Breitling: Der Schweizer Luxusuhrenhersteller ist heute jedem Uhrenfreund ein Begriff. Seit der Firmengründung vor nunmehr 140 Jahren hat sich die Marke oft gewandelt. Insbesondere ab den 1930er-Jahren machte sich Breitling mit Fliegeruhren einen Namen, war lange Zeit aus der Fliegerei kaum wegzudenken. Heute legendäre Modelle entstanden in den 1940er- und 50er-Jahren unter der Führung von Willy Breitling, der das Unternehmen prägte wie kein anderer.
Seit den 1980er-Jahren und noch bis in die jüngste Vergangenheit hatte Breitling – auch dank seines Marketings – bei vielen das Image als Uhrenmarke für Männer, Machos und Alphatiere inne. Seit 2017 unter neuer Führung versucht Breitling diesen unzeitgemäßen Ruf abzuschütteln, indem sich die Marke nachhaltiger, breiter und femininer aufstellt. Das Ergebnis ist eine riesige, teils farbenfrohe Produktpalette, die für Damen, Herren und alles, was sich dazwischen bewegt, etwas bereithält.
Lesen Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte über die Marke Breitling, von den Anfängen bis heute.
Die frühen Jahre – wie alles begann
Breitling wurde im Jahr 1884 als Kreativ-Atelier durch Léon Breitling im Schweizer Ort Saint-Imier gegründet, bereits 1892 verlegte er die Produktion in eine größere Produktionsstätte in den nur 15 Kilometer entfernten Ort La Chaux-de-Fonds. Breitlings damalige Spezialität war die Entwicklung und Herstellung von Zeitmessern im Taschenuhrenformat, darunter etwa der 1893 vorgestellte Pulsograph, mit dem Ärzte den Puls ihrer Patienten messen konnten. Einige Jahre später begann Breitling mit der Produktion von klassischen Chronographen und Zeitmessern mit Start/Stopp- und Nullstellfunktion. Im Jahr 1915 präsentierte Gaston Breitling – Léons Sohn – den ersten Armbandchronographen überhaupt. Der Bicompax-Chronograph prägt das Erscheinungsbild moderner Chronographen bis in die heutige Zeit.
Fünf Jahre nach dem Tod von Gaston Breitling übernimmt dessen Sohn Willy im Alter von nur 19 Jahren das Unternehmen im Jahr 1932. Bereits 1938 gründete er das Huit Aviation Department. Hier entwickelte das Unternehmen Spezialinstrumente für die Zivil- und Militärluftfahrt. Der Grundstein zur Fliegeruhrenmarke war also gelegt. Unter der Regie von Willy Breitling entstanden die heute legendären Uhrenlinien Chronomat (1941) Premier (1943), Navitimer (1952) und Superocean (1957). Willy Breitling war nicht nur ein visionärer Entwickler funktionaler wie attraktiver Armbanduhren, er war auch eines der ersten Marketinggenies der Uhrenbranche. Willy Breitling leitete das Unternehmen ganze 47 Jahre lang.
Die 1980er-Jahre – auf dem Weg in die Moderne
Ende der 1970er-Jahre steckte die Schweizer Uhrenindustrie mitten in der sogenannten Quarzkrise. Billige Quarzuhren aus Japan überfluteten die weltweiten Märkte und mechanische Uhren waren plötzlich aus der Mode. So wurden viele Schweizer Traditionsunternehmen aufgrund mangelnder Nachfrage in den Ruin getrieben. Eine düstere Entwicklung, die auch vor Breitling nicht Halt machte. 1979, inmitten der Krise, gab Willy seinen Posten als Breitling-Chef aus gesundheitlichen Gründen schließlich ab.
Das Ruder der nunmehr bankrotten Marke übernahm der Elektrotechniker, Pilot und Unternehmer (ehemals Sicura) Ernest Schneider. In einer Zeit, in der mechanische Uhren als archaisch angesehen wurden, entstanden unter Schneiders Führung ab Anfang der 1980er-Jahre erste Breitling Quarzuhren. Den Anfang machte eine Quarzvariante der Chronomat, die Breitling speziell für die Kunstflugstaffel Frecce Tricolori der italienischen Armee entwickelte. Während die Chronomat noch über eine rein analoge Anzeige verfügte, besaß der 1985 vorgestellte Chronograph Aerospace sowohl eine analoge als auch eine digitale Zeitanzeige. Beide Linien, Chronomat und Aerospace, sind bis heute erfolgreiche Kollektionen im Breitling-Produktkatalog.
1994 übernimmt Théodore Schneider, Sohn von Ernest Schneider, die Führung des Breitling-Imperiums. Unter seiner Leitung entstand etwa die Armbanduhr Emergency. Bei diesem Modell handelt es sich um die weltweit erste Digitaluhr mit integriertem Notsender. Ende der 1990er-Jahre kamen mechanische Uhren langsam wieder in Mode, was auch Breitling dazu bewegte, wieder auf Mechanik zu setzen. Da Breitling seinerzeit noch kein Manufakturkaliber vorweisen konnte, griff das Unternehmen auf Uhrwerke des Schweizer Rohwerkeherstellers ETA zurück. Diese wurden nach Breitlings Maßgaben modifiziert und als Chronometer zertifiziert. Erst 2009 präsentiert Breitling mit dem Chronographenkaliber B01 sein erstes Manufakturwerk.
Groß, wuchtig und in Bicolor oder Gold: Seit den 1980-Jahren und bis 2017 setzte Breitling mit dicken Fliegeruhren für Männer (nicht Herren) marketingmäßig primär auf die Macho-Karte. Kooperationen etwa mit Bentley – Breitling for Bentley – unterstrichen den Protzanspruch zusätzlich. Breitling ist seither in den Augen vieler DIE Marke für testosterongesteuerte Helden oder solche, die sich dafür halten.
Neuausrichtung seit 2017
Egal, ob das oben beschriebene Image so gewollt war oder schlicht aus dem Ruder lief: In Zeiten von Nachhaltigkeit, Inklusion und selbstbewussten Frauenbildern ist das Macho-Image ein Anachronismus. Eine aus der Zeit gefallene Uhrenmarke für die berüchtigten alten weißen Männer kann und will Breitling seit 2017 nicht mehr sein. Und so wurde ein komplett neues Markenbild ersonnen, das den selbstbewussten Mann mit 48 mm großen Chronographen jedoch noch immer inkludiert.
Seit der Übernahme von Breitling durch die CVC Capital Partners Investmentgruppe hat das Unternehmen mit Georges Kern einen neuen CEO, dessen Aufgabe es war bzw. ist, das Breitling-Bild ins rechte Licht zu rücken. Kern ist in der Uhrenszene kein Neuling. Der 1965 geborene Deutsch-Schweizer arbeitet seit über 25 Jahren in der Uhrenindustrie und hatte bereits hohe Posten bei renommierten Marken der Richemont-Gruppe inne, unter anderem als CEO von IWC.
Breitling unter Georges Kern setzt verstärkt auf nachhaltige Materialien und Technologien, um den Anforderungen moderner Verbraucher gerecht zu werden. Die Einführung von Online-Verkaufsplattformen und die verstärkte digitale Präsenz in sozialen Medien sind ebenfalls Teil seiner Bemühungen, die Traditionsmarke zeitgemäß zu positionieren. Sogenannte „Squads“, bestehend aus prominenten Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen sollen dabei helfen, die Marke auf sozialen Medien und anderen digitalen Plattformen zu präsentieren.
Kern selbst nennt dieses Markenbild, Zitat: „generalistische Schweizer Uhrenmarke mit einem coolen, informellen und inklusiven Alternativangebot“. Auf die Kollektion projiziert: jede Menge Uhrenklassiker im Retro-Stil für Herren und farbenfrohe Damenvarianten verschiedener Linien, insbesondere der Navitimer und Chronomat.
Im Rahmen dieses Wandels wurden Partnerschaften – etwa mit Bentley und dem Jet Team, der größten zivilen Kunstflugstaffel Europas – beendet. Zwar ist die Fliegerei schon aus geschichtlichen Gründen noch immer Teil des Marketings, jedoch deutlich in den Hintergrund getreten. Um den Nachhaltigkeitsaspekt zu unterstreichen, setzt Breitling verstärkt auf nachhaltige Materialien. Soziales Engagement zeigt die Marke ebenfalls. So gibt es eine Kooperation mit der südafrikanischen Organisation Qhubeka. Deren Aufgabe besteht darin, Fahrräder in südafrikanischen Gebieten mit schlechter Infrastruktur zu verteilen.
Um den sportlichen Charakter zu betonen, hat Breitling mit Erling Haaland einen der weltweit größten Fußballer an Bord geholt, während Hollywood-Liebling und Frauenschwarm Brad Pitt für den nötigen Glamour sorgt. Schauspielerin Charlize Theron wirbt als Breitling-Testimonial um die weibliche Kundschaft.
Wo stellt Breitling seine Uhren her?
Breitling verfügt über mehrere Produktionsstätten in der Schweiz. Die wichtigsten Standorte für die Herstellung und Montage von Breitling-Uhren sind La Chaux-de-Fonds und Saint-Imier. Diese Städte liegen beide im Jura-Gebirge, das für seine traditionelle Uhrmacherkunst und als Zentrum der Schweizer Uhrenindustrie bekannt ist. La Chaux-de-Fonds ist eine Stadt im Kanton Neuenburg. Hier hat Breitling eine seiner Hauptproduktionsstätten, wo verschiedene Phasen der Uhrenherstellung, einschließlich der Montage, durchgeführt werden. Saint-Imier liegt im Kanton Bern und hat historische Verbindungen zu Breitling, da die Marke hier in den frühen Jahren gegründet wurde.
Die bekanntesten Breitling-Armbanduhren im Überblick
Chronomat
Die Breitling Chronomat wurde 1940 erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Uhr besaß bereits eine patentierte Rechenschieberlünette, mit der eine ganze Reihe mathematischer Berechnungen durchgeführt werden konnten. So verfügt die Uhr unter anderem über Tachymeter-, Telemeter- und Pulsometer-Funktion, Multiplikation, Division und Dreisatz sowie Fertigungskalkulationen. Der Name Chronomat setzt sich aus den Begriffen „Chronograph“ und „Mathematik“ zusammen. Eine moderne Variante ist etwa die 44 mm große Referenz AB011012/B967/375A aus Edelstahl.
Premier
1943 folgte mit der Premier ein weiterer, heute legendärer Chronograph. Erstmals konzentrierte sich Breitling bei der Kundschaft für die Premier auf ein solventes Publikum, bei dem weniger die Technik als das edle Erscheinungsbild der Uhr im Vordergrund stand. So war die Premier seinerzeit für den privaten Gebrauch bestimmt und richtete sich nicht etwa an Berufspiloten. Viele Jahre verschwand die Kollektion Premier aus dem Breitling-Katalog, bis sie dort 2018 wieder auftauchte. Wie schon die Ur-Premier aus den 1940er-Jahren sind auch die neuen Varianten der Premier edel und elegant gestaltet. Beispielhaft ist die Premier B01 mit der Referenznummer AB0118371B1A1. Die 42 mm große Edelstahluhr ist mit dem Breitling Manufakturkaliber B01 ausgestattet.
Navitimer
Der wohl bekannteste Breitling-Chronograph ist die 1952 präsentierte Navitimer. Das legendäre Modell richtete sich seinerzeit speziell an Berufspiloten. Die drehbare Rechenschieberlünette funktioniert wie ein Bordcomputer für das Handgelenk. Mithilfe der Lünette und verschiedener Skalen auf dem Zifferblatt können Sie unter anderem Geschwindigkeit, den Treibstoffverbrauch sowie Steig- und Sinkflugraten berechnen. Im Laufe der Jahrzehnte erschienen unzählige Versionen der Navitimer. Die Neuauflage der Navitimer mit der Referenz 806 1959 Re-Edition kommt dem Original jedoch am nächsten.
Damen kommen beispielsweise mit der Navitimer Referenz A17395F41G1P2 ebenfalls auf ihre Kosten.
Superocean
Mitte der 1950er-Jahre begann die Eroberung der Unterwasserwelt. Berufstaucher benötigten zuverlässige Unterwasserinstrumente zur Kontrolle der Tauchzeiten. Viele große Uhrenmarken, darunter Rolex, Blancpain und Omega, stellten dazu ihre jeweiligen Modelle vor. So auch Breitling, mit der 1957 lancierten Superocean. Schon damals gab es die Superocean wahlweise als Drei-Zeiger-Uhr oder mit Chronographenfunktion. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Besonders beliebt sind Retro-Varianten wie die Breitling Superocean Héritage Chronograph Ii B01 44 AB0162121B1S1 mit Manufakturkaliber B01. Als Damen- bzw. Unisex-Uhr eignet sich insbesondere die Superocean Heritage ’57 Pastel Paradise A10340A71A1X1.
Top Time
Die Breitling Top Time erschien im Jahr 1964 und wurde bis etwa in die Mitte der 1970er-Jahre produziert. Top Time-Modelle waren preisgünstige Alternativen zu den weitaus teureren Chronographen, die sich bis dato im Programm von Breitling befanden. Damit hatte Breitling explizit junge Männer zwischen 25 und 30 Jahren im Visier. Der Hersteller legte 2020 neue Modelle der Top Time auf. Darunter auch eine legendäre Variante, die wegen ihres prägnanten Panda-Zifferblatts bereits in den 1960er-Jahren den Spitznamen „Zorro“ erhielt. Dieses Modell ist in einer auf 2000 Exemplare limitierten Ausgabe wieder erhältlich. Als preisgünstige Alternative können die aktuellen Varianten allerdings nicht mehr durchgehen.