Zum Hauptinhalt springen
Chrono24 Magazin Magazin
Zum Marktplatz

3 Uhren mit perfektem Sound: Schlagwerke der Extraklasse

Von Tim Breining
15. Februar 2022
5 Minuten
Audemars Piguet Salmon-2_1

Vor dem Jahreswechsel beehrte Patek Philippe die Uhrenwelt wieder mit einer der wenigen Uhren, die den Titel „Advanced Research“ tragen dürfen. Dies weist die neue Patek Philippe 5750 Advanced Research als streng limitierten Technologieträger aus, der besonders innovative Entwicklungen des Hauses zur Schau stellt. In dieser Reihe erschienen bisher fünf Uhren, wobei sich die ersten vier allesamt der Optimierung von Material und Geometrie der Hemmungskomponenten zuwendeten. Die fünfte Advanced Research-Uhr schlug mit der Aquanaut 5650 Travel Time einen ganz anderen Weg ein. In diesem Modell präsentierte Patek Philippe einen auf der Zifferblattseite sichtbaren Mechanismus, der die zahlreichen Komponenten der Zeitzonen-Einstellung auf ein einziges, flexibles Bauteil reduzierte. 

Bei der aktuellsten Innovations-Uhr der Extraklasse aus dem Hause Patek Philippe dreht sich alles um den perfekten Ton. Doch nicht nur die Genfer Luxusmanufaktur kann mit herausragenden Schlagwerken dienen. Wir erklären Ihnen den Mechanismus und zeigen Ihnen zwei weitere Uhren, die den perfekten Sound versprechen. 

Schlagwerksmechanismen der Meisterklasse: der perfekte Ton 

Trotzdem beginnen wir erst einmal mit der Patek-Uhr. Die Ende 2021 präsentierte Patek Philippe 5750 Advanced Research stellt nun die sechste Uhr der exklusiven Advanced-Research-Reihe dar, ist diesmal limitiert auf 15 Stück und widmet sich den Schlagwerkskomplikationen. Seit Philippe Dufour in seiner Grande Sonnerie erstmals die Funktionen von Petite und Grande Sonnerie mit Repetitionsschlagwerk in einer Armbanduhr unterbrachte, hat sich auf diesem Feld einiges getan. 

Um bei der Zielgruppe solventer Enthusiasten Aufmerksamkeit zu erregen, erschien so manche Uhr mit innovativen oder schlicht kuriosen Schlagwerksmechanismen. Geeignete Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz abzusetzen, sind etwa die Klangerzeugung auf eine besonders kreative Weise umzusetzen, einen möglichst lauten Ton zu erzeugen oder die traditionell empfindliche Uhrengattung robust und wasserabweisend zu konstruieren. Einigen dieser Herausforderungen haben sich die Ingenieure von Patek Philippe mit der Minutenrepetition Referenz 5750 angenommen: Ein lauterer Klang durch rein mechanische Mittel, ohne dabei den Charakter des Tons zu verfälschen. 

Was das Schlagwerk der 5750 so besonders macht 

Typischerweise finden sich in jeder Uhr mit Schlagwerk – egal, ob Sonnerie oder Minutenrepetition – ein oder mehrere Hämmer, die eine Gongfeder schlagen. Diese ist bei der traditionellen Bauform am Uhrwerk befestigt. Die Schwingung des aufwendig justierten Gongs erzeugt dann den Ton, wobei dessen Befestigung am Werk und damit indirekt am Gehäuse problematisch sein kann, da dieses auch zu gewissen Vibrationen angeregt wird, je nach Material dämpfend wirkt und akustisch berücksichtigt werden muss. Bei Patek Philippe entschied man sich dazu, das Gehäuse der Uhr so gut es geht aus der Gleichung zu streichen. Die Lösung nennt sich „Fortissimo ff Modul“, wobei die Bezeichnung schon auf die verbesserte Lautstärke und die Verstärkung der Töne des Schlagwerks hindeutet.  

Die größte Komponente des Moduls dieser besonderen Uhr ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, da es sich um eine dünne, durchsichtige Saphirglasscheibe handelt, die auf der Rückseite des Werks zwischen Uhrwerk und gläsernem Gehäuseboden mit etwas Abstand zu schweben scheint. Lediglich ihr Mittelpunkt ist an einer stimmgabelförmigen Komponente befestigt, die wiederum in der Nähe der Hämmer verschraubt ist. An dieser Komponente ist bei der Patek Philippe 5750 Advanced Research die Gongfeder befestigt. Somit ist ihre Verbindung zum Gehäuse wesentlich indirekter als bei üblichen Konstruktionen des Schlagwerks. Wird der Gong durch die Hämmer in Schwingung versetzt, wird deshalb fast ausschließlich die stimmgabelförmige Komponente angeregt, die wiederum die Saphirscheibe zum Schwingen bringt. Diese wirkt wie die Membran eines Lautsprechers und erzeugt schließlich den von Patek gewünschten klaren und lauten Ton.  

Das Prinzip des beschriebenen Aufbaus kann im zitierten Patent, das 2021 erteilt wurde, nachvollzogen werden. Die Membran ist ausgespart, um die darunterliegenden Bauteile sehen zu können. Die Befestigung des Gongs (14) an der Komponente (20) sowie die Befestigung der Membran am freien Ende der Komponente ist gut zu erkennen, ebenso ein Hammer (12), der den Gong schlägt. Lediglich die einer Stimmgabel ähnelnde Formgebung ist hier noch nicht ersichtlich.

Benoist et al, CH716753A2
Benoist et al, CH716753A2

Der Ton soll nun – möglichst ungestört – nach außen dringen können. Hierzu isoliert zunächst ein Polymerring das Gehäuse der Uhr vom Schlagwerk und vier Schlitze in einem Titanring erlauben dem Schall das Gehäuse bei 12, 3, 6 und 9 Uhr zu verlassen. Dabei schützen kleine Membranen vor dem Eindringen von Staub und Feuchtigkeit. Wirklich wasserdicht wird die Uhr dadurch nicht, was bei Schlagwerksuhren aber nicht weiter ungewöhnlich ist.  

Beim Gehäuse sowie den Hämmern setzt Patek Philippe auf das dichte Element Platin, das gemeinhin als schwieriges Material für Gehäuse von Schlagwerksuhren gilt. Mit dem patentierten Fortissimo-Modul umgeht Patek jedoch den akustischen Einfluss des Gehäusematerials durch Entkopplung weitgehend, weshalb sie hier selbstbewusst auf das Edelmetall setzen können und demonstrieren, dass die Theorie hinter der Konstruktion aufgeht. Auch die Hämmer sind ungewöhnlich: Stahl wäre die klassische Wahl, um einen lauten Ton zu erzielen, doch dank der Verstärkung durch die Saphirscheibe bleibt Patek Philippe auch hier bei Platin, wovon man sich einen weicheren, angenehmeren Klang verspricht. 

Vier Patente stehen hinter der Konstruktion der Patek Philippe 5750 Advanced Research, die nur einen von vielen Ansätzen darstellt, ein Schlagwerk besonders schön oder laut klingen zu lassen. Wie man das noch bewerkstelligen kann, zeigen ausgesuchte Meisterleistungen der vergangenen Jahre aus den Entwicklungsabteilungen der Uhrmacher-Konkurrenz. 

Chopard Full Strike – Gong und Uhrenglas als Einheit 

Mit der 5750 von Patek Philippe teilt sich die Chopard Full Strike das Platingehäuse sowie die Innovationsstärke. Letztere sorgt dafür, dass die Uhrenmarke gleich drei Patente für ihre „Klanguhr“ angemeldet hat. Technisch gesehen weisen die beiden Modelle allerdings keinerlei Übereinstimmung auf, denn Chopard versucht mit der Full Strike nicht etwa, den Gong vom Gehäuse zu entkoppeln und den Klang durch Gehäuseöffnungen nach außen zu führen, wie ihre Genfer Kollegen. 

Vielmehr sind bei der Chopard Full Strike Gong und Uhrenglas auf der Frontseite eine einzige, massive Komponente aus Saphirglas. Schlagen die Hämmer auf den Gong, kann sich der Schall über das Uhrenglas nach vorne ausbreiten. Der störende und dämpfende Einfluss des Gehäuses scheint bei dieser Bauform ebenfalls gering zu sein. Dass Chopard volles Vertrauen in seine Konstruktion hat beweist die Tatsache, dass man nach anfänglichen Editionen mit Weiß- und Roségold-Gehäusen schließlich die neueste Variante im Platingehäuse präsentierte.  

Audemars Piguet Supersonnerie 

Man kann nicht von besonderen Uhren mit Schlagwerk reden, ohne Audemars Piguets Supersonnerie-Zeitmesser zu diskutieren. Manchem dürfte das markante Gehäuse der AP Royal Oak Concept Supersonnerie, einem Technologieträger von 2016, im Gedächtnis geblieben sein. Adaptionen in den regulären Kollektionen erschienen zunächst in der Jules Audemars-Kollektion (welche ein Nischendasein im Schatten der Royal Oak fristet) und in der kontroversen CODE 11:59-Linie. Audemars Piguet ließ sich bis 2019 Zeit, um die Vorzüge der Supersonnerie einer limitierten Reihe von Royal Oaks mit dem gewohnten Tapisserie-Zifferblatt und ohne extravagante Designelemente zuteilwerden zu lassen. So unterschiedlich die Konzeptuhr und ihre Nachfolger in den Kollektionen auch sein mögen: Sie alle setzen auf dieselbe Gehäusekonstruktion und dasselbe Tonerzeugungsprinzip.

Audemars Piguet setzt bei der Tonerzeugung vor allem auf das Gehäuse der Uhren.
Audemars Piguet setzt bei der Tonerzeugung vor allem auf das Gehäuse der Uhren.

Für die Konzeption dieser besonderen Sound-Uhren zeichnet sich Audemars Piguets interne Innovations- und Engineering-Abteilung Renaud&Papi verantwortlich, welche auch zahlreiche externe Aufträge bearbeitete, darunter eine Minutenrepetition für IWC oder Uhrwerke für Richard Mille. Für die Supersonnerie arbeitete Renaud & Papi mit der EPFL Lausanne, einer Schweizer Universität, zusammen. Ziel sollte neben einer klaren und hochwertigen Tonwiedergabe das Erreichen einer hohen Lautstärke bei gleichzeitiger Wasserdichtigkeit sein. Das Vereinen der letzten beiden Eigenschaften stellt bei Uhren mit Schlagwerk eine besondere Herausforderung dar. 

Die technische Lösung der Supersonnerie ist in bestimmten Aspekten mit der der Patek 5750 verwandt. Auch hier ist der Gong nicht direkt an Uhrwerk oder Gehäuse, sondern an einer Platte befestigt (die hier als die „Lautsprechermembran“ fungiert), welche den Schall über den mit Resonanzkammern versehenen Gehäuseboden durch Öffnungen freigibt. Anders als bei der Patek 5750 kann eine gewisse Wasserdichtigkeit von 20 m trotz dieser Öffnungen gewährleistet werden, denn ein Dichtring unter der Membran isoliert die Mechanik inklusive Gong vollständig von den Öffnungen des Gehäusebodens. Dessen Aussparungen lassen im Ernstfall lediglich Wasser in den Hohlraum zwischen diesen Öffnungen und der Membran eintreten, nicht aber in das Gehäuseinnere. 

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Über den Autor

Tim Breining

Tim Breining

Etwa 2014, während meines Ingenieurstudiums, begann ich mich für Uhren zu interessieren. Mit der Zeit wurde aus der anfänglichen Neugier eine Leidenschaft. Da …

Zum Autor

Aktuellste Artikel

Featured