03/24/2022
 6 Minuten

Chrono24 Buyer’s Guide für die Rolex GMT-Master

Von Sebastian Swart

Die Rolex GMT-Master im Detail

Sie gilt als Ikone der Uhrenwelt und blickt auf eine fast 70-jährige Geschichte zurück: die Rolex GMT-Master. Als die Genfer Manufaktur die Referenz 6542 im Auftrag der amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am 1954 erstmals vorstellte, war sie neben der Glycine Airman die erste Armbanduhr mit zweiter Zeitzone. Sie fiel insbesondere durch das einzigartige Farbschema der Lünette mit 24-Stunden-Skala in Rot und Blau sowie einen roten zweiten Stundenzeiger auf. Eine weitere Besonderheit der GMT-Master ist, dass bereits die allerersten Modelle von der Offiziellen Schweizer Kontrollstelle für Chronometer (COSC) zertifiziert wurden. 

Aufgrund der Farbgebung, die an die Farben eines Softdrink-Herstellers erinnert, erhielt diese Referenz der GMT-Master von ihren Fans schnell den Spitznamen „Pepsi“. Über viele Jahre hinweg war die GMT-Master die angesagte Toolwatch für Piloten und Bordcrews internationaler Fluggesellschaften. Heute ist sie zusammen mit ihrer Nachfolgerin, der GMT-Master II insbesondere bei betuchten Vielreisenden beliebt. Sammler erfreuen sich an ihrer Geschichte, während sich manch ein Spekulant die Hände aufgrund guter Profite reibt. Kein Wunder, denn die Preise für gut erhaltene Exemplare ziehen kontinuierlich an. 

Die wichtigsten Referenzen der GMT-Master, deren optische und technische Details sowie die Preisentwicklung stellen wir Ihnen hier vor. 

Im Auftrag der Pan Am: GMT-Master Ref. 6542

Erste Rolex GMT-Master mit der Referenznummer 6542 wurden bis 1959 produziert. Die Referenz ist sehr selten, und wenn man ein Exemplar im guten Zustand bekommt, kann es kostspielig werden. Rolex fertigte die Lünetteneinlage früher Modelle dieser Referenz aus Bakelit, einem der ersten Kunststoffe. Bakelit ist zwar widerstandsfähig gegen Druck oder Hitze, jedoch sehr spröde. Diese negative Materialeigenschaft der frühen Rolex GMT-Masters hatte zur Folge, dass viele der Lünetten bei ungünstiger Krafteinwirkung einfach zersprangen. Eine originale und intakte Bakelitlünette bringt also eine erhebliche Wertsteigerung mit sich. 

Im Innern der damals noch 38 mm großen Edelstahluhr ohne Kronenschutz gibt das automatische Rolex-Kaliber 1030 mit Chronometer-Zertifikat den Takt vor. Die Unruh dieses Werks schwingt mit gemächlichen 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (A/h).  

Von der Rolex GMT-Master Referenz 6542 gibt es eine Reihe verschiedener Varianten, unter anderem aus 18 Karat Gold, mit brauner oder schwarzer Lünette. Außerdem unterscheidet sich die Beschriftung der Zifferblätter voneinander. Allererste Exemplare trugen oberhalb des GMT-Master-Schriftzugs zusätzlich die Tiefenangabe „50 m – 165 ft“. Die heute noch am häufigsten zu findende Variante ist die mit einfachem GMT-Master Schriftzug.  

Der Preis für ein solches Modell ist stark abhängig vom allgemeinen Zustand, eventuellem Zubehör und dem Armband, welches im besten Falle das Original-Oyster-Band ist. Auf Chrono24 finden Sie die 6542 ab etwa 20.000 EUR. Der mittlere Wert liegt bei rund 40.000 EUR, während sich auf der oberen Preisskala auch Exemplare befinden, die über 100.000 EUR kosten können. Wie bei vielen raren und alten Sammlerobjekten handelt es sich um reine Liebhaberpreise. Mitte der 1950er-Jahre kostete diese Referenz 240 Dollar. 

GMT-Master Ref. 6542 mit Bakelitlünette
GMT-Master Ref. 6542 mit Bakelitlünette

Die GMT-Master Referenzen 1675 & 16750

Auf die GMT-Master 6542 folgte im Jahr 1959 die Referenz 1675, die Rolex bis 1979 produzierte. Aufgrund des recht langen Produktionszeitraums sind deutlich mehr Exemplare auf dem Markt als von der Vorgängerin. Die 1675 erhielt erstmals einen Kronenschutz und das Gehäuse wuchs um 2 mm auf die bis heute üblichen 40 mm an. Stilprägend blieb zunächst die Pepsi-Lünette, die nun ausschließlich aus Aluminium bestand und ab den frühen 1970er-Jahren auch in Schwarz erhältlich war. Während des Produktionszeitraums der Referenz 1675 löste Tritium das zuvor verwendete Radium als Leuchtmasse für die Indizes ab. Sie erkennen das verwendete Material an den Buchstaben „T“ rechts neben dem „Swiss“ Schriftzug unterhalb der 6-Uhr Markierung. 

Bis in die Mitte der 1960er-Jahre verwendete Rolex das Kaliber 1565, das wie der Vorgänger mit 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (A/h) schwingt, jedoch mit einer Breguet-Spirale ausgestattet ist. Das nachfolgende Uhrwerk 1575 brachte es ab ca. 1965 bereits auf 19.600 Halbschwingungen. Anfang der 1970er folgte dann noch ein Update: der Sekundenstopp. 

Im Laufe der gesamten Produktionszeit gab es unzählige kleine Veränderungen an Zeigern, Schriftzügen oder am Kronenschutz, die teils selten sind und oftmals einen signifikanten Einfluss auf den Wert einer Rolex GMT-Master Referenz 1675 haben. Die Zifferblätter und deren Aufdruck beschäftigen ganze Heerscharen echter und selbst ernannter Rolex-GMT-Master-Experten. So können die Blätter gilt, matte oder glossy sein. Außerdem gibt es Maxi-Dials mit extra großen Indizes oder „Long E“-Zifferblätter, bei denen der Mittelstrich des Rolex-E ein wenig länger ist als üblich. Um diese und viele weitere Details auseinanderhalten zu können, unterteilt man die Zifferblätter der GMT-Master durch ihre Bezeichnungen in Mark 1 bis Mark 8. Das sind nur wenige von etlichen Beispielen, die an dieser Stelle leider den Rahmen sprengen würden. 

Auf Chrono24 liegt der durchschnittliche Preis für eine GMT-Master 1675 aus Edelstahl und mit Pepsi-Lünette unabhängig vom Uhrwerk oder irgendwelcher Besonderheiten bei knapp unter 19.000 EUR (Stand Mitte März 2022). Damit ist sie rund 1.000 EUR teurer als noch vor einem Jahr. Super rare Exemplare wie z.B. die sogenannte „Quraysh Hawk“, die Rolex für das Verteidigungsministerium der Vereinigten Arabischen Emirate fertigte, können die Grenze von 100.000 EUR sprengen. 

Die Wertentwicklung der Rolex GMT-Master Ref. 1675 zeigt stetig nach oben.
Die Wertentwicklung der Rolex GMT-Master Ref. 1675 zeigt stetig nach oben.

Die GMT-Master Ref. 16750 löste die 1675 im Jahr 1979 ab und wurde bis 1988 produziert. Ein wesentlicher Unterschied zur Vorgängerin ist das Kaliber 3075, das erstmals mit einer Unruhfrequenz von 28.800 A/h schwingt. Ebenfalls neu war die Datumsschnellschaltung, die nun nicht mehr gemächlich zwischen 21:00 Uhr und 00:00 Uhr stattfindet, sondern um Mitternacht. Wie ihre Vorgängerinnen ist die 16750 mit einem Hesalitglas ausgestattet, bietet allerdings eine höhere Wasserdichtigkeit von 100 m (10 bar). Diese betrug vormals lediglich 50 m (5 bar). Rolex bot die Uhr wahlweise mit einem Oyster- oder Jubilee-Armband an. 

Unabhängig von bestimmten Besonderheiten eines einzelnen Exemplars liegt der Preis für eine GMT-Master Referenz 16750 mit Pepsi-Lünette im Durchschnitt bei etwa 15.000 EUR bis 16.000 EUR. Damit ist ein solches Modell in den vergangenen zwei Jahren etwa 4.000 EUR im Wert gestiegen. Sogenannte Full Sets mit Box und Papieren können allerdings auch das Doppelte kosten. 

Rolex GMT-Master 16750 mit schwarzer Lünette
Rolex GMT-Master 16750 mit schwarzer Lünette

GMT-Master 16753 – Bicolor im Charme der 80er-Jahre

Mit der Referenz 16753 bot Rolex erstmals GMT-Master-Modelle an, die wegen ihrer Farbkombinationen deutlich aus dem bisher gewohnten Rahmen fielen. Insbesondere die als „Root Beer“ in die Uhrengeschichte eingegangene Bicolor-Variante dieser Referenz hat in etwa gleich viele Freunde wie Kritiker gefunden. Den Spitznamen erhielt die Uhr aufgrund der Farbgebung des Zifferblatts und der Lünette. Diese sind in einem goldbraunen Farbton gehalten und erinnern an ein in den USA beliebtes Erfrischungsgetränk namens Root Beer. Insgesamt spiegelt diese Variante der Rolex GMT-Master den modischen Zeitgeist der 80er-Jahre perfekt wider. Der Produktionszeitraum lag zwischen 1979 und 1988. Im Innern tickt das bekannte Kaliber 3075. 

Die GMT-Master „Root Beer“ stellte Rolex auch aus Gold her (Ref. 16758). Außerdem gibt es Versionen, die mit dem sogenannten Nipple Dial ausgestattet sind. Die Zifferblätter dieser Exemplare besitzen verkleinerte Indizes, die höher ausfallen als die üblichen Stundenmarkierungen. Beide Referenzen der Rolex GMT-Master sind mit braunem oder schwarzem Blatt erhältlich. 

Der durchschnittliche Preis für eine Rolex  GMT-Master Root Beer (16573) liegt auf Chrono24 bei rund 14.000 EUR. Die Wertsteigerung beträgt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Februar 2021) etwa 4.000 EUR. 

Wenn Sie es richtig krachen lassen wollen, dann sei Ihnen die Goldversion ans Herz gelegt. Hier liegt der Preis im Schnitt knapp über 38.000 EUR. Der Durchschnittspreis stieg damit im Vergleich zum Vorjahrespreis von „nur“ 24.000 EUR signifikant an. Im Februar 2022 verlangte ein Händler auf Chrono24 für ein solches Modell von 1978 im NOS-Zustand (New Old Stock) ohne Box und Papiere 68.000 EUR. 

GMT-Master Ref. 16753 „Root Beer“ mit Nipple Dial und Jubilee-Armband
GMT-Master Ref. 16753 „Root Beer“ mit Nipple Dial und Jubilee-Armband

Rolex GMT-Master – welche ist die beste?

Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach, denn jede Referenz der Rolex GMT-Master hat ihren eigenen Charme und ihre Berechtigung. Die Frage sollte daher eher lauten: Aus welchem Grund möchten Sie eine GMT-Master kaufen? Wenn Sie auf der Suche nach einem seltenen Sammlerobjekt sind, das die Geburtsstunde der GMT-Uhr mitbegründet hat, dann kommen Sie um die Referenz 6542 kaum herum. Würden Sie ein solches Exemplar regelmäßig tragen? Vermutlich nicht, da ihr Alltagsnutzen aus vielerlei Gründen doch eher gering ist. Sofern der Wert weiter steigern soll, ist von einer ernsthaften Nutzung ohnehin abzuraten. 

Bei den Referenzen 1675 und 16750 der Rolex GMT-Master wird es – was die Alltagstauglichkeit betrifft – schon interessanter. Diese Ära der GMT-Master bietet Ihnen auch die beste Möglichkeit, tief in die Materie einzutauchen und auf die Jagd nach einem besonders seltenen Exemplar zu gehen. Eine solche Uhr eignet sich prima fürs Wochenende bei soften Einsätzen oder auch für besonderen Anlässe. Sammelwürdig ist sie in jedem Fall und der Werterhalt bzw. eine Wertsteigerung sind sehr wahrscheinlich. Sofern Sie auf der Suche nach einem robusten „Daily Wearer“ sind, der auch sportlichen Herausforderungen gewachsen ist, empfiehlt sich eher der Griff zu einer Rolex GMT-Master II. 


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

Zum Autor

Aktuellste Artikel

2-1-vs-Model
09/29/2023
Rolex
 6 Minuten

Duell der Taucher: Rolex Sea-Dweller vs. Rolex Submariner

Von Jorg Weppelink
ONP-568-2-1-Brand
09/25/2023
Rolex
 7 Minuten

Rolex – die ultimative Luxusuhrenmarke

Von Sebastian Swart
Goldjunge mit Retro-Charme: die neue Rolex GMT-Master II Gelbgold
08/21/2023
Rolex
 5 Minuten

Rolex-Mythos? 5 Erzählungen über die Marke, die eigentlich nicht stimmen

Von Donato Emilio Andrioli

Featured

10-best-watches-under-2000-1-1-2-1
Top 10 Uhren
 5 Minuten

Die zehn besten Uhren unter 2.000 EUR

Von Donato Emilio Andrioli
Jorgs Uhrensammlung für unter 24.000 EUR
 4 Minuten

Das Beste für 24.000 € im Jahr 2024: Jorgs perfekte Uhrensammlung

Von Jorg Weppelink
Rolex-Submariner-2-1
Uhrenwert
 5 Minuten

Drei eingestellte Uhrenmodelle mit unglaublichen Preisentwicklungen

Von Sebastian Swart
10-best-watches-under-2000-1-1-2-1
Top 10 Uhren
 5 Minuten

Die zehn besten Uhren unter 2.000 EUR

Von Donato Emilio Andrioli