehrt gilt aber auch, dass es nach einer Phase der Abwärtsbewegung letztendlich wieder aufwärts gehen kann. In den letzten Wochen konnten wir bei Chrono24 erste Anzeichen für eine mögliche Trendwende ausmachen. Marktprognosen sind natürlich generell nicht einfach, besonders in außergewöhnlichen Zeiten wie diesen. Lassen Sie uns dennoch einige Grafiken anschauen, die wertvolle Hinweise liefern könnten.
Zunächst eine schlechte Nachricht: Wenn Sie eine Patek Philippe Nautilus oder eine Audemars Piguet Royal Oak verkaufen möchten, müssen Sie sich vielleicht noch ein wenig in Geduld üben. Das Angebot für diese beiden Hype-Uhren erster Klasse ist auf dem Chrono24-Marktplatz nach wie vor ziemlich groß, während die Nachfrage sich weiterhin in Grenzen hält – ein echter Käufermarkt, könnte man sagen. Bei Schwestermodellen wie der Patek Philippe Aquanaut und der Audemars Piguet Royal Oak Offshore beobachten wir derzeit ähnliche Trends.
Bei den Edelstahl-Sportuhren von Rolex allerdings ist es gut möglich, dass sich das Blatt nun endlich wendet. Wir sprechen hier also über Modelle wie die Daytona, die GMT-Master II und die Submariner. Lassen Sie uns mit der Daytona beginnen, besser gesagt mit der aktuellen Referenz 116500LN mit weißem oder schwarzem Zifferblatt. Zunächst gilt es zu betonen, dass zum jetzigen Zeitpunkt das Angebot für diese Uhr immer noch größer ist als die Nachfrage, wie bereits seit März letzten Jahres. Es wird lange dauern, bis die Nachfrage wieder Spitzenwerte wie Mitte Januar 2022 erreicht. Allerdings scheint das Angebot zu sinken, während die Nachfrage einen Aufwärtstrend verzeichnet. Wenn wir uns die aktuelle Generation der GMT-Master II Batman Ref. 126710BLR anschauen, sehen wir eine ähnliche Entwicklung: Angebot und Nachfrage nähern sich einem Gleichgewicht an. Die Statistiken für die aktuellen Referenzen der Pepsi und Root Beer bewegen sich in die gleiche Richtung, wenn auch nicht ganz so deutlich. Bei der GMT Sprite lag die Nachfrage Anfang Januar dieses Jahres kurzzeitig sogar über dem Angebot, bevor sie im Laufe des Monats wieder zurückging. Der geringste Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage ist bei der Submariner festzustellen, wobei es bei der aktuellen Generation Submariner No Date Ref. 124060 besonders gut aussieht. Natürlich müssen wir aufpassen, dass wir das Potenzial für eine Trendwende nicht überbewerten. Für die zehn meistverkauften Rolex-Uhren auf Chrono24 sowie die hier angebotenen Rolex-Modelle insgesamt ist die Entwicklung eher verhalten: Die Nachfrage nimmt langsam zu und das Angebot langsam ab. Dennoch ist es ermutigend, in den Daten einige Hoffnungszeichen zu erkennen, die darauf hindeuten, dass das Schlimmste möglicherweise hinter uns liegt.
Rückblick: Das waren die Verkaufsschlager zu Weihnachten
Als Nächstes möchten wir Ihnen die Uhren präsentieren, die zur Weihnachtszeit ein besonderes Verkaufshoch erlebten. Uhren sind immer eine gute Geschenkidee und auch dieses Jahr lagen wieder zahlreiche schicke Zeitmesser unter dem Weihnachtsbaum. Wobei der Weihnachtsmann meine Lange 1 Tourbillon Perpetual Calendar vergessen zu haben scheint … Aber wahrscheinlich ist sie einfach nur vom Schlitten gefallen. Jedenfalls konnten unsere Datenanalysten während der Weihnachtszeit für 16 Uhrenmodelle eine Verkaufssteigerung von mehr als 100 % verzeichnen. Um diese Liste zu erstellen, haben wir die durchschnittlichen Verkaufszahlen einer Uhr im Jahr 2022 mit den Verkäufen in den Monaten November und Dezember verglichen. Wir haben darauf geachtet, dass die Uhren mindestens ein paar Dutzend Mal verkauft wurden, um verlässliche Zahlen zu erhalten. Uhren, die erst später im Jahr auf den Markt kamen, haben wir von der Statistik ausgenommen, da diese die Daten verfälscht hätten. Ein Beispiel: Die Tudor Pelagos 39 mm wurde Ende August veröffentlicht und hat sich während der Feiertage auf der Plattform sehr gut verkauft. Wir vermuten jedoch, dass viele Uhrenliebhaber sich hier einfach selbst ein kleines Geschenk gegönnt haben.
Die ersten drei Uhren auf unserer Liste konnten ihre Verkaufszahlen zum Jahresende hin um mehr als 200 % steigern, und alle drei kommen aus Japan. Auf Platz eins liegt die Grand Seiko SBGX261 mit einem Zuwachs von 233 %. Platz zwei geht an eine Uhr, die oft für unter 200 EUR verkauft wird und einen Verkaufsanstieg von 224 % aufweisen kann: die Seiko 5 SNXS77. Nummer drei ist die Seiko Cocktail Time Mojito Ref. SRPE45J1 mit einem Anstieg der Verkaufszahlen um 214 %. Sehen Sie sich das Zifferblatt an! Wer würde so eine Uhr nicht gerne geschenkt bekommen?
Wir haben noch weitere erschwingliche Uhren gefunden, die ihre Verkaufszahlen zu Weihnachten mehr als verdoppelt haben. Darunter befinden sich einige Modelle aus der Kollektion Hamilton Khaki Field, eine Seiko Alpinist und eine Citizen, die einer Mischung aus Rolex Datejust, Oysterquartz und President gleicht. Zu den Gewinnern im mittleren Preissegment gehörten eine Tank Vermeil, die aktuelle Generation der Santos, die 36-mm-Rolex Datejust, eine Omega Aqua Terra sowie die Grand Seiko SBGA211. Und man höre und staune: Auch die Verkäufe der hochpreisigen Rolex Sky-Dweller 326934 und Rolex Daytona 116519LN aus Weißgold sind über die Feiertage um über 100 % gestiegen. Den glücklichen Beschenkten kann man nur gratulieren.
Space Race: Welche Omega Speedmaster Limited Edition bietet die beste Rendite?
Lassen Sie uns zum Schluss auf die Omega Speedmaster schauen. Die Speedy ist zum Markenzeichen von Omega geworden. Und wie bei den Marvel-Filmen, deren Erfolg zu zahlreichen Spin-offs geführt hat, so hat auch Omega über die Jahrzehnte unzählige limitierte Editionen der beliebten Speedmaster herausgebracht. Diese erweisen sich als ein wahrer Goldesel, und in der Uhrenszene scherzt man gerne über die „unbegrenzte Anzahl an begrenzten Auflagen“ der Omega Speedmaster auf dem Markt. Ein wenig erinnert das Ganze auch an das Geschäftsmodell des Sportbekleidungsherstellers Nike: Man nehme einen Klassiker, ändere Farbe und Details leicht ab und freue sich anschließend über die Umsatzsteigerung aufgrund der neu entfachten Nachfrage. Virgil Abloh, der sich als Designer bei Louis Vuitton einen Namen machte, bezeichnete dieses Konzept als die „3-Prozent-Regel“, nach der man ein Design lediglich um drei Prozent abändern müsse, um ein neues Produkt zu kreieren. Vor diesem Hintergrund haben wir für Sie analysiert, welche Sondereditionen der Speedmaster Ihnen die beste Rendite bescheren. Im Folgenden finden Sie einige Fallstudien zu bekannten Speedmaster-Modellen in limitierter Auflage und deren Wertentwicklung in den letzten Jahren. Die Daten stammen aus öffentlich zugänglichen Chrono24-Preisdiagrammen für Uhren, die auf der Plattform als „gebraucht“ und „in sehr gutem Zustand“ gelistet sind.
Den Anfang macht die Speedy Tuesday Ultraman, die Omega in Zusammenarbeit mit unseren Freunden bei Fratello entwickelte. Diese Uhr war im Februar 2021 noch für etwa 8.600 EUR zu bekommen. Heute zahlen Sie dafür ca. 14.800 EUR.
Die nächste Uhr ist ein persönlicher Favorit von mir: die Omega Speedmaster Tintin. Im Jahr 2021 lag ihr Verkaufspreis auf Chrono24 noch bei ca. 11.500 EUR. Nach einem Anstieg auf fast 18.000 EUR im Juli 2022 pendelten sich die Preise im Februar 2023 bei etwa 14.800 EUR ein.
Zu den etwas günstigeren Modellen gehört die First Omega in Space, die 2021 für unter 4.000 EUR zu haben war. Sie wird inzwischen nicht mehr hergestellt und kostet zurzeit etwa 5.600 EUR.
Der Listenpreis für die Speedmaster Ref. CK2998 betrug bei ihrer Markteinführung im Jahr 2018 ca. 5.400 EUR. Im Februar 2021 wurde sie auf dem Chrono24 Marktplatz für über 6.000 EUR gehandelt. Heute liegt ihr Preis bei stolzen 9.000 EUR.
Unsere vorletzte limitierte Ausgabe ist die Omega Speedmaster Silver Snoopy Award. Sie ist die einzige Speedmaster auf unserer Liste, die in den letzten Jahren an Marktwert verloren hat. Unsere ältesten Daten stammen aus dem April 2021, als der Durchschnittspreis für diese Uhr um die 25.500 EUR betrug. Heute liegt dieser nur noch bei rund 21.800 EUR.
Als absolute Überfliegerin ging die Speedmaster „Alaska Project“ aus unserer Datenanalyse hervor. Im Februar 2021 konnten Sie diese Uhr noch mit einem Budget von 11.800 EUR erwerben. Inzwischen ist ihr Preis in astronomische Höhen gestiegen und beträgt mit rund 20.200 EUR fast das Doppelte. Die Frage für Omega und die Fans der Marke lautet: Wie geht es weiter? Bisher nutzte Omega für die Entwicklung seiner Sondermodelle besondere Anlässe und Ereignisse aus der Markengeschichte, z. B. Jubiläen, Weltraummissionen oder die Olympischen Spiele. Einige vermuten jedoch, dass der Schlüssel für künftige Sondereditionen eher bei der MoonSwatch liegen könnte. Diese birgt in der Tat ein großes Potenzial. Omega könnte für entsprechende limitierte Editionen höhere Preise veranschlagen und damit die wahrscheinlich ohnehin schon hohen Gewinnspannen weiter vergrößern. Die MoonSwatch war 2022 in aller Munde und sorgte für einen enormen Medienrummel. Aber auch wenn Sie kein Wort mehr über die Uhr hören oder lesen wollen, so ist sie doch ein Riesenerfolg. Es gibt sogar Fan-Art von besonders begeisterten Anhängern der Uhr, die hoffen, dass ihre Entwürfe eines Tages als Grundlage für neue Modellvarianten dienen werden. Omega sieht darin sicherlich eine klare Chance, ein noch größeres Publikum zu erreichen, die Medienberichterstattung zu verstärken, den Zulauf in den Geschäften zu erhöhen, große Gewinne zu erzielen und eine neue limitierte Auflage herauszubringen, ohne dabei auf ein Jubiläum der Speedmaster warten zu müssen. Oder kurz gesagt: Die MoonSwatch wird mit einiger Wahrscheinlichkeit noch weitere Kreise ziehen.